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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Kameraden mithalten konnten. Trotzdem wäre es klug, sich auszuruhen und wieder ganz zu Kräften zu kommen – aber sie wollte sofort aufbrechen.
    Selbst die aus den liebevollsten Gründen verordneten Ketten bedeuteten immer noch Ketten für sie, die sie einschränkten.
    Wenn sie sofort aufbrach, hätte sie einen kleinen Vorteil – denn während man sie auf ihr Zimmer geführt hatte, war die zweite Engelseinheit mit der Fracht ihrer Verletzten eingetroffen. Ihr Angebot zu helfen war abgelehnt worden, und wie sie an dem herablassenden Lächeln der Wachen ablesen konnte, glaubten diese, sie würde beim Anblick der Wunden in Ohnmacht fallen. Schließlich wussten sie nicht, was Mahiya an Nehas Hof alles mitangesehen hatte.
    Da sich alle entbehrlichen Kräfte um die Verletzten kümmerten, war die Verteidigung des Palasts so schwach, wie sie es nie wieder sein würde. Jetzt standen ihre Chancen, heimlich davonzugehen, am besten – denn Mahiya glaubte nicht, dass ihre Mutter sie so einfach gehen lassen würde. Schließlich hielt Nivriti sie für ein Kind, das nicht für sich selbst sorgen konnte. Mahiyas Augen brannten, als sie darüber nachdachte, ob diese Blindheit beabsichtigt war und ihre Mutter sich auf diese Weise das Baby zurückholen wollte, das ihr vor so langer Zeit genommen worden war.
    Mahiya schluckte die aufwallenden Emotionen hinunter und schob die Vorhänge an den Balkontüren zur Seite. Kristallklar fiel das Sonnenlicht des frühen Morgens herein. Vor dem blauen Himmel würde man sie sehen … aber niemand hatte ihr verboten zu fliegen. Nachdem sie ihre Entscheidung gefällt hatte, ging sie ins Badezimmer, wusch sich das Gesicht und flocht ihre Haare zu einem festen Zopf. Dann öffnete sie die Balkontüren und trat hinaus.
    Draußen befanden sich zahlreiche Engel, von denen einer sofort auf sie zuflog. Seine schwarz gefärbten Flügel verrieten ihr, dass er zu den Angriffskräften gehört hatte. »Prinzessin«, sagte er mit der knappen Höflichkeit von jemandem, der weitaus Wichtigeres zu tun hat. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich wollte nur ein wenig meine Flügel bewegen, bevor ich mich ausruhe.« Sie machte große Augen und lächelte ihn zurückhaltend an. »Ich nehme an, in der Umgebung des Palasts kann ich gefahrlos fliegen?«
    Wie sie es geplant hatte, konzentrierte er sich auf die zweite Frage, anstatt sich darüber zu wundern, warum sie nach einem vierstündigen Flug ihre Flügel bewegen wollte. »So gefahrlos, wie es in unserer Macht steht.« Er runzelte die Stirn, während er mit komplizierten Handbewegungen einer Dreiergruppe von Engeln Anweisungen gab. »Allerdings bin ich sicher, dass es Lady Nivriti lieber wäre, wenn Sie in Ihren Gemächern blieben.«
    Er war irgendeine Art General, dachte sie. Für einen einfachen Untergebenen lag zu viel Autorität in seiner Stimme. Anstatt zu gehorchen, wie er es offenbar erwartete, richtete sie sich auf und sagte: »Wollen Sie mir etwa befehlen, dass ich in meinem Zimmer bleibe?« Sie mimte die tote Anoushka in bester verwöhnter Manier. »Vielleicht wollen Sie mir auch noch eine Leine anlegen und mich wie ein Hündchen herumführen?«
    Erschöpfung huschte über das Gesicht des Generals, und sie musste an sich halten, kein Mitgefühl zu zeigen. Es tat ihr leid, dass er es mit dieser Version von ihr zu tun bekam, besonders nach einer Schlacht, die so viele seiner Leute das Leben gekostet hatte. Doch wenn sie jetzt nicht entkam, würde sie womöglich für Wochen oder sogar Monate erfüllt von seelischen Qualen hier feststecken, erstickt von der Liebe einer Mutter, die nicht sehen wollte, was für ein Leben Mahiya bereits hinter sich hatte.
    »Warten Sie bitte«, sagte er, ohne angesichts ihrer Wut nachzugeben – was bedeutete, dass er nicht irgendein General, sondern der General war. »Ich werde eine Begleitung für Sie finden.« Er wandte sich um und flog nach links davon.
    Tja, das war dumm.
    Schnaubend über seine Annahme, sie würde tatsächlich stehen bleiben, machte sie einen Schritt von dem geländerlosen Balkon hinunter und flog über den Innenhof davon. Anstatt sich in weiten Kreisen emporzuschrauben, stieg sie senkrecht in die Höhe, wie sie es bei Jason so oft gesehen hatte. Wenn sie es über die feine, weiße Wolkendecke schaffte, ehe jemand sie bemerkte, konnte sie ihre Verfolger verwirren und vielleicht lange genug ablenken, um zu entkommen.
    Die Verfolgung setzte früher ein, als sie erwartet hatte. Eine brüske Stimme befahl ihr zu

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