Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
Vom Netzwerk:
sich nicht so an, als würde unser Käufer in der normalen Bevölkerung nicht auffallen, und trotzdem weiß niemand etwas über ihn. Allerdings sind meine Kontakte – relativ gesehen – eher jung. Vielleicht ist er einer der Alten und gerade von seinem Rückzugsort zurückgekehrt.«
    Wenn die Unsterblichkeit eine zu große Last für sie wurde, legten sich die Engel schlafen. Vampire konnten ihren Körper zwar nicht in einen solchen Zustand versetzen, in dem das Leben außer Kraft gesetzt wurde, aber manchmal zogen auch sie sich in die Isolation zurück, nur begleitet von ihrem »Vieh«. So bezeichneten die Alten jene Menschen, die süchtig nach dem Kuss eines Vampirs geworden waren und als bereitwillige Nahrungsquelle bei ihm blieben.
    Für die Alten war es ein Ausdruck von Zuneigung, und die Spender wurden mit der Art Respekt behandelt, wie man sie einem geliebten Haustier zukommen lässt. Im Laufe der Jahrzehnte sorgte das Vieh häufig selbst für Ersatz – Jason wusste von einem Vampir, der schon seit mehr als dreihundert Jahren in der Abgeschiedenheit lebte.
    »Er könnte aus einer anderen Gegend stammen«, sagte Mahiya.
    »Er hat dir etwas geschickt, das wie ein Werbungsgeschenk aussieht. Das spricht dagegen.« Nach allem, was sie ihm erzählt hatte, hatte sie seit ihrer Rückkehr aus der Zufluchtsstätte nur einen einzigen Ausflug über die Grenze von Nehas Territorium hinaus unternommen: ihre Flucht zu Lijuans Festung. »Hast du bei deinem Aufenthalt in China jemanden gesehen, auf den die Beschreibung passen könnte?«
    Ein winziges Zittern überlief ihre Schultern. »Nein. Rote Flügel, ja. Rote Haare, nein. Und auch niemanden mit diesem Teint.«
    »In der Zufluchtsstätte?«, fragte Venom. »Könnte er dich dort gesehen haben, als du jünger warst?«
    Mahiya schüttelte den Kopf.
    »Ein Besucher an Nehas Hof, der dir in letzter Zeit auffällig den Hof gemacht hat?« Haarfarben konnte man verändern.
    »Die üblichen bedeutungslosen Schmeicheleien am Hof. Nichts, was einen so ausgetüftelten Plan zur Übergabe eines Geschenks rechtfertigen würde.«
    Und auch das Geschenk selbst, dachte Jasons, war ungewöhnlich für einen Unsterblichen. Die meisten hätten eine Frau mit Edelsteinen oder seltenen Kostbarkeiten umworben. Im Hinblick auf diese spezielle Frau musste Jason feststellen, dass die Vorstellung, ein anderer Mann könnte ihr den Hof machen, eine finstere Brutalität in ihm entfachte, die er sein Leben lang zu unterdrücken gelernt hatte.
    »Lüg mich nicht an, Nene!«
    »Das tue ich nicht! Warum hörst du mir nicht zu? Er ist ein Freund …«
    »Und deshalb bist du eine ganze Stunde lang mit ihm verschwunden?«
    »Ich habe ihm das Atoll gezeigt, während du mit seinem Vater gesprochen hast!« Ein schluchzender Laut des Unmuts. »Ich hasse deine scheußliche Eifersucht, Yavi. Die bringt uns noch um.«
    Die prophetischen Worte seiner Mutter hallten in seinem Geist wider, als Jason sich zu Venom umwandte. »Versuche, noch etwas tiefer zu graben, ohne dass es an die falschen Ohren gelangt.«
    Venom beugte sich vor und stellte seine leere Tasse auf den Tisch, ehe er mit einer geschmeidigen Anmut auf die Füße kam, die für manche etwas Wunderschönes, für andere ein Zeichen von Gefährlichkeit bedeutete. »Ich glaube, ich springe mal vom Balkon und erschrecke die Wachen, die sich draußen verstecken.« Mit diesen Worten war er verschwunden.
    Jason trat näher an Mahiya heran. »Dieses Risiko hättest du nicht eingehen dürfen.«
    »Es war wohlkalkuliert.« Ihr Ton war resolut. »Ich würde es, ohne zu zögern, wieder tun, denn ich will nicht dein oder Venoms Leben für das meine aufs Spiel setzen.«
    Jason hob ihr Kinn an und sah in ihre unbeirrten Augen, die so hell waren wie die einer Dschungelkatze. »Ich will nicht die entstellten Überreste deines Körpers vom Boden aufkratzen müssen.« Dieses Geständnis stammte aus einem Teil seiner selbst, der seit einem ganzen Weltalter nicht mehr ans Licht gekommen war. »Deshalb musst du mir erlauben, für deine Sicherheit zu sorgen.«
    Mahiya war darauf vorbereitet gewesen, sich gegen seine Arroganz zur Wehr zu setzen, doch diese ruhige Bitte, in der so viele unausgesprochene Emotionen lagen, bestürzte sie. »Ich werde keine unnötigen Risiken eingehen«, sagte sie und griff nach seinem Handgelenk. Seine Haut fühlte sich heiß unter ihren Fingern an. »Versprochen.«
    »Du bist die Schwächste von uns, Mahiya.«
    »Aber ich bin nicht schwach.«

Weitere Kostenlose Bücher