Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
Vom Netzwerk:
umgangssprachlichen Dialekt dieser Gegend. »Ich will Sie nicht lange aufhalten.«
    »Darf ich Ihnen wenigstens eine Tasse Tee anbieten?« Ein Flehen in ihren Augen, die wie flüssige Schokolade aussahen. »Ich kann einen Engel nicht ohne eine Aufmerksamkeit von meiner Türschwelle wegschicken.«
    »Vielen Dank. Einen Tee nehme ich gern.«
    Ein zittriges Lächeln erhellte das Gesicht der Frau. »Ich habe eine Kanne auf dem Herd. Nur eine Minute.« Als sie sich zum Gehen wandte, fand der kleine Junge den Mut, stehen zu bleiben. Staunend starrte er Mahiya an, seine Augen hatten die gleiche Farbe von geschmolzener Schokolade wie die seiner Mutter.
    »Hallo«, sagte Mahiya, und weil er nicht davonstob, fragte sie dann: »Warum bist du nicht in der Schule?«
    Seine Augen wurden noch größer und runder, und er steckte den Daumen in den Mund. Als sie nichts weiter sagte, zog er den Daumen vorsichtig wieder heraus, als traue er ihrem Schweigen nicht. »Ich bin noch nicht so groß wie Nishi.« Nach einer Pause erklärte er: »Nishi geht zur Schule.«
    »Ah«, sagte sie. »Bist du bald alt genug dafür?«
    Falten auf seiner Stirn. »Nicht sehr bald. Vielleicht fast bald.«
    Während sie ein Lächeln über seine tadellose kindliche Logik unterdrückte, sah sie, dass seine Blicke zu ihren Flügeln wanderten. »Du kannst näher kommen, wenn du möchtest.«
    Den Daumen wieder im Mund, tapste er auf sie zu, bis er nur wenige Zentimeter vor ihr stehen blieb und ihre Federn mit der Unbefangenheit sehr kleiner Kinder betrachtete. Als seine Mutter mit einer Tasse in der Hand wieder in der Tür erschien, wollte sie ihn zurückrufen, aber Mahiya schüttelte den Kopf. Sie nahm den Tee entgegen und sagte: »Er ist ebenso klug wie mutig.«
    »Ja.« Die Frau strahlte vor Stolz, ihr schmales Gesicht war wunderschön. »Er kommt nach seinem Vater.«
    Dann erst stellte Mahiya ihre Frage: »Ich habe einen Spielzeugbären gesehen, rosa und weiß, mit einem bestickten Kragen …«
    »… mit weißen Gänseblümchen.« Plötzliche Aufregung.
    »Ja, ganz genau. Ich dachte, er könnte eine Ihrer Arbeiten sein.« Er war von Hand genäht und bestickt, die Augen bestanden aus hübschen blauen Kristallen und die Stickerei war exquisit.
    »Erinnern Sie sich, ob er einen winzigen gelben Stern auf dem linken Fuß hatte?«
    Mahiya dachte nach. »Ja.«
    »Dann ist er mit Sicherheit von mir. Aber es tut mir leid, Mylady, ich habe keinen mehr davon.«
    »Oh, das ist aber schade. Haben Sie viele davon hergestellt?«
    »Nein, es sind alles Unikate.« Sie strich ihre Schürze glatt. »Daisy habe ich vor einer Woche verkauft. Oh, lassen Sie mich Ihnen die Tasse abnehmen.«
    »Vielen Dank. Der Tee war köstlich.« Kräftig und milchig, gewürzt mit Kardamom und gesüßt mit Honig. »Erinnern Sie sich, wem sie Daisy verkauft haben? Vielleicht kann ich herausfinden, ob ich sie demjenigen abkaufen kann.«
    »Einem Vampir. Er war mir unbekannt, vielleicht ein Gast in der Festung.« Die Frau biss sich auf die Lippen, während sie nachdachte. Dann schüttelte sie den Kopf. »Er hat keinen Namen genannt, sein Haar war scharlachrot und seine Haut wie aus feinstem Porzellan.«
    »Einen solchen Mann kann man schwerlich übersehen.« Und doch kannte sie in der Umgebung keinen Vampir mit solchen Haaren und solcher Haut.
    Ein weiteres Rätsel.
    Nachdem Jason den Vormittag damit verbracht hatte, Informationen aus Quartieren aufzutreiben, zu denen andere keinen Zutritt hatten, landete er nun auf dem brachliegenden Feld eines Bauern. Er hielt auf den Schatten einer Hütte zu, die während der Bepflanzungszeit wahrscheinlich als Ruhestätte genutzt wurde. Er suchte das Flüstern der Stille, um nachzudenken und alle Teile zusammenzusetzen.
    Obwohl er weder Venom noch Mahiya etwas davon gesagt hatte, wurde er das Gefühl nicht los, dass Mahiya der Schlüssel war. Aber während sie zu Eris und Arav eine wichtige Verbindung gehabt hatte, war das bei Audrey oder Shabnam nicht der Fall gewesen. Und doch blieb sein Instinkt beharrlich – als hätte er irgendetwas gesehen oder gehört, das er nicht bewusst erfasst hatte.
    Frustriert griff er nach seinem Handy und beschloss, die Antwort auf eine andere Frage einzuholen.
    »Jason.« Selbst der winzige Bildschirm transportierte die Wärme in Jessamys Lächeln. »Schön, dich zu sehen!«
    »Gleichfalls.« Jessamy hatte ihm damals als Erste geholfen, sich daran zu erinnern, was es hieß, ein Individuum zu sein.
    Er stand vor dem Gebäude, in

Weitere Kostenlose Bücher