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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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wieder in ihren Sessel. »Ich will nur nicht, dass dir wieder wehgetan wird.«
    Mahiya bedachte sie mit einem nachdenklichen Lächeln. »Wenn es ein ehrlicher Schmerz ist, werde ich überleben.« Vielleicht hatte sie wirklich ihr Leben lang auf jemanden gewartet, den sie lieben konnte, und Jason … brauchte Liebe so dringend wie eine Wildblume den Sonnenschein.
    Vanhi schüttelte den Kopf. »Daran trage auch ich Schuld – es tut mir leid, dass ich nicht für dich da sein und dir nicht die Liebe geben konnte, die jedes Kind erfahren sollte.«
    »Du hast getan, was du konntest.« Alle Freundlichkeit und Zuneigung, die Mahiya erfahren hatte, waren von Jessamy und Vanhi ausgegangen. »Sie ist ein Erzengel.« Und deine Loyalität gilt in erster Linie ihr. Das hatte Mahiya schon vor langer Zeit gewusst und akzeptiert.
    In Vanhis Miene lag düstere Traurigkeit. »Sag mir, warum du so spät noch zu mir kommst, Mahiya, mein Kind.«
    Mahiya stellte ihr Weinglas ab und berichtete von dem Teddybär und dem Vampir mit dem scharlachroten Haar und einer Haut wie Porzellan. Vanhi rieb sich die Falten, die sich zwischen ihren Brauen gebildet hatten. »Oh, aber ich kenne ihn.« Ein Laut des Unmuts. »Ich kann seinen Namen beinahe vor mir sehen, aber ich komme nicht darauf.«
    »Schlaf darüber.« Vor Aufregung hätte sie Vanhi am liebsten bedrängt, doch die Vampirin war Tausende von Jahren alt und besaß Millionen von Erinnerungsfragmenten. »Wenn er dir morgen früh einfällt, schick mir eine Nachricht.«
    Noch immer lagen Falten auf Vanhis Stirn, als sie langsam nickte. »Ich glaube, er war nicht wichtig. Aber er war immer da, am Rande. Deshalb fällt die Erinnerung so schwer.« Ein bedauerndes Lächeln. »Ich werde wirklich alt. So viele Teile eines Lebens – manchmal glaube ich, sie verstecken sich in geheimen Winkeln meines Kopfes.«
    »Ich wünschte, mein Erinnerungsvermögen wäre so gut wie deines.«
    Vanhis Lächeln verschwand. »Ich wünschte, du hättest deine Mutter kennengelernt, mein Kind.«
    Mahiyas Rückgrat versteifte sich. »Sie hat mit einem verheirateten Mann geschlafen. Einem Mann, der ihrer Schwester gehörte.«
    »Ja.« Vanhi nickte ernst. »Sie standen ständig im Wettstreit, Neha und Nivriti.« Die Vampirin nahm einen großen Schluck aus ihrem Weinglas und blickte Mahiya aus ihren lebhaft grünen Augen fest ins Gesicht. »Eris hat zuerst Nivriti den Hof gemacht.«
    Die Worte trafen Mahiya wie ein Faustschlag in die Rippen. »Dann hat also Neha den ursprünglichen Betrug begangen?«
    »So einfach war es nicht.« Vanhi schloss die Augen, und als sie sie wieder öffnete, lag eiserne Entschlossenheit darin. »Ich habe nie zuvor mit dir darüber gesprochen, denn was hätte es schon genützt. Die Vergangenheit ist tot und begraben.« Sie trank den Wein aus und drehte den Stiel des Glases spielerisch zwischen den Fingern. »Jetzt sehe ich ein, dass ich mich geirrt habe. Wenn du dein Schicksal selbst in die Hand nehmen willst, musst du wissen, woher du kommst. Und wenn ich dich nicht in diese Geheimnisse einweihe, wer dann?«
    Mahiya glaubte, ihre Haut müsste unter all den Fragen zerspringen, die sie in sich trug, doch sie schwieg und konzentrierte sich mit jeder Faser ihres Körpers darauf zuzuhören.
    »Alle«, sagte Vanhi leise, »haben in Nivriti immer die jüngere Schwester gesehen. Und das war sie auch … um fünf Herzschläge jünger.«
    Mit Mahiyas Schweigen war es vorbei. »Zwillinge? Wie ist das möglich? Niemand hat das je erwähnt.«
    »Neha war immer die Stärkere und hat Nivriti schließlich in den Schatten gestellt. Außerdem war diese die Unschuldigere von beiden, und im Laufe der Jahrhunderte vergaßen die Leute die Geschichte und hielten sie nur noch für die Jüngere.« Als Vanhi fortfuhr, lasteten das Alter und die Geschichte schwer auf ihrer Stimme. »Als sie Kinder waren, haben die beiden nicht gestritten oder gewetteifert. Neha hat sich immer sehr fürsorglich um Nivriti gekümmert. Die beiden verband eine Freundschaft, von der ich glaubte, nichts könne sie je zerbrechen.«
    Mahiya konnte kaum fassen, was Vanhi ihr da erzählte. »Wieso änderte es sich denn?«
    »Alter, Zeit, Leben.« Ein Kopfschütteln. »Vielleicht war es auf Nivritis Seite Eifersucht und bei Neha Hochmut, vielleicht war es auch einfach Rivalität unter Zwillingen. Jedenfalls fingen sie an, ein Spiel zu spielen. Es begann als eine Art geistiger Wettstreit und wuchs sich zu etwas so Hässlichem aus, dass es mir im

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