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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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das die kleinen Engel gingen, um etwas zu lernen. Hier wartete er, bis auch der letzte Schüler verschwunden war, bevor er hineinschlüpfte.
    Die Frau in dem Raum sah auf, und in ihren Augen lag eine Freundlichkeit, die kein Mitleid war. »Ich habe etwas für dich«, sagte sie, als hätte sie auf ihn gewartet, als wüsste sie, dass er ihrem Unterricht schon seit vielen Tagen heimlich aus dem Verborgenen lauschte.
    Sie ging zu ihm und reichte ihm einige gebundene Bücher mit großen Buchstaben auf den Seiten. »Damit du dich wieder erinnerst.«
    Er berührte den Einband und blätterte die Seiten um.
    Früher hatte er solche Bücher gehabt, hatte sie wieder und immer wieder gelesen, nachdem er allein zurückgeblieben war, aber dann waren sie zu Staub zerfallen und nach einiger Zeit hatte er vergessen, dass er lesen konnte . Bis heute. Denn Jessamys letzte Unterrichtsstunde hatte in seinem Kopf einen Schlüssel umgedreht und die Erinnerung an die Stimme seiner Mutter wachgerufen, als sie ihm das Alphabet beigebracht hatte.
    Er nahm die Bücher und ging, ohne ein Wort zu sagen.
    Es hatte Monate gedauert, bis er sein Schweigen brechen konnte, aber Jessamy mit ihren weisen Augen und ihrem gütigen Herzen hatte ihn nie gedrängt, sondern ihm immer Raum zum Atmen gelassen. Jetzt sagte er: »Ich habe eine Frage an dich.«
    Sie neigte den Kopf zur Seite.
    »Du weißt, dass Lijuan eine Entwicklung durchlaufen und Raphael eine neue Gabe gewonnen hat. Jetzt gibt es Anzeichen dafür, dass mit Titus irgendetwas vor sich gehen könnte, auch wenn ich nicht weiß, was es ist.« Titus’ Volk war seinem kriegerischen Erzengel treu ergeben, und Jasons Spione hatten nichts weiter herausfinden können, als dass Titus gegen eine Erkrankung kämpfte. Und da Erzengel nicht krank wurden, musste Titus irgendeine Art von Transformation durchlaufen.
    Nehas Fähigkeit, Eis entstehen zu lassen, war nicht öffentlich bekannt, weshalb Jason sie nicht erwähnen konnte, ohne den Blutschwur zu brechen. Aber er hatte noch weitere Hinweise auf ein Phänomen, das den ganzen Kader betraf. »Du erinnerst dich an Astaads unberechenbares Verhalten.« Der Erzengel hatte auf eine seiner geliebten Konkubinen so lange eingeschlagen, bis nichts mehr von ihr übrig war, obwohl er dafür bekannt war, seinen Frauen gegenüber nachsichtig zu sein, sie sogar zu verwöhnen. »Wie ich höre, ist er wieder stabil und könnte Fähigkeiten in Bezug auf Meereslebewesen entwickeln.«
    Jessamys Miene war nachdenklich. »Damals wurde sein Verhalten mit den Störungen durch Calianes Erwachen erklärt.«
    »Das Erwachen einer Uralten darf man nicht ignorieren«, sagte Jason. Er dachte an die verloren gegangene Stadt Amanat; sie war weit entfernt von ihrer ursprünglichen Lage wieder aufgetaucht. »Aber könnte Calianes Erwachen von einer höheren Macht ausgelöst worden sein?« Lijuans Entwicklungsprozess hatte nur wenige Monate vor Calianes Erwachen begonnen, und beide Ereignisse hatten den Lauf der Weltgeschichte verändert.
    »Es gibt keine …« Jessamy verstummte. »Warte.«
    Als sie wiederkam, hatte sie ein gebundenes Buch bei sich; die große Vorsicht, mit der sie es in den Händen hielt, verriet Jason, wie empfindlich es sein musste. »In der Geschichte wird ein Ereignis erwähnt, das ›die Kaskade‹ genannt wird. Hier heißt es: ›Und die Erzengel waren nicht, wer sie sein sollten, und Leichen verwesten in den Straßen und Blut regnete vom Himmel herab, während Imperien in Flammen standen.‹«
    Mit ernster Miene sah Jessamy auf. »Die Kaskade liegt über fünfundzwanzigtausend Jahre zurück. Ich werde in den Archiven nach weiteren Informationen suchen, aber ich glaube, dass es einen wachenden Erzengel gibt, der sie noch aus erster Hand erlebt hat – auch wenn sein wahres Alter umstritten ist.«
    Caliane.
    Kurz darauf beendete Jason das Gespräch, um ein weiteres zu führen, ehe er sich in die Luft erhob und den Weg zur Festung einschlug. Sein Ziel war Rhys’ Büro in der Nähe der Kasernen, in denen die meisten Wachleute wohnten. Rhy war zwar gerade dabei, von seinem Balkon aus eine Übungseinheit zu überwachen, konnte ihm aber Auskunft über die forensischen Berichte geben.
    »Nichts, was wir nicht schon wüssten«, sagte er zu Jason. »Es gab keine Raffinesse, keinen Versuch, irgendetwas zu verbergen. Audrey scheinen die Organe entnommen worden zu sein, wohingegen Shabnam der Kopf abgerissen wurde. Auch Arav ist in Stücke gerissen worden, seine Sehnen und

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