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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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gelborange flackernden Tod vom Himmel regnen lassen.

32
    Dmitri vergewisserte sich, dass Honor es in dem Himmelbett bequem hatte, das sie mit frischen, weißen Laken mit blauen Vergissmeinnichtblüten bezogen hatte. So unbemerkt wie möglich waren sie aufs Land zurückgekehrt und hatten unverzüglich das Haus aufgesucht, von dem Jason ihnen am Tag ihrer Hochzeit erzählt hatte. Als Dmitri die Anlage sah, verstand er, warum Jason so sicher gewesen war, dass niemand sie dort überraschen würde.
    Es war eine natürliche Festung.
    Auf den Berg führte keine Straße – er und Honor waren den ganz speziellen Weg hinaufgewandert, den Jason ihnen verraten hatte. Jedes Abweichen davon hätte sie zu unpassierbaren Klippen geführt, zu gefährlichen Felsen mit losem Gestein und verborgenen Fallen. Das aus Holz und Stein erbaute Haus fügte sich nahtlos in die Umgebung ein, und darüber wölbte sich ein dunkelgrünes Blätterdach, das zwar vereinzelte Sonnenstrahlen durchließ, aber verhinderte, dass das Haus aus der Luft zu sehen war.
    Darüber hinaus gab es ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem, das Dmitri über jeden informieren würde, der sich im Wald oder am Himmel aufhielt.
    Es war genau der sichere Ort, den Jason ihnen versprochen hatte, der Ort, an dem Dmitris Frau ihr neues Leben als Beinahe-Unsterbliche beginnen würde. Das Toxin, das sie in einen Vampir verwandeln sollte, war vor drei Stunden in ihren Körper eingeleitet worden. Im Schutz der Nacht hatte Raphael New York verlassen, um zu ihnen zu fliegen und diese Aufgabe zu erfüllen – eine Aufgabe, die er binnen weniger Wochen noch zwei weitere Male ausführen würde.
    Dmitri hätte Honors Wandlung niemand anderem anvertraut, und Raphael hatte zu seinem Wort gestanden und Honor mit äußerster Höflichkeit behandelt. Jetzt zeugten nur noch zwei säuberliche Bissspuren an ihrem Handgelenk von einer Entscheidung, die ihr Leben verändern sollte. Doch Dmitri wusste, dass das Gift bereits begonnen hatte, ihre Zellen zu verändern, auch wenn es noch einige Minuten dauern würde, bis die Schmerzen dieser Prozedur einsetzten.
    Wenn es so weit war, würde sie nicht mehr bei Bewusstsein sein. Alles war bereit. Einer ihrer honiggoldenen Arme hing an einem Tropf mit Kochsalzlösung, den er ihr angelegt hatte. Das dafür nötige medizinische Wissen hatte er sich aus Neugier angeeignet, als er befürchtet hatte, sich in seiner aufgezwungenen Unsterblichkeit zu Tode zu langweilen. Ein weiterer Infusionsschlauch führte zu einem sorgfältig eingestellten Morphiumtropf, der die Schmerzen der Wandlung betäuben sollte.
    »Schlaf«, flüsterte er, als sich das betörende Mitternachtsgrün zu trüben begann. »Ich werde hier sein, wenn du aufwachst.« Auf diese Art würde es etwa drei Monate dauern, bis der Prozess abgeschlossen war, aber es war eine sanfte Veränderung statt der Qualen, unter denen er selbst zum Vampir geworden war – die Ketten hatten ihm die Haut aufgerieben, bis sein bloßes Fleisch dem Unrat der Zelle ausgesetzt gewesen war, in der man ihn gefangen gehalten hatte. »Träum von mir.«
    »Was denkst du denn?«, flüsterte sie mit einem schläfrigen Lächeln. »Als ob ich von irgendjemand anderem träumen würde.« Flatternd senkten sich ihre Lider, und ihr Atem fiel in den gleichmäßigen Rhythmus des Tiefschlafs.
    Zärtlich strich er ihr ein paar feine Haarsträhnen aus dem Gesicht und überprüfte ihre Vitalwerte. Jetzt begann der schwerste Teil – das Warten. In den ersten Tagen würde Honor keine Nahrung brauchen, und seit dem Moment, in dem das Toxin in ihren Blutkreislauf eingedrungen war, produzierte ihr Körper keine Abfallprodukte mehr. Denn nun wurde alles in dem gewaltigen Energiestoß verbrannt, der für den Beginn der Transformation nötig war.
    Nach den ersten drei oder vier Tagen – je nachdem, wie schnell die Veränderung voranschritt – würde er sie in einen dämmrigen Wachzustand überführen, damit sie ein paar Tropfen von ihm trinken konnte. Diesen Blutkuss würde er so oft wiederholen, bis sie schließlich richtig von ihm trank. Bei den meisten Kandidaten war dies ein klinischer Prozess, bei dem das Blut über eine Magensonde eingeführt wurde, für Honor jedoch würde es eine intime Reise werden.
    Seine Frau sollte stets in seinen Armen aufwachen, umfangen von Sicherheit und Liebe.
    »Komm zu mir zurück«, flüsterte er in der Sprache ihrer früheren Heimat, und jetzt, da er ihre Stimme nicht mehr hörte und die heisere

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