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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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als mächtige Königin herrschte. Für viele Jahre zog sie sich in die Region zurück, die Favashi jetzt ihr Eigen nennt. Nie zuvor hatte ich sie so niedergedrückt gesehen. Und auch Neha hatte Mitgefühl mit ihrer Schwester – vermutlich glaubte sie, den Preis gewonnen zu haben und nun Größe zeigen zu können. Die Spiele hörten auf.«
    Reiner, greller Zorn kochte unter Mahiyas Haut. »Offenbar hat meine Mutter lange nach Nehas Hochzeit beschlossen, diesen Zustand zu ändern.« Und hatte damit Ereignisse in Gang gesetzt, aufgrund derer ihre Tochter ohne Mutter und als Gefangene aufwachsen musste.
    Doch Vanhi schüttelte den Kopf. »Nein, es war kein Spiel. Nivriti hat nie wieder so für einen Mann empfunden wie für Eris.« Die Vampirin setzte ihr Glas ab, als befürchtete sie, auch dieses zu zerbrechen. »Es ist eine der größten Ungerechtigkeiten der Welt, dass ausgerechnet dieser Mann die Herzen zweier so starker Frauen in seinen Händen hielt.«
    Mahiyas Zorn zerschellte, und an ihre Stelle trat ein schmerzliches Verständnis für die Mutter, die sie nie kennengelernt hatte, denn hinter dem hässlichen Treuebruch steckte eine unvergängliche Liebe. Eris hatte diese Liebe nicht verdient, aber dass Mahiya zumindest in Liebe empfangen worden war, wenigstens auf einer Seite, das änderte ihre ganze Geschichte.
    »Du weinst.« Mit den Fingerspitzen berührte Vanhi Mahiyas Tränen und wischte sie fort. »Ach, mein liebes Mädchen, ich wollte dich nicht traurig machen.«
    »Ich habe mich immer gefragt, ob es ihr etwas ausgemacht hat, dass man mich ihr weggenommen hat«, sagte Mahiya. Ihr Blick war von den Tränen verschleiert, die immer weiterliefen. »Jetzt glaube ich, dass es vielleicht so war. Dass ich ihr vielleicht etwas bedeutet habe.«
    Auf Vanhis Gesicht zeigte sich Bestürzung.
    »Du hast ihr nicht nur etwas bedeutet, du hast ihr alles bedeutet.« Sie umfing Mahiyas Gesicht mit beiden Händen, ehe sie fortfuhr: »Ich habe dir noch ein Geheimnis vorenthalten, eines, das deine Mutter mir anvertraut hat – denn ich war dabei, als du geboren wurdest.«

29
    Mahiya blinzelte die Tränen fort, ihre Welt glich einem sich immer wandelnden Kaleidoskop. »Ich wurde meiner Mutter nicht aus dem Leib gerissen?«
    »Nein, nein.« Vanhis Bestürzung wuchs. »Ich habe dafür gesorgt, dass die Geburt für Nivriti so angenehm verlief, wie es in einer Zelle möglich war.« Mit zitternden Fingern strich sie Mahiya die Haare zurück. »Nach der Geburt, als man dich ihr weggenommen hatte, war ich einige Augenblicke mit deiner Mutter allein. Sie flüsterte mir zu, dass sie ihrem Kind ein Geschenk hinterlassen wollte, und ließ mich ihr versprechen, dir dieses Geschenk zur rechten Zeit zu übergeben.«
    »Was ist es?«, fragte sie. Der Gedanke an ein Bindeglied zwischen ihr und ihrer Mutter ließ sie zittern.
    Vanhis lachte unter Tränen. »Mahiya, das ist doch ein wunderschöner Name, findest du nicht? Ich habe ihn Neha vorgeschlagen.«
    Mahiya hatte ihren Namen stets für einen von Nehas grausamen Scherzen gehalten, weil er Glück und Freude bedeutete … und manchmal hatte sie ihn auch geliebt. »Meine Mutter gab mir meinen Namen?« Das war ein Geschenk, das ihr niemand nehmen konnte.
    »Ja, aber den zweiten Teil musste ich geheim halten, weil Neha ihn nicht akzeptiert hätte.« Der Kummer einer Frau, der den Erzengel liebte, aber auch seine Fehler sah.
    Mahiya beugte sich vor, Hunderte Schmetterlinge flatterten in ihrer Brust. »Wie lautet der zweite Teil?«
    »Geet«, flüsterte Vanhi. »Dein Name ist Mahiya Geet.«
    Lied der Freude … geliebtes Lied.
    Ihr Herz zerbarst von innen heraus. Ihr Name war keineswegs Spott, nein, er war ein Schatz, ein letztes Geschenk ihrer Mutter, die ihre neugeborene Tochter nicht hatte in ihren Armen halten dürfen – wie Mahiya wusste, ohne dass sie danach fragen musste. »Danke«, flüsterte sie Vanhi zu. Die Gefühle schnürten ihr die Kehle zu.
    »Ich wollte es dir schon früher sagen … aber du warst noch nicht bereit dafür«, sagte Vanhi und zog sie in ihre Arme. »Jetzt bist du es. Ich bin sicher, die Welt wird erzittern, wenn sie dein Lied hört, mein liebes Mädchen.«
    ***
    Lied der Freude.
    Mahiya schloss die Hände fester um das Balkongeländer, ehe sie sich zu dem Mann umdrehte, der als Einziger außer Vanhi ihren wahren Namen kannte. Sie hatte es jemandem erzählen müssen, und Jason … würde ihr Geheimnis bewahren.
    Kurz vor Mitternacht war der Himmel bis auf die

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