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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Flüsternd bat sie um sein Verständnis. »Wenn ich das wäre, würde ich nicht überleben.«
    Für einen langen Augenblick stand ihr schwarz geflügelter Geliebter reglos da, ohne etwas zu sagen, ehe er ihr Kinn losließ. Als sie sich dann zwang, ihn ebenfalls loszulassen, hatte sie das Gefühl, etwas zu verlieren. »Komm«, sagte sie. »Lass uns zusammen etwas essen, bevor es kalt wird.«
    Sie wollte zum Tisch gehen, doch Jason hielt sie am Handgelenk fest. »Du gehst anders mit Essen um als andere Unsterbliche.« Sein Daumen strich über ihre Knöchel. »Sag mir, warum.«
    Überall um sie herum zischten Schlangen, Reißzähne senkten sich in ihre Haut, Gift drang in ihre Blutbahn.
    Mahiya ballte die Hand zur Faust, doch sie blieb standhaft. »Nein, Jason. Ich werde nicht zulassen, dass du all meine Geheimnisse stiehlst und deine eigenen für dich behältst.« Er wusste so viel über sie, während sie nicht einmal wusste, wo er zu Hause war.
    Seine Finger schlossen sich fester um ihr Handgelenk, und er zog sie näher zu sich heran, bis sich ihre Zehenspitzen berührten. »Kennst du die Geschichte von Yaviel und Aurelani?«
    Eine verblüffendere Frage hätte er kaum stellen können. »Natürlich.« Es war eine der größten Liebesgeschichten der Engelsgeschichte. »Sie stammten aus zwei verfeindeten Familien auf unterschiedlichen Seiten der Welt. Yaviel war ein Sänger, der Kunsthandwerker wurde, und Aurelani eine Gelehrte, die zu Ansehen kam.« Beide Familien waren unendlich stolz auf ihre Kinder, aber als sich die beiden ineinander verliebten, überwältigte der jahrhundertealte Hass die zarte Liebe, und sie wurden auseinandergerissen.
    »Es heißt, Yaviel habe die Folter überlebt und sei dann in Aurelanis Haus eingebrochen, um sie zu entführen. Beide sollen verschwunden sein, um sich ein gemeinsames Leben aufzubauen, weit fort von der grausamen Macht ihrer Familien.« Als Mädchen hatte diese Romanze sie tief in ihrem Herzen berührt. Selbst jetzt, als Erwachsene, schmerzte ihr das Herz bei der Vorstellung, mit solcher Hingabe geliebt zu werden. »Yaviels Musikinstrumente tauchten weiterhin in der Zufluchtsstätte auf, also musste es Engel geben, die wussten, wo die Liebenden lebten. Aber dieses Geheimnis wurde nie verraten.«
    Mit rauer Stimme sagte Jason: »Er nannte sie Nene und sie ihn Yavi.«
    Kälte überlief ihre Haut, erstickende Dunkelheit verschleierte ihren Blick.
    »Nene ertrug die Kälte nicht, und Yavi liebte sie so sehr, dass er ihnen ein unbewohntes Atoll im warmen Wasser des Pazifiks suchte, weit, sehr weit entfernt von den Himmelsstraßen, die in die Zivilisation führten.« Seine Finger schlossen sich fester um ihr Handgelenk, doch sie bewegte sich nicht, wagte nicht einmal zu atmen. »Vertrauenswürdige Freunde kamen zu ihnen, brachten Yavis Kreationen in die Zufluchtsstätte und verkauften sie dort für so viel Geld, dass er seiner Nene alles schenken konnte, was sie sich wünschte. Sie liebte Amethyste, und er überschüttete sie damit. Aber was Nene am meisten liebte, das war ihr Yavi.«
    Eine Träne lief ihre Wange hinab. Obwohl er nichts Schlimmes gesagt hatte, spürte sie die Traurigkeit in ihm wie ein schweres Gewicht, das einen Schwächeren hätte erdrücken können. »Sie muss auch dich geliebt haben«, flüsterte sie. In seinem Gesicht konnte sie die Geschichte der beiden Familienclans lesen, die sich letzten Endes in rasender Gewalt gegenseitig ausgelöscht hatten.
    »Ja.« Er sah sie eindringlich an. »Meine Eltern haben mich sehr geliebt.«
    Mahiya wollte ihn fragen, warum er in der Vergangenheitsform sprach, warum diese tiefschwarze Trauer in ihm wohnte, sie wollte wissen, was aus Nene geworden war, wenn Yavi nicht mehr lebte, aber sie konnte ihm nicht noch mehr Schmerz zufügen, denn er trug bereits so furchtbares Leid in sich. »Ich lasse nie eine Mahlzeit aus, weil ich weiß, was es bedeutet zu hungern.«
    Die tiefe Traurigkeit in Jason veränderte sich und formte sich zu einer schwarzen Klinge, an der Flammen leckten. Es war viel dazu nötig, ältere Engel verhungern zu lassen, jüngere, in Mahiyas Alter, waren anfälliger. »Wann war das?«
    Mahiya schluckte und ballte die Hände an seiner Brust zu Fäusten. »Nachdem Lijuan mich mit einer Eskorte aus ihrem Territorium zurückgeschickt hatte. Neha warf mich in eine fensterlose Zelle oben in der Bergfestung und verriegelte die Tür.«
    Die Angst, die sie ausstrahlte, war zu gewaltig, um auf den langsamen Schmerz des

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