Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)
erschrecken, Elena .« Er nahm sie bei der Hand und zog sie zu sich heran. »Vielleicht erlaubst du ihm, dich Gildenjägerin zu nennen ?«
Elena sah auf, überzeugt davon, den Erzengel lachen zu sehen. Doch sein Gesichtsausdruck war ernst, und auf seinen Lippen lag nichts als die vertraute, sinnliche Anmut. »Ähm, ja, einverstanden .« Sie nickte Montgomery zu und fühlte sich genötigt zu fragen: »Ist das in Ordnung ?«
»Selbstverständlich, Gildenjägerin .« Er machte eine kleine Verbeugung. »Ich war nicht sicher, ob Sie etwas essen möchten, Sire, aber ich habe eine Kleinigkeit auf Ihre Zimmer bringen lassen .«
»Das wäre dann alles für heute Abend, Montgomery .«
Während sich der Butler lautlos zurückzog, betrachtete Elena in der Eingangshalle mit wachsender Verwunderung eine große chinesische Vase, die gegenüber dem Buntglasfenster in einer Ecke neben der Tür stand. Sie war mit einem Sonnenblumenmuster verziert, das ihr seltsam vertraut vorkam. Sie ließ Raphaels Hand los und trat näher … und näher. Ihre Augen weiteten sich. »Das ist meine !« Sie hatte sie in China als Geschenk von einem Engel erhalten, nachdem sie eine besonders schwere Jagd erfolgreich beendet hatte – eine Jagd, die sie in das tiefste Innere der Unterwelt von Shanghai geführt hatte.
Raphael legte ihr die Hand auf den Rücken, eine brennende Berührung, die sie zu versengen drohte. »All deine Sachen sind hier .« Er wartete, bis sie ihn anschaute, bevor er sagte: »Sie wurden in dieses Haus gebracht, damit sie bis zu deiner Rückkehr in Sicherheit waren .«
»Allerdings « ,fuhrerfort,alssienichtsdarauferwiderte,weilsieeinenKloßimHalshatte,»siehtessoaus,alshättesichMontgomerybeidieserVasenichtbeherrschenkönnen.Ichfürchte,erhateineSchwächefürschöneDingeundhatschonöfterGegenständeumgeräumt,wennerderAnsichtwar,dassihnennichtdieangemesseneAufmerksamkeitzukam.EinmalhatereineantikeStatueausdemHauseinesanderenErzengels›umgeräumt‹.«
Elena starrte in den Korridor, in dem der Butler mit kultivierter Geräuschlosigkeit verschwunden war. »Das glaube ich dir nicht. Dazu ist er viel zu korrekt .« Es war einfacher, so etwas zu sagen, sich auf einen Scherz zu konzentrieren, als sich auf diese Enge in ihrer Brust und die Gefühle, die ihr die Kehle zuschnürten, einzulassen.
»Du würdest dich wundern … « Er legte ihr wieder die Hand auf den Rücken und geleitete sie durch die Eingangshalle und dann die Treppen hinauf. »Komm mit, du kannst dir deine Habseligkeiten auch morgen noch ansehen .«
Auf dem Treppenabsatz blieb sie stehen. »Nein .«
Raphael betrachtete ihren Gesichtsausdruck aus Augen, wie sie kein Sterblicher jemals besitzen würde, eine sichtbare Erinnerung daran, dass er niemals ein Mensch gewesen war, niemals auch nur annähernd sterblich sein würde. »Diese Willenskraft .« Er führte sie zu einem Zimmer, das von ihrem Hauptschlafzimmer abging, und öffnete die Tür.
Alles aus ihrer Wohnung war ordentlich aufgestapelt, die Möbelstücke mit Schonbezügen versehen, die Kleinigkeiten in Schachteln verstaut.
WieerstarrtbliebsieinderTürstehenundwusstenicht,wassieempfindensollte – Erleichterung,ÄrgerundFreuderangeninihrmiteinander.Siehattegewusst,dasssieniemehrinihreWohnungzurückkehrenkonnte,dieihreinsichererHafengewesenwar,mehrnoch:einegrimmigeFestunggegendenVater,dersieverstoßenhatte.IhrHeimwarnichtfüreingeflügeltesWesengeeignet,dochseinVerlusttatweh.Furchtbarweh.
Und nun … »Warum ist alles hier ?«
Er legte die Hand um ihren Nacken, ohne auch nur zu versuchen, den Ausdruck von Besitz in dieser Geste zu verbergen. »Du gehörst mir, Elena. Wenn du beschließt, in einem anderen Bett zu schlafen, werde ich dich einfach abholen und wieder nach Hause bringen .«
Hochmütige Worte. Aber er war ein Erzengel. Und sie selbst hatte ebenfalls ihre Ansprüche gestellt. »Das gilt für beide Seiten, falls du dich erinnerst .«
»Akzeptiert, Gildenjägerin .« Er drückte ihr einen Kuss auf die Schulter, und seine Finger schlossen sich eine Spur fester um ihr Genick. Komm mit ins Bett .
Erregung durchfuhr sie, ihr Körper wusste nur zu gut, welche Freuden sie von diesen starken, tödlichen Händen zu erwarten hatte. »Damit wir über Messer und Scheiden sprechen können ?«
Sinnliches, männliches Lachen, noch ein Kuss und die zärtliche Berührung seiner Zähne. Doch er lockerte den Griff und sah ihr schweigend dabei zu, wie sie das Zimmer betrat und einen der Schonbezüge anhob, um
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