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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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könnte genau das getan haben, was sie gesagt hat.«
    Wärme, eine Hand auf ihrer Wange, ein Daumen auf ihrem Kinn, sanfter, aber unnachgiebiger Druck. Als sie sich umwandte, fand sie sich im Fokus seiner Augen wieder, die fast so schwarz wie Obsidian waren. Und in ihnen brannte ein dunkles Feuer, das ihr Herz einen Schlag aussetzen ließ.
    Sanft strich Jasons Daumen über die Neigung ihres Kinns. »Wie wir bei Eris gesehen haben, kann Neha sehr nachtragend sein.«
    Mahiya holte tief Luft. Sie hatte erwartet, dass Jason der schmerzlichen Hoffnung in ihrer Brust widersprechen würde. »Aber meine Mutter aus purem Groll all die Zeit am Leben zu halten?« Sie schüttelte den Kopf. »Warum sollte sie das tun?«
    »Aus demselben Grund, aus dem sie es mit Eris gemacht hat – weil Liebe und Hass untrennbar miteinander verflochten sind. Du hast gesagt, Nivriti war ihre Zwillingsschwester. Das ist ein Bund der Seelen.«
    Mahiya dachte an einen Tag zurück, als sie Eris und Neha im Hof angetroffen hatte, wo die beiden sich alleine glaubten. Sie hätte sich abwenden und fortgehen sollen, aber sie war gefesselt von dem Bild, das die beiden abgaben: Nehas Gesicht wirkte so jung und verwundbar, wie Mahiya es noch nie gesehen hatte, und sie ließ zu, dass Eris ihr Kinn mit einem Finger anhob und ihren Lippen ein Lächeln entlockte.
    Natürlich war dieser Moment nicht von Dauer gewesen, zu schwer wog die Vergangenheit, als dass eine solch zarte Saat hätte aufgehen und gedeihen können, aber … »Ich glaube, wenn er nicht gestorben wäre, hätte Neha ihn freigelassen. Vielleicht schon bald.« Als sie sich zu Jason umdrehte, legte er ihr die Hand auf die Schulter. »Anoushkas Tod hat sie schwer getroffen. Seitdem besuchte sie Eris immer öfter.«
    »Es gab Gerüchte, dass sie versuchte, schwanger zu werden.«
    »Ob das wahr ist, kann ich dir nicht sagen, aber ich glaube, dass sie den Trost des Mannes gebraucht hat, der ihr Kind gezeugt hatte – und Eris, das muss man ihm zugutehalten, hat ihr diesen Trost gespendet.« Auch wenn sie nicht wusste, wie viel davon echt gewesen war und wie viel nur eine Fantasie, die er heraufbeschworen hatte, um Nehas Gunst zu gewinnen. Was es auch war, es hatte Neha geholfen – und wer war Mahiya, die Entscheidungen eines Mannes zu verurteilen, der dreihundert Jahre in goldenen Ketten verbracht hatte, auch wenn er sich das selbst zuzuschreiben hatte?
    Jason ließ sie los und lehnte sich mit der Schulter an die Wand. »Ich weiß nicht, wie lange diese Freiheit angedauert hätte. Man hat mir bestätigt, dass Audrey ihm das Bett gewärmt hat.« Eine Pause. »Wenn sie die Erste war und er dreihundert Jahre lang durchgehalten hat, bevor er schwach wurde«, Jasons Tonfall ließ erkennen, dass er etwas anderes vermutete, »dann war dieser Mann stärker, als wir glaubten.«
    Wieder dachte Mahiya an diesen verletzlichen Ausdruck auf Nehas Gesicht und fragte sich, ob eine Frau, die so viel Liebe in ihrem Herzen trug, diese Sünde letzten Endes doch hatte vergeben können. »Das spielt jetzt kaum noch eine Rolle. Eris ist nicht mehr, und entweder spielt jemand ein krankes Spiel mit mir oder …« Die Worte blieben ihr in der Kehle stecken, zu schwer, zu wichtig, um herauszukommen.
    Hoffentlich lebt sie.
    Jason sprach den Gedanken nicht laut aus, aber so viele Komplikationen es auch mit sich bringen würde, er hoffte auf ein Wunder für Mahiya. Er wusste, wie es war, ohne Mutter aufzuwachsen, aber wenigstens hatte er mit der seinen ein wenig Zeit verbringen dürfen.
    »Jason, Baby, was um alles in der Welt tust du da?«
    Er bedachte seine Mutter mit einem duldsamen Blick und unterbrach seine Arbeit. »Ich pflanze Kokospalmen.«
    Ein ernstes Nicken. »Verstehe.« Sie ging in die Knie und hob eine der Kokosnüsse auf, die er gesammelt hatte. »Vielleicht solltest du sie etwas weiter oben am Strand pflanzen.«
    Begleitet vom vertrauten Geräusch der Wellen auf dem nassen Sand, klopfte er über der Kokosnuss, die er eingegraben hatte, den Sand fest. »Warum?«
    »Weil sie sonst vielleicht vom Meer weggespült werden.«
    Er dachte darüber nach und kam zu dem Schluss, dass sie recht hatte. »Hilfst du mir, sie zu tragen?«
    Sie sah ihn mit einem Lächeln an, von dem ihm innerlich so warm wurde wie von nichts anderem auf der Welt. »Ich hatte gehofft, du würdest fragen.«
    Jason konnte sich kaum noch entsinnen, wie sich diese Wärme angefühlt hatte, denn seine Erinnerung an die Liebe seiner Mutter war verblasst und

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