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Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Menschen bedroht .«
    Die Muskeln in Elenas Schulter versteiften sich, als der Name des schönsten – und bösartigsten – aller Erzengel fiel. »Nach allem, was ich in den Nachrichten gehört habe « , sagte sie und zwang sich dazu, sich zu entspannen, »scheint zumindest der Nahe Osten einer größeren Katastrophe entgangen zu sein .«
    »Ja. Favashi unterstützt Neha dabei, mit den Unglücksfällen in ihrem Gebiet fertigzuwerden .«
    Der Erzengel von Persien und der Erzengel von Indien hatten schon bei früheren Gelegenheiten zusammengearbeitet, wie Elena wusste. Und jetzt, da Neha fast alle anderen Mitglieder des Kaders hasste, schien sie nur noch Favashi akzeptieren zu können – was womöglich daran lag, dass der andere Erzengel so viel jünger war. »Sie haben etwas zu bedeuten, nicht wahr ?« , fragte sie und wandte sich Raphael zu, um ihm die Hand auf die wilde Hitze seiner Brust zu legen. Die schemenhaften Regentropfen glitten lautlos über ihre Haut. »All diese extremen Wetterphänomene .«
    »Es gibt da eine Legende « , sagte Raphael leise, seine Flügel loderten auf, als er Elena an sich zog – ganz so, als wollte er sie beschützen. »Sie besagt, dass die Berge erbeben und die Flüsse überquellen werden, während Eis über die Erde kriecht und die Felder von Regen überschwemmt werden .« Er sah aus seinen unwirklichen, unmenschlichen, chromblauen Augen zu ihr herab. »All das tritt ein … wenn ein Uralter erwacht .«
    Die Kälte in seiner Stimme ließ ihr jedes einzelne Haar zu Berge stehen.

2
    Sie schüttelte die Kälte ab, die ihr bis ins Mark gekrochen war, und sagte: »Einer der Schlafenden ?« Raphael hatte ihr von ihnen erzählt, jenen seiner Art, die so alt waren, dass sie der Unsterblichkeit müde geworden waren. Und so hatten sie sich hingelegt, die Augen geschlossen und waren in einen tiefen Schlaf gefallen, der nur unterbrochen wurde, wenn irgendetwas sie zwang, wieder zu Bewusstsein zu kommen.
    »Ja .« Ein einziges Wort, in dem tausend ungesagte Dinge lagen.
    SieschmiegtesichfesteranihnundschlangdieArmeumseinenLeib.MitdemHandrückenstreiftesiedierohseideneTexturseinerFedern,einestille,überwältigendeIntimitätzwischeneinemErzengelundeinerJägerin.»EskannnichtjedesMalsosein,wennsiegewecktwerden.EsmussdochvieleSchlafendegeben .«
    »Ja .« Seine Stimme klang weit entfernt, wie die eines Unsterblichen, der ein Jahrtausend und viele Jahrhunderte erlebt hat. »Wir werden möglicherweise Zeuge der Wiedergeburt eines Erzengels .«
    Sie sog die Luft ein, eine Erkenntnis flackerte an den Rändern ihres Bewusstseins auf. »Wie viele Erzengel befinden sich im Schlaf ?«
    »Das weiß niemand. Doch im Laufe unserer Geschichte sind schon mehrere verschwunden. Antonicus, Qin, Zanaya. Und … «
    »…Caliane « ,brachtesiedieAufzählungfürihnzuEnde.Siedrehtesichso,dasssieihnansehenkonnte,ohnesichdenHalszuverrenken.IhrErzengelwarsogutdarin,seineGefühlezuverbergen,dochsielerntelangsam,diewinzigenVeränderungeninseinenAugenzulesen,diemehrTagehattenanbrechensehen,alssiesichjemalswürdevorstellenkönnen.DieseAugenhattendieEntstehungunddenUntergangganzerZivilisationengesehen.
    Als sie jetzt mit dem Rücken an der gläsernen Kälte des Fensters lehnte, ließ sie zu, dass er sich vorbeugte, um seine Hände rechts und links neben ihrem Kopf auf die Scheibe zu stützen. Sie strich mit den Fingern über seine glatte, muskulöse Brust und hinunter bis zu seinen Hüften, wo sie verharrte. Sie wollte ihn im Hier und Jetzt verankern, ihn ganz bei sich haben, wenn sie ihn nach seinem Albtraum fragte. »Würdest du es wissen, wenn es deine Mutter wäre, die erwacht ?«
    »Als ich ein Kind war « – auf seiner Haut spürte sie eine Andeutung von Hitze, doch seine Augen behielten diesen unmenschlich metallischen Farbton – »gab es zwischen uns eine mentale Verbindung. Doch sie verlor sich, als ich heranwuchs und sie wahnsinnig wurde .« Sein Blick ging an ihr vorbei, hinaus in das tiefe Pechschwarz der Nacht.
    Elena war es gewohnt, für alles zu kämpfen, was sie wollte, was sie brauchte. Das hatte sie lernen müssen, um zu überleben. Es hatte sie abgehärtet. Doch was sie für diesen Mann, diesen Erzengel empfand, war ein stärkeres, mächtigeres Bedürfnis, eines, das ihr ein inneres Wissen vermittelte, das sie als Jägerin allein nie gehabt hätte. »Hör auf damit .«
    Ein stummer Blick, umrahmt von einer dünnen Eisschicht aus Myriaden dunkler Echos, die in den Erinnerungen eines Erzengels

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