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Im Zauber der Gefuehle

Titel: Im Zauber der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Prolog
    London, 1839
    Er war vierundzwanzig und besuchte zum ersten Mal in seinem Leben ein Bordell. Nick Gentry verfluchte sich selbst wegen des kalten Angstschweißes, der ihm auf der Stirn stand, obwohl das Verlangen heiß in ihm loderte. Seit Jahren hatte er diesen Schritt vermieden, bis die Verzweiflung und die schiere fleischliche Lust ihn dazu getrieben hatten. Das Bedürfnis sich zu paaren hatte letzten Endes über die Furcht gesiegt.
    Nick musste sich zwingen weiterzugehen, als er die Stufen zu Mrs. Bradshaws rotem Backsteinhaus erklomm, einem exklusiven Etablissement für betuchte Kunden. Es war allgemein bekannt, dass eine Nacht mit einem von Mrs. Bradshaws Mädchen ein Vermögen kostete, da es sich um die raffiniertesten Prostituierten in ganz London handelte.
    Es würde Nick nicht schwer fallen, jeden Preis zu zahlen, der verlangt wurde. Als Privatermittler hatte er viel Geld verdient, außerdem hatten ihm seine Geschäfte in der Londoner Unterwelt ein Vermögen eingebracht. Im Laufe der Jahre hatte er sich obendrein einen gewissen Ruf erworben. Während er beim Großteil der Bevölkerung hohes Ansehen genoss, fürchtete man ihn in Verbrecherkreisen. Auch die Bow-Street-Runner, jene erste richtige Polizeitruppe Englands, die die Brüder Fielding Mitte des achtzehnten Jahrhunderts ins Leben gerufen hatten, verabscheuten ihn, da sie ihn als gewissenlosen Konkurrenten sahen. In dieser Hinsicht hatten die Runner sogar Recht: Er war in der Tat gewissenlos, denn moralische Prinzipien standen dem Geschäftssinn im Wege, sodass Nick keinerlei Verwendung für sie hatte.
    Musik drang durch die Fenster, hinter denen Nick eine dicht gedrängte Gruppe elegant gekleideter Männer und Frauen sah, die den Eindruck erweckten, als befänden sie sich auf einer feinen Abendgesellschaft. In Wirklichkeit handelte es sich um Prostituierte, die mit ihren Stammkunden das Finanzielle besprachen. Dies war eine völlig andere Welt als die schummrigen Gassen in der Nähe seines herrschaftlichen Hauses, in denen billige Huren ihren Freiern für ein paar Schillinge gefügig waren.
    Nick straffte die Schultern und ließ den Messingtürklopfer, der die Form eines Löwenkopfes hatte, energisch gegen die Tür krachen. Sogleich öffnete ein Butler mit steinerner Miene und erkundigte sich nach seinem Begehr.
    Ist das nicht offensichtlich?, schoss es Nick ärgerlich durch den Kopf. »Ich möchte einer der Frauen meine Aufwartung machen.«
    »Ich fürchte, Mrs. Bradshaw empfängt zu dieser Stunde keine neue Kundschaft, Sir ...«
    »Sagen Sie ihr, dass Nick Gentry mit ihr sprechen möchte.« Nick steckte die Hände in seine Manteltaschen und bedachte den Butler mit einem grimmigen Blick.
    Der Mann riss die Augen auf; offensichtlich sagte ihm der berüchtigte Name etwas. Sogleich öffnete er die Tür ganz und verneigte sich höflich. »Sehr wohl, Sir. Wenn Ihr die Güte hättet, in der Eingangshalle zu warten, melde ich Mrs. Bradshaw Eure Anwesenheit.«
    Ein leichtes Aroma von Parfüm und Tabak lag in der Luft. Nick atmete tief durch und ließ seinen forschenden Blick über die Eingangshalle schweifen, die mit einem marmornen Fußboden und großen, weißen Wandpfeilern ausgestattet war. Als einziger Schmuck hing das Gemälde einer nackten Frau an der Wand, die sich in einem ovalen Spiegel betrachtete, und deren eine Hand sanft auf ihrem Oberschenkel ruhte. Fasziniert starrte Nick das Bild an, das in einem kostbaren Goldrahmen gefasst war. Das Spiegelbild der Frau war leicht verschwommen, das Dreieck zwischen ihren Beinen nur mit ein paar unscharfen Pinselstrichen gemalt. Auf einmal fühlte sich Nicks Magen bleischwer an. Als ein Bediensteter in schwarzer Kniebundhose die Eingangshalle mit einem Tablett voller Gläser durchquerte, wandte Nick hastig den Blick von dem Gemälde.
    Er spürte förmlich die Tür in seinem Rücken und war sich der Tatsache sehr wohl bewusst, dass er sich jederzeit umdrehen und das Haus verlassen konnte. Doch er war schon zu lang ein Feigling gewesen. Was auch immer in dieser Nacht geschehen würde, er würde nicht kneifen. Die Hände in seinen Taschen waren zu Fäusten geballt, während er auf den weiß-grauen Boden hinabstarrte, in dessen glänzender Oberfläche sich das Licht des Kronleuchters widerspiegelte.
    Da durchbrach die träge Stimme einer Frau die Stille. »Welch Ehre, den gefeierten Mr. Gentry in meinem Hause begrüßen zu dürfen! Herzlich willkommen.«
    Sein Blick wanderte vom Saum eines blauen

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