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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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landen. Da der General älter und stärker war als sie, wusste sie, dass er sie binnen Sekunden fangen würde. Aber sie biss die Zähne zusammen und arbeitete sich mit harten Flügelschlägen weiter nach oben. Sie belastete ihre Schulter- und Rückenmuskeln, bis sie glaubte, ihre Sehnen müssten reißen. Sollte er sie doch für ein verwöhntes Gör halten – das würde ihm einen falschen Eindruck vermitteln, der ihr später vielleicht eine neue Chance verschaffen konnte …
    Vor ihr tauchte etwas Schwarzes auf. Jason! Sie war so überrascht, dass sie an ihm vorbeiraste.
    »Fertig zur Abreise?«, fragte er, als er zu ihr hinaufflog – als wäre sie nur irgendwo zum Kaffee zu Besuch gewesen. Geht es dir gut, Prinzessin?
    Die eindringliche Zärtlichkeit in seiner mentalen Frage ließ sie beinahe in Tränen ausbrechen. »Ja, in beiden Fällen«, sagte sie mit einem bebenden Lächeln und fragte sich zugleich, ob sie diesen Mann, den sie so bewunderte, jemals begreifen würde. »Aber ich fürchte, ich habe uns ein Problem eingehandelt.«
    »Verstehe.« Kannst du dich in der Schwebe halten?
    Ja. Ihr Körper protestierte unter der Misshandlung, aber sie war schon mit Schlimmerem fertiggeworden.
    Neben ihr – nicht vor ihr – zog Jason sein Schwert aus der Scheide auf seinem Rücken und ließ es locker an der Seite herabhängen, als der General bei ihnen ankam. Der Blick des Engels wanderte von Jason zu Mahiya und dann zu der stummen Bedrohung, die von Jasons schwarzem Schwert ausging, und er schien zu dem Schluss zu kommen, dass Schweigen die beste Strategie war. Also blickten sie einander höflich an, bis Mahiyas Mutter zu ihnen aufschloss.
    »Mahiya!« Ein zorniger Peitschenknall gegen den missratenen Nachwuchs. »Mein Kind hat an meiner Seite zu sein.«
    »Mutter«, sagte Mahiya äußerst behutsam. Sie wollte Nivriti nicht verletzen, aber wenn sie ihrer Mutter wirklich näherkommen wollte, musste sie ihr die Augen für die Wirklichkeit öffnen. »Schon seit Jahrhunderten bin ich kein Kind mehr. Ich durfte nie wirklich eines sein. Und das weißt du.«
    Trotz Mahiyas Behutsamkeit fuhr Nivriti zusammen. »Dafür werde ich Neha umbringen.«
    Mahiya hob die Hand. »Nein. Benutz mich nicht als Ausrede in deinem Krieg gegen Neha. Damit will ich nichts zu tun haben.« Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als sie fest in diese so vertrauten und doch so fremden Augen blickte. »Dreihundertsieben Jahre.« In diesen geflüsterten Worten lag ein ganzes Leben voller zerbrochener Träume und entsetzlicher Schmerzen. »So lange habe ich überlebt – ich will nicht mehr nur überleben, Mutter. Ich will fliegen.«
    Nach einem Augenblick vollkommener Stille blickte Nivriti Jason grimmig in die Augen. »Wenn Sie nicht gut für sie sorgen, Meisterspion, werde ich Sie bis ans Ende der Welt jagen.« Mit dieser wilden Drohung machten Nivriti und der General kehrt und flogen wieder zum Palast zurück.
    Jason steckte sein Schwert ein und drehte sich zu Mahiya um. Auf ihre Weise liebt sie dich wirklich.
    So sehr, dass sie mich freigibt.

43
    Vier Tage nachdem er sie in einen narkoseähnlichen Schlaf versetzt hatte, holte Dmitri Honor in einen dämmrigen Wachzustand zurück. »Dmitri?«, sagte sie, als er sie auf seinem Schoß wiegte. Ihre Stimme klang müde, doch er hörte die Panik darin.
    »Du bist in Sicherheit«, sagte er. »Es ist Zeit für den ersten Blutkuss. Erinnerst du dich?« Er hatte ihr jeden Schritt der Prozedur erklärt, damit seine geliebte Honor, die einst von Monstern gefangen gehalten worden war, keine Angst bekam, wenn sie beim Aufwachen nicht im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte war.
    Ihre Finger gruben sich in seine Brust, auf ihrem Gesicht lag ein glänzender Schimmer der Angst. »Ich kann mich nicht bewegen.«
    »Honor, Baby. Ich kann dich nicht ganz aus der Narkose holen.« Es zerriss ihm das Herz. »Bitte, erinnere dich.« Er liebkoste und küsste die Frau, die für ihn die Ewigkeit lebenswert machte. Er hielt sie so fest in seinen Armen, wie er es wagte, denn ihre Haut war jetzt empfindlicher und leichter verletzbar. »Ich würde niemals etwas tun, das dir Schmerzen bereitet.«
    Ein Seufzen an seinem Hals, die Panik ließ nach, doch ihre Stimme klang von den Betäubungsmitteln noch immer belegt. »Ich liebe dich.«
    Vor Erleichterung konnte er kaum atmen; drei kostbare Minuten gestattete er sich mit ihr, ehe er sein Handgelenk mit einem Reißzahn anritzte und es ihr an die Lippen hielt. »Ich weiß, es schmeckt

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