Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)
ihren Kopf zurück und zwang sich, ihre von seinen Küssen geschwollenen Lippen freizugeben. »Sieh mich an.« Ein schroffer Befehl.
Dichte Wimpern hoben sich und offenbarten ihre goldbraunen Augen, die vor Leidenschaft verschleiert waren. »Ich sehe dich, Jason.«
»Und was siehst du?« Mit einer Hand strich er seitlich an ihrem Oberkörper hinauf und rieb durch den Stoff ihrer Kleidung hindurch sanft mit dem Daumen über die Spitze ihrer Brust.
Ihr Atem stockte, aber sie ließ seine Augen nicht los. »Einen Mann wie ein Sturm, der niemandem gehört und niemals gezähmt werden wird. Wer etwas anderes erwartet, bettelt geradezu um eine schmerzhafte Enttäuschung.«
Offene Augen, dachte er, ihre Augen waren weit geöffnet. »Manch einer würde sagen, du versuchst mich zu verführen, um mich an die Leine zu legen.«
Warmes, überraschtes Gelächter perlte über die Bergkuppe. »Nur ein Dummkopf würde versuchen, einen Sturm einzufangen oder zu lenken. Dafür bin ich viel zu klug.«
Er küsste sie mit offenem Mund, wollte von ihrem Lachen trinken und etwas von der überwältigenden Wärme ihres Geistes stehlen, um es in seinem Inneren zu horten. Durch den Stoff seines Hemdes gruben sich ihre Fingernägel in seine Brust, ihr Busen drängte sich gegen seine Hand und die exotische Wildheit ihres Duftes umfing ihn.
Ein Gefühl tiefer Verbundenheit fuhr ihm bis in den Magen, ein erschreckendes, intensives Erlebnis, das seine Nerven in Brand steckte. Nie hatte er sich wirklicher gefühlt, nie war er mehr Teil dieser Welt gewesen.
Er unterbrach den Kuss gerade lang genug, damit sie Atem holen konnte, ehe er seine Lippen wieder auf ihre presste, sie mit seiner Zunge erkundete und in tiefer fleischlicher Lust versank. Ihre Brustwarze hob sich hart unter dem Stoff ihrer Tunika ab, und als er sie zwischen Daumen und Zeigefinger zusammendrückte, fuhr sie zusammen und entzog sich seiner Berührung.
Während er seine Flügel, die sich voll entfaltet hatten, wieder zusammenlegte, beobachtete er, wie sie versuchte, ihren Atem zu beruhigen. »Nicht hier«, sagte sie schließlich. Ihre Brust hob und senkte sich unregelmäßig. »Wirst du in mein Bett kommen?«
Es war eine so höfliche Einladung, und dabei waren ihre Lippen noch feucht von seinem Kuss und ihre Wangen vor sinnlichem Begehren gerötet. »Ja.«
Er hatte Ja gesagt, aber nachdem er Mahiya zum Palast zurückbegleitet hatte, brach er gleich wieder auf; er hatte auf seinem Handy eine Nachricht erhalten, der er sofort nachgehen musste. Enttäuschung durchströmte ihr Blut, doch sie beschloss, ebenfalls eine ihrer Aufgaben wahrzunehmen, und machte sich auf den Weg zu Vanhis Wohnung. Dabei benutzte sie belebte Wege und Korridore, denn wenn jemand sie im Visier hatte, wollte sie es ihm möglichst schwer machen, sie von der Herde zu trennen.
Als sie eintraf, las Vanhi ein Buch. Mahiya beugte sich zu ihr hinunter und gab der lächelnden Vampirin einen Kuss auf die Wange, ehe sie sich in einen der bequemen Sessel im Wohnzimmer setzte. »Ich störe dich gerade.«
»Du weißt, dass du mir immer willkommen bist.« Vanhi ließ ein verschnörkeltes Lesezeichen aus Metall zwischen die Seiten gleiten und legte das Buch auf dem Couchtisch ab. »Der Ausdruck in deinen Augen macht mir Sorgen, Mahiya.«
»Vanhi …«
Die Vampirin hob die Hand. »Ich kenne dich zu gut, meine Liebe. Ich habe dich als Kind in meinen Armen gewiegt, wenn du geweint hast, und auch als junge Frau, als Arav dir das Herz gebrochen hat.« Seufzend ergriff sie Mahiyas Hand und drückte sie. »Dein ganzes Leben lang hast du darauf gewartet, jemanden zu lieben, mein süßes Mädchen. Ich möchte nicht, dass du die Kraft deines wundervollen Herzens an einen Mann verschwendest, der ein solches Geschenk nicht würdigen kann.«
»Ich verstehe ihn.« Niemals würde sie den entsetzlichen Kummer vergessen, den sie in seiner Geschichte von Nene und ihrem Yavi gespürt hatte; allein sich die Ursache dafür vorzustellen schmerzte sie. »Ich erwarte nicht mehr von ihm, als er mir geben kann.«
»Das sagst du. Aber du bist so empfänglich für Freundlichkeit und jedes Anzeichen von Fürsorge.«
Der Schlag tat weh. »Bei dir klingt es, als wäre ich ein misshandeltes Haustier.«
Vanhi erhob sich und begab sich ins Esszimmer, um zwei Gläser Wein einzuschenken. »Ich missgönne dir dein Glück nicht«, sagte sie, und in jeder Silbe lag Fürsorge. Nachdem sie Mahiya das zweite Weinglas gereicht hatte, setzte sie sich
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