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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Muskeln wurden durchtrennt.«
    Jason überflog die Berichte, sah die Notiz über Shabnams Kopf, las, dass Arav tatsächlich in Stücke gerissen worden war – und zwar mit bloßen Händen. An seinem Körper waren keinerlei Spuren gefunden worden, die auf den Einsatz einer Waffe hätten schließen lassen. Damit erfuhr Jason etwas Wichtiges. Nur sehr, sehr wenige Engel waren stark genug, um das Rückgrat eines anderen Engels von Hand herauszureißen, vom Abreißen eines Kopfes ganz zu schweigen.
    Und das alles im Fliegen und bei einem General mit Aravs Fähigkeiten? Dazu wäre fast die Kraft eines Erzengels nötig gewesen, oder aber eine neue, unbekannte Gabe. Er musste von seinen Mitarbeitern heimlich den Machtstatus bestimmter Engel überprüfen lassen, um Hinweise darauf zu erhalten, ob auch andere von dieser seltsamen Entwicklung betroffen waren, die offenbar im Kader vor sich ging.
    Er blätterte zurück, um den Mord an Shabnam noch einmal durchzugehen. Obwohl der Pathologe es aufgrund der Art ihrer Verletzungen nicht hatte bestätigen können, war er davon überzeugt, dass ihr Gesicht von Krallen zerkratzt worden war. Jason hatte beobachtet, wie sich Nehas Fingernägel zu Klauen verlängerten, aber über diese Fähigkeit verfügte sie nicht als Einzige. Dennoch war es ein weiteres Teil in diesem Puzzle.
    »Stimmt«, sagte er, als er eine Kopie der forensischen Ergebnisse einsteckte. »Hier gibt es nichts Wichtiges.« Rhys mochte Nehas Vertrauter sein, aber Jasons war er nicht.

26
    Raphael überdachte das Gespräch, das er gerade mit Jason geführt hatte, und beschloss, sich telefonisch mit Caliane in Verbindung zu setzen. Zunächst hatte seine Mutter sich gegen die Benutzung moderner Kommunikationsgeräte gesträubt. Doch nachdem er sich geweigert hatte, über pure Macht mit ihr zu kommunizieren, hatte sie schließlich einer kleinen Anlage zugestimmt, die Naasir und Isabel installiert hatten.
    Jetzt wartete Raphael, während der diensthabende Engel unterwegs war, um Caliane an das Gerät zu holen.
    »Raphael.« Liebe leuchtete in ihren Augen, als sie die Hand nach dem Bildschirm ausstreckte, wie sie es immer tat, als wollte sie den Erzengel berühren. »Mein Sohn.«
    »Mutter.« So lange hatte er sie für immer verloren geglaubt, dass es ihm jedes Mal ein Ziehen in seinem Inneren, einen Stich in seinem Herzen versetzte, wenn er mit ihr sprach. »Ich möchte dich etwas fragen.«
    »Zuerst musst du mir etwas beantworten.« Der Befehl eines Erzengels, der vor seinem Schlaf ein ganzes Weltalter gelebt hatte. »Wann werde ich meinen Sohn das nächste Mal sehen?« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Und ich meine nicht durch dieses Gerät.«
    »Ich kann den Turm nicht verlassen, ehe einer der ranghohen Sieben zurückkehrt.«
    »Der schöne Blaue. Er ist gewiss nicht schwach.«
    Nein, Illium war keinesfalls schwach, aber seine Macht war in unvorhersehbaren Schüben gewachsen, sodass er seine neue Kraft noch nicht ganz unter Kontrolle hatte. »Mutter«, sagte er sanft, denn er wollte ihr Respekt erweisen, solange und sofern ihr entsetzlicher Wahnsinn nicht zurückkehrte. »Ich bin dein Sohn, aber ich bin auch ein Mitglied des Kaders. Versuch du nicht, meinen Turm zu führen, dann werde ich das auch nicht mit deiner Stadt tun.«
    In Calianes Blick brannte eine dramatische blaue Flamme, deren Leuchten tödlich war. »Und wenn ich beschließen sollte, dich zu besuchen? Was dann?«
    »Meine Gemahlin und ich werden dich willkommen heißen.«
    »Du willst diese Beziehung also fortsetzen? Ich könnte sie mit einem Fingerschnippen vernichten.«
    »Dann müsste ich dich töten – und das werde ich tun, sollte ich in dir je eine Bedrohung für Elena sehen.« Seine Mutter war eine Uralte, die daran gewöhnt war, ihren Willen zu bekommen und in Raphael nur ein Kind zu sehen. Sie musste daran erinnert werden, dass der Junge, den sie blutend und verletzt und todtraurig auf einem Feld fern jeder Zivilisation zurückgelassen hatte, schon lange nicht mehr existierte. »Ich bin nicht mehr der, der ich einmal war.«
    Das Leuchten ließ nach, in ihren Zügen spiegelte sich Melancholie, und er wusste, dass sie diese Erinnerung ebenfalls noch einmal durchlebte. »Stell deine Frage, Raphael.«
    Er erzählte ihr von der »Kaskade« und sah, dass sie augenblicklich verstand. »Also ist es wahr«, ein Flüstern, auf dem das Gewicht von zu viel Wissen lastete. »Ich habe die ersten Anzeichen gespürt, hoffte aber, ich würde mich

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