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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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jetzt nicht gut« – das würde es erst, wenn die Umwandlung sich länger in ihrem Körper verankert hatte – »aber du brauchst nur ein paar Tropfen zu trinken.«
    Honor zog die Nase kraus, widersprach aber nicht.
    »Äußerst unsexy«, murmelte sie im Anschluss und brachte ihn damit zum Lachen. Die Spannung wich aus seinem Körper.
    »Vertrau mir, es wird sexy.« Dann küsste er sie und drängte sie sanft, sich wieder hinzulegen. »Bereit?«
    »Ich will es hinter mir haben.« Sie schmiegte sich an ihn. »Bei dir sein.«
    Er aktivierte das Betäubungsmittel, das sie wieder in Schlaf versetzen würde. »Ich werde hier sein und auf dich warten, wenn du das nächste Mal aufwachst.« Fast tausend Jahre lang hatte er gewartet – nichts konnte ihn dazu bringen, von ihrer Seite zu weichen. »Schlaf. Ich passe auf dich auf.«

44
    In der Engelsenklave saß Mahiya auf dem Dach des Hauses, das der Erzengel Raphael mit seiner Gemahlin bewohnte, und konnte kaum glauben, dass sie den Palast ihrer Mutter erst vor einer Woche verlassen hatte. Die Stadt aus glänzendem Metall und funkelndem Glas, die sie auf der anderen Seite des Wassers sehen konnte, faszinierte sie. Fast so sehr wie die Engelsfrau mit ihrem beinahe weißen Haar, die gerade auf das Dach zujagte.
    Die unverhohlene Freude, mit der Elena neben ihr landete, brachte Mahiya zum Lächeln. »Zehn Punkte bestimmt«, sagte sie. Dieses Spiel hatte sie im Laufe der Woche schon öfter mitgespielt.
    »Du schmeichelst mir. Ich musste einen Extraschritt machen, um die Landung abzufangen.«
    »Dann neun Komma drei.«
    »Das akzeptiere ich, obwohl du mir immer noch schmeichelst.« Elena faltete ihre betörenden Flügel in den Farben von Mitternacht und Morgengrauen zusammen und setzte sich. »Wartest du auf Jason?«
    »Er ist drinnen und spricht mit Raphael.« Da sie ihr ganzes Leben im direkten Umfeld eines Erzengels verbracht hatte, war sie nicht so überwältigt von ihm, wie es ein anderer Engel ihres Alters vielleicht gewesen wäre, aber sie vergaß niemals, dass Erzengel anders waren und man sie daher mit Vorsicht zu genießen hatte. »Ich bin hier, um eure lebhafte, strahlende Stadt zu bewundern und dem Wasser zuzuhören.« Der Fluss rauschte direkt unter den Klippen vorbei, und nicht allzu weit entfernt konnte sie zwei Schiffe erkennen, die auf sie zukamen.
    Elena zog ein Knie an und schlang die Arme darum. »Wirst du hierbleiben?«
    Mahiya hatte darüber nachgedacht und den Gedanken dann verworfen – New York war schwindelerregend, eine wunderschöne Stadt, aber auch eine, deren scharfe Kanten ihre Sinne bedrängten. »Ich würde gern zu Besuch kommen.« Die Stadt in kleinen Dosen genießen. »Aber ich gehöre nicht hierher.«
    Elena nickte. »Sie passt nicht zu jedem, meine Stadt. Aber ich liebe sie abgöttisch.« Von der Außenseite ihres linken Unterschenkels löste sie eine leichte Armbrust und legte sie aufs Dach.
    »Warst du auf der Jagd?« Es erstaunte Mahiya, dass die Gemahlin eines Erzengels so etwas tat, aber es erstaunte sie auch, wie Raphael Elena anblickte und wie Elena wiederum den Erzengel ansah. Trotz allem, was sie über das Band zwischen ihnen gehört hatte, hätte sie eine derart sengende Tiefe ihrer Verbundenheit niemals erwartet.
    »Nein, ich habe eine Trainingseinheit an der Gilde-Akademie geleitet. Laut Dienstplan war ich an der Reihe.« Sie hob ihr Gesicht in den Wind, und dann saßen die beiden Frauen fast zehn Minuten lang in geselligem Schweigen nebeneinander, ehe Elena den Kopf wandte und Mahiya ansah. »Jason«, sagte sie mit ruhiger Stimme. »Du wirst dich um ihn kümmern, nicht wahr?«
    Überrascht sagte Mahiya: »Ein Mann wie er braucht keinen Schutz, von niemandem.«
    »Aber ich glaube«, Elena sah sie aus ihren silbergrauen Augen eindringlich an, »dass er dich braucht.«
    Ja. Die Frage war nur, ob Jason zulassen würde, dass sie ihm gab, was er brauchte, oder ob er wie ein wildes Tier davor zurückschrecken würde. Es war keine besonders gute Analogie, da Jason die Feinheiten der Kultiviertheit und Zivilisation so gut kannte wie jeder Mann bei Hofe. Und doch war er keiner von ihnen, denn ein Teil von ihm war noch immer der kleine Junge, immer noch einsam und allein mitten im Ozean. »Was ich für ihn empfinde«, flüsterte sie, »macht mir richtig Angst.«
    »Gut«, sagte Elena und stupste Mahiya mit der Schulter. »Sonst würdest du nämlich nicht in unseren Club passen.«
    Diese überraschende Äußerung ließ Mahiya blinzeln.

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