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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Haut noch immer in dramatischem Grün glänzte. »Die Schlangen sind eigentlich nicht zahm – sie folgen nur Neha. Hierfür muss sie jemand mit viel Geduld verfolgt haben.«
    Als er die Traurigkeit in ihrer Stimme hörte, blickte Jason sie fragend an.
    »Seit der Zeit in der Bergfestung«, sagte sie mit einem angespannten Lächeln, »kann ich nichts gegen die Angst tun, die mir beim Anblick von Nehas Kreaturen den Magen zuschnürt. Aber ich werde mich nicht von dieser Angst beherrschen lassen.« Wilde Entschlossenheit. »Ich versuche mir ins Gedächtnis zu rufen, was ich schon immer wusste: In Ruhe gelassen, würden diese Tiere mir ebenso aus dem Weg gehen wie ich ihnen. Sie haben es nicht verdient, abgeschlachtet zu werden.«
    Mit einem Windstoß landete Neha hinter ihnen. Trauer mischte sich in die Wut auf ihrem Gesicht. Ohne ein Wort zu sagen, trat sie an den Rand des Thronsaals und sah sich die Szene einfach nur an, als würde sie jede einzelne der niedergemetzelten Schlangen registrieren. Und niedergemetzelt worden waren sie wirklich. Die Gartenboa, neben der Mahiya gekniet hatte, schien eine Ausnahme zu sein, aber bei näherem Hinsehen stellte sich heraus, dass es sich nur um eine Hälfte ihres Körpers handelte.
    Nachdem die Reptilien in Stücke gehackt worden waren, waren sie quer durch den Thronsaal geschleudert worden. Bei Tageslicht wäre so eine Tat undurchführbar gewesen, aber in den Tiefen der Nacht dürfte dieser Bereich so gut wie ausgestorben gewesen sein. Zu der frühen Entdeckung war es nur deshalb gekommen, weil ein männlicher Vampir nach einem Streit mit seiner Geliebten ziellos durch die Festung gestreift war.
    »Geben dir diese Leichen irgendwelche Aufschlüsse?«, fragte Neha mit eisiger Höflichkeit.
    Jason schüttelte den Kopf. »Nur dass es sich bei dem verwendeten Mordinstrument sehr wahrscheinlich um ein Metzgerbeil handelte.« Einfache, scharfe Schnitte. »Lässt sich ein Muster darin erkennen, welche Schlangen zu Schaden gekommen sind?«
    Nehas Blick blieb an einigen der misshandelten Schlangen hängen. »Es waren die Sanftmütigsten. Ältere Tiere, die so sehr an Menschen gewöhnt waren, dass sie nicht davonhuschten, wenn sich jemand näherte.« Sorgsam hob sie die Flügel über den blutverschmierten Boden, als sie sagte: »Ich muss mich um sie kümmern.« Von einer Hofdame, die zusammen mit ihr angekommen war und nun hinter ihr stand, nahm Neha einen geflochtenen Korb entgegen.
    Ohne ein Wort zu sagen, nahm Mahiya den zweiten Korb und half Neha, die Überreste einzusammeln. Die Stille war schneidend, Jason konnte beinahe spüren, wie Nehas Zorn auf seiner Haut pulsierte. Aber das war es nicht, worauf er lauschte, wonach er Ausschau hielt. Denn er war sich so gut wie sicher, dass dort draußen im Verborgenen, noch in Sichtweite des Thronsaals, jemand stand, der über Nehas Elend lachte.
    Doch nicht einmal mit seiner außergewöhnlichen Nachtsicht konnte er die dichten schwarzen Schatten durchdringen, die unter den Bögen und in den Türdurchgängen in seinem Blickfeld miteinander verschmolzen. Nach dem Beobachter zu suchen wäre sinnlos. Er oder sie hatte den Vorteil, den Fluchtweg sorgfältig geplant zu haben, und wäre längst verschwunden, wenn Jason das Versteck erreicht hätte.
    Stattdessen stand er Wache und ließ Mahiya keine Sekunde aus den Augen, während er sich zugleich auf die Schatten konzentrierte.
    »Komm.« Mehr sagte Neha nicht, als sie mit dem Korb in der Hand davonflog.
    Mahiya stieg hinter ihr in die Luft, und Jason folgte ihnen. Er flog höher als die beiden, um über sie zu wachen. Allerdings flog Neha nicht weit, sondern landete nach etwa fünf Minuten auf einem kleinen Bergplateau. Im Mittelpunkt der freien Fläche lag ein flacher, grauer Stein auf einer Gruppe anderer Steine, die zu glatten Ziegeln geschliffen so ineinander verzahnt waren, dass sie eine gedrungene Pyramide bildeten.
    Neha stellte beide Körbe auf dem flachen Stein ab und flüsterte etwas; ihre Worte waren so leise, dass der Wind sie davontrug, bevor sie an Jasons Ohren dringen konnten. Gleich darauf trat die erste Rauchfahne unter den Körben hervor.
    Als Neha von dem kleinen Scheiterhaufen zurücktrat, züngelten Flammen aus den Körben, und Jason begriff, dass der Erzengel nicht nur Macht über das Eis, sondern auch über das Feuer erlangt hatte. Eis konnte Schaden anrichten, aber Feuer … Feuer war Vernichtung und Grausamkeit auf einer ganz anderen Stufe. Denn jetzt konnte Neha den

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