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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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sich der Feind verstecken konnte. »Die Frage ist nur, warum sollte er sich bei dir bemerkbar machen?«
    »Vielleicht ein Überrest von Loyalität?« Sie blickte ihn aus ihren goldbraunen Augen an, die in der Dunkelheit wie die einer Katze leuchteten. Das in ihrem Körper eingeschlossene Machtpotenzial strahlte von innen heraus. »Aber da ist noch eine andere Sache.«
    »Und die wäre?« Bei Mahiya spürte Jason die gleiche Macht, wie er sie bei dem jungen Illium gespürt hatte. Es könnte bei ihr länger dauern, bis sich diese Macht voll entwickelte – vielleicht kam sie in diesem Punkt nach ihrer Mutter. Aber wenn man ihr Raum zum Atmen und zum Wachsen ließ, würde aus Mahiya ein Engel werden, mit dem man rechnen musste … und plötzlich loderte in ihm hell der Wunsch auf, diese Verwandlung mitzuerleben, mitanzusehen, wie sie ihre Flügel entfaltete.
    »Wie konnte er die Schachtel in den Tempel bringen?«, fragte sie jetzt.
    Eine scharfsinnige Frage. »Manche Vampire können klettern wie Spinnen«, sagte er, denn er hatte einmal gesehen, wie Venom nach einer Wette mit Illium überheblich grinsend den Erzengelturm erklommen hatte. »Aber das Risiko, erwischt zu werden, wäre sehr hoch.« Das Gebiet wurde nicht nur von den geflügelten Wachen durchstreift, auch die Posten auf der Bergfestung konnten weite Bereiche überblicken.
    »Er könnte die Tunnel benutzt haben – Venom sagte, er habe auf der Strecke, die er genommen hat, keine anderen Fußabdrücke gesehen. Aber diese Tunnel sollen das reinste Labyrinth sein.«
    »Ich werde ihn das noch einmal überprüfen lassen.« Er griff nach seinem Handy, das er aus seiner Jeans herausgenommen und auf den Nachttisch gelegt hatte.
    »Jetzt?«
    »Jetzt ist die beste Zeit.« Niemand würde sich allzu sehr über einen Vampir wundern, der des Nachts umherlief, schon gar nicht, wenn dieser Vampir dafür bekannt war, ein Liebling der Frauen zu sein.
    Und so war auch das leise Seufzen einer Frau im Hintergrund zu hören, als Venom abnahm. »Kein Problem«, sagte er. »Ich habe gerade getrunken und bin jetzt voller Energie.«
    Jason hörte die Befriedigung im Tonfall des Vampirs und wusste, dass er frisches Blut getrunken hatte – und das mit Sicherheit von einer sehr bereitwilligen Frau. »Pass auf dich auf.« Sex konnte selbst den schärfsten Verstand benebeln, und auch wenn Neha Venom mochte, so blieb er doch einer der Sieben.
    Ein Rascheln, offenbar stieg Venom aus dem Bett. »Keine Sorge. Sie ist eine vorzügliche Gespielin, aber sie wollte mir nur den Schwanz ausquetschen, nicht das Hirn.«
    »Kannst du sämtliche Wege zur Bergfestung überprüfen?«
    »Das schaffe ich bis zum Morgen.«
    Kurz darauf legte Jason auf und sagte zu der nachdenklich dreinblickenden Frau neben ihm: »Du glaubst, die Schachtel sei dorthin geflogen worden?«
    »Ja.« Mahiya nahm das Laken mit, als sie aus dem Bett stieg. Wie tausend zarte Küsse strichen ihre Federn über seine Haut. Sie verschwand in ihrem Ankleidezimmer und kehrte in einem leuchtend blauen Gewand zurück, das in der Taille geschnürt war.
    Er hatte bereits seine Hose angezogen, verzichtete allerdings auf Hemd und Schwert – Letzteres behielt er wie immer in Reichweite. Neben einem kleinen Buntglasfenster lehnte er sich mit dem Rücken gegen die Wand und sah ihr dabei zu, wie sie das Fenster öffnete und hinausblickte. Das Mondlicht hüllte sie ein.
    »Ein Teddybär ist entweder ein albernes romantisches Geschenk«, flüsterte sie nach einer Weile, »oder etwas, das man einem Kind schenkt.«
    Er dachte an die blaugrüne Feder, die er in der Nacht von Aravs Ermordung gefunden hatte, dachte daran, dass Nivriti die Fähigkeit der Hypnose geerbt hatte, und konnte die abenteuerliche Vermutung, die sich hinter Mahiyas Miene verbarg, nicht von der Hand weisen. »Was hat Neha dir über die Hinrichtung deiner Mutter erzählt?«
    »Dass sie schreiend und um ihr Leben flehend in den Tod gegangen ist.« Mahiyas Finger schlossen sich so fest um das Fenstersims, dass die Knöchel weiß hervortraten. »›Ich sah, wie die Eingeweide meiner geliebten Schwester aus dem klaffenden Loch quollen, das einmal ihr Unterleib gewesen war, sah das Blut aus ihren Flügelstummeln fließen. Dann ging ich fort und ließ sie verhungern.‹ Das hat mir Neha erzählt, als ich sie nach meiner Mutter gefragt habe.« Sie schluckte. »Vanhi sagt, sie habe gelogen, was die Umstände meiner Geburt anging, aber danach musste auch Vanhi meine Mutter verlassen. Neha

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