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Gildenhaus Thendara - 7

Gildenhaus Thendara - 7

Titel: Gildenhaus Thendara - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Erfahrung.
Aber das Hintergrundgeräusch, das die Maschinen erzeugten, hörte nicht auf, an ihren Nerven zu zerren. Bethany wies ihr einen Schreibtisch an. „Das ist Lornes Platz. Auch wenn sie da ist, benutzt sie ihn nicht oft; sie arbeitet meistens oben in Montrays Büro. Als ich erfuhr, daß du zu uns kommen würdest, ließ ich den Schreibtisch für dich einrichten. Es würde dir nicht gefallen, unter Montray zu arbeiten, er ist ein…” Jaelle verstand den Ausdruck nicht, der ihn mit einem ihr unbekannten Tier verglich, wohl aber den herabsetzenden Ton. Ihr fiel ein, was sie über ihn in der Medizinischen Abteilung gehört hatte… Montray war der Mann, dem niemand zutraute, er werde Darkovaner mit normaler Höflichkeit behandeln. Wie, fragte sich Jaelle, war er nur auf diesen hohen Posten gelangt, wenn seine charakterlichen Mängel so extrem waren, daß die Angehörigen seines eigenen Stabes nichts dabei fanden, Bemerkungen darüber auszutauschen? Sie nahm sich vor, Peter zu fragen, denn sie wußte nicht, wie sie die Frage für Bethanys Ohren formulieren sollte, ohne dabei alle möglichen Beleidigungen gegen Terraner im allgemeinen anklingen zu lassen.
Bethany erklärte ihr im Tempo eines Schnellfeuergewehrs, wie der Stimmschreiber, das Kehlkopfmikrophon und die Löschtaste zu benutzen seien und wie die Wörter auf dem Bildschirm vor ihr entstanden. „Du brauchst sie nicht laut auszusprechen, nur zu subvokalisieren” Sie drückte eine Taste. „Paß auf - so”
Auf dem Schirm erschien in blassen Leuchtbuchstaben: „Paß auf - so” Jaelle schluckte und sprach es langsam nach.
„Wäre es nicht einfacher, wenn ich es der Person, die es wissen soll, sagen würde?”
Bethany zuckte die Schultern. „So könnte man es auch machen, aber wir brauchen die Aufzeichnung für das Archiv - dann kann es sich der nächste und auch der übernächste Einsatzleiter noch nach Jahren in deinen eigenen Worten anhören”
„Warum sollte es irgendwen in, sagen wir, fünfzig Jahren interessieren, wenn wir nicht mehr da sind und Rumal di Scarp tot ist?”
„Nun, es kommt ins Archiv”. Wieder dieses Wort! „Schon nächste Woche wird deine Erinnerung die Ereignisse verzerrt haben… Man hätte dich, und ebenso Magda, sofort befragen müssen, nachdem es geschehen war, wenn ich auch einsehe, daß es sich nicht machen ließ… ihr alle wart den ganzen Winter in Ardais eingeschneit, nicht
wahr? Jedenfalls müssen wir alles so klar wie möglich aufzeichnen. Dann haben andere Abteilungsleiter oder sogar Leute auf anderen Imperiumsplaneten Zugang zu der Information, auch in hundert Jahren noch. Die ganze Geschichte kommt in den Dauerspeicher.” Das brachte doch kein Mensch fertig, dachte Jaelle, mit einer so eiskalten, für die Ewigkeit bestimmten Objektivität zu berichten! Sorgfältig ihre Worte setzend und bemüht, sich ihre Bestürzung nicht anmerken zu lassen, sagte sie: „Aber die Wahrheit, die ich über die Geschehnisse auf Sain Scarp jetzt sage, ist nicht die Wahrheit, die ich damals gesagt hätte, und nicht die Wahrheit, die fünfzig Jahre von heute gelten wird. Ich werde mir in fünfzig Jahren das alles ins Gedächtnis zurückrufen müssen, um zu erkennen, was dann die Wahrheit sein wird, denn die einzige Wahrheit wird die sein, an die wir uns erinnern, nicht ich allein, sondern auch Margali - Magda
- und Pfph: und sogar Lady Rohana und Rumal di Scarp!’
Bethany schüttelte den Kopf. Offensichtlich verstand sie nicht, was Jaelle ihr klarzumachen versuchte. „Ich fürchte, das ist zu kompliziert für mich. Erzähle einfach alles, an was du dich erinnerst, und über diese ultimate Wahrheit werden wir uns ein anderes Mal den Kopf zerbrechen - in Ordnung?” „Aber wem erzähle ich es?”
„Spielt das eine Rolle? Erzähle es, als habe dich irgendwer gefragt, was da draußen geschehen sei. Füge jedes kleine Detail ein, an das du dich erinnerst - jemand anders wird den Text redigieren und streichen, was wirklich irrelevant ist”
„Wie soll ich denn wissen, was ich sagen soll, wenn ich nicht weiß, wem ich es sage?” Jaelle war von neuem verwirrt. „Ich meine, wenn du mich bätest, es dir zu erzählen, würde ich es auf die eine Weise tun, und wenn, sagen wir, der Comyn-Rat mich dazu aufforderte, würde ich es auf eine andere Weise tun…” Bethany seufzte, und Jaelle spürte, wie frustriert sie war. „Ich glaube, mein Casta ist nicht so gut, wie ich dachte”, sagte Bethany. „Für mich hörte sich das eben an, als

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