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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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der Vampir in einem eleganten, schwarzen Anzug und schwarzem Hemd erschienen war, trug seine Frau ein Abendkleid von tiefem, strahlendem Grün, das ihre Kurven umschmeichelte, ehe es in einem wogenden Wasserfall bis auf das taufeuchte Gras hinabfiel. Der Stoff war an ihrer linken Hüfte so raffiniert drapiert, dass die Illusion von Wellen entstand. Als ihr Blick auf Jason fiel, lächelte sie und kam auf ihn zu. Am Rande des unsichtbaren Bereichs, der ihn von der Welt trennte, blieb sie stehen. Sie hielt den Strauß Wildblumen in der Hand, den Elena mit Blüten aus ihrem Gewächshaus zusammengestellt hatte.
    »Danke«, sagte sie. Ihr Glück leuchtete so hell, dass es sogar die Diamanten an ihrem Hals überstrahlte. Damals, vor drei Jahrhunderten, hatte Jason gesehen, wie Dmitri diese Diamanten als ungeschliffene Steine gekauft hatte.
    Es hatte den Vampir hundert Jahre gekostet, sie fein zu facettieren und in eine Halskette von erlesener Schönheit zu verwandeln, in der die Steine wie Tropfen aus eingefangenem Sternenfeuer wirkten.
    »Wem wirst du sie schenken?«, hatte Jason ihn damals gefragt.
    Dmitris Antwort war ein sarkastisches Zucken seiner Lippen gewesen, sein Gesicht so hart wie die Edelsteine in seiner Hand. »Einer Frau, deren Geist heller strahlt als diese Steine.«
    Nie hatte die Halskette einen anderen als diesen honigfarbenen Hals geschmückt, den sie jetzt umschloss.
    »Danke für diesen atemberaubenden Traum von einem Kleid«, fuhr Honor fort und strich mit der Hand über den Stoff. »Ich weiß nicht, wie du es so früh am Morgen auftreiben konntest. Es passt, als sei es für mich gemacht.«
    »Nichts zu danken.« So viel Zeit seines Lebens hatte Jason am Rand gestanden – oft aus freien Stücken, manchmal aber auch, weil er nicht wusste, wie man dazugehörte –, aber an diesem Tag war er über seinen eigenen Schatten gesprungen, weil er tiefsten Respekt vor dem Mann hatte, der heute diese Jägerin zur Frau nahm. Er war ihm ein so enger Freund, wie es ihm nur möglich war.
    »Jason kann alles auftreiben«, sagte Dmitri, der zu ihnen herüberkam und seinen Arm um Honors Taille legte. »Der Wind spricht zu ihm und weist ihm den Weg.«
    Honor lachte heiser und warm. Dann wurde sie von Elena umarmt, deren Flügel im weißen Licht des Morgens schillerten. Jason machte einen kleinen Schritt nach rechts, um Dmitris Blick aufzufangen, dessen Worte unausgesprochen, nicht aber ungehört blieben.
    Niemand wird es je glauben.
    Nein, dachte Jason, das würde niemand. Selbst er hatte sich damals, als Junge an der Grenze zum Erwachsensein, für verrückt gehalten. Nach seiner Ankunft in der Engelshochburg, der Zufluchtsstätte, hatte er erst Jessamys Geschichtsbücher lesen müssen, um zu begreifen, dass er das »Ohr« seiner Mutter geerbt hatte: ihre Fähigkeit, Dinge wahrzunehmen, die Hunderte von Meilen entfernt geschahen, selbst wenn Meere und Berge dazwischenlagen. Deshalb hatte sie ihm immer Geschichten von den Engeln in der Zufluchtsstätte erzählen können, obwohl sie auf einem einsamen Atoll mitten im schimmernden Blau des Pazifiks lebten.
    »Ich werde die Geschichte für dich aufschreiben, Jason. Du musst lesen üben.«
    Das hatte er. Wieder und immer wieder hatte er diese Geschichten gelesen, bis das Pergament zerfallen war, ebenso wie alle anderen im Haus. Dann hatte er die Worte auf Holz übertragen, auf Leinen und in den Sand, und hatte sich gezwungen, nicht zu vergessen, dass er jemand war, der eigentlich lesen konnte. Es hatte funktioniert … für eine Weile.
    »Ich freue mich für dich, Dmitri«, sagte er jetzt und ließ die Geister der Vergangenheit in den Hintergrund wandern. »Das ist mein Geschenk für dich und deine Braut.«
    Als Dmitri auf das kleine Kärtchen hinabblickte, das Jason ihm gereicht hatte, trat Honors Trauzeugin – eine langbeinige Jägerin, die ebenfalls einmalige Fähigkeiten besaß – zu Elena und Honor. Die Frauen lachten und redeten alle gleichzeitig.
    »Ein sicherer Ort«, sagte Jason, als Dmitri die Adresse auf der Karte gelesen hatte und den Blick hob. Die Sonne glitzerte auf dem schlichten goldenen Ring, den er am Ringfinger der linken Hand trug. »Wo euch niemand finden wird.«
    Verstehen zeigte sich auf Dmitris sinnlichen Gesichtszügen. Er entfernte sich ein kleines Stück von den Frauen, ehe er sagte: »Es dürfte mich eigentlich nicht überraschen, was du alles weißt – und doch tut es das.« Er steckte die Karte ein. »Wie sehr kann ich mich auf die

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