Gildenhaus Thendara - 7
des Universums wären. Nun geh schon - du läßt sie warten!”
Jaelle verstand das nicht so ganz. Sie nahm an, Bethany wolle ihr klarmachen, diese Männer - Mediziner? - seien wie Mönche oder MeilerPriester und an nichts als ihrer Arbeit interessiert. Sie nahm allen Mut zusammen und trat aus der Kabine. Zu ihrer Erleichterung hob niemand, ob männlich oder weiblich, den Blick; alle blieben über die Maschinen gebeugt. Eine der Frauen fragte in fehlerhaftem Darkovanisch: „Haben Sie irgendwelches Metall an sich? Zähne, Ausrüstungsgegenstände, sonst etwas?”
Jaelle spreizte die leeren Hände. „Wo sollte ich das wohl gelassen haben?” fragte sie, und die Frau lächelte. „Richtig. Gehen Sie dahin - diese Seite umdrehen. Stehenbleiben. Heben Sie einen Arm. Den anderen.” Jaelle fühlte sich wie ein zahmes Chervine, das Kunststücke vorführt. „Wieder umdrehen - Arm senken - sehen Sie wohl? Es tut nicht weh…” Jaelle zog sich wieder an und fragte Bethany: „Was haben diese Maschinen denn gemacht!”
„Bilder von deinem Inneren, das sagte ich doch. Es verrät ihnen, daß du gesund bist”
„Und wie ich gesagt habe, hätten sie mich danach nur zu fragen brauchen” Abgesehen von einer oder zwei in der Schlacht erhaltenen Wunden - während ihrer ersten Jahre in der Gilde hatte sie an Kindras Seite als Söldnerin gekämpft - und einem Bruch des Handgelenks, den sie sich mit sechzehn bei einem Sturz vom Pferd zugezogen hatte, war sie immer vollkommen gesund gewesen.
Dann druckte man sie auf eine Konturenliege und klebte ihr Plättchen an den Kopf. Sie mußte eingeschlafen sein, und als sie erwachte, hatte sie tobende Kopfschmerzen, nicht unähnlich jenen, die sie im Alter von fünfzehn Jahren ausgestanden hatte, nachdem Lady Alida sie gezwungen hatte, in ein Matrix-Juwel zu sehen.
„Sie ist sehr resistent”, hörte sie einen Mann sagen, und ein anderer antwortete: „Das ist normal für die eingeborene Bevölkerung. Nicht an eine technologische Umgebung gewöhnt. Beth sagt, sie habe vor den Fluoroskopie-Maschinen zurückgescheut. He - halt den Mund, sie ist schon wach. Können Sie uns verstehen, Miss?”
„Ja, tadellos - oh, jetzt weiß ich es, das ist eine Maschine, die Sprachen lehrt” Das war gar nichts; die Comyn hätten das mit nichts als einer Matrix und einem gut ausgebildeten Telepathen tun können.
„Kopfweh?” Ohne auf ihre Antwort zu warten, reichte der Mediziner ihr einen kleinen Pappbecher, auf dessen Boden sich etwa ein Löffelvoll einer hellgrünen Flüssigkeit befand. „Trinken Sie das!’
Sie trank. Der Mann nahm ihr den Becher ab, zerdrückte ihn in der Hand und warf ihn in einen Abfallsammler. Fasziniert sah Jaelle zu, wie er sich in blassen Schleim verwandelte und im Abfluß verschwand. Eben noch war es ein Becher gewesen, gleich darauf wurde er übergangslos zu einem bißchen Schleim, absichtlich weggeworfen und zerstört. Und doch war er nicht alt oder abgenutzt gewesen, ihre Hand hatte das Gefühl von etwas Glattem, Neuem bewahrt, von etwas Wirklichem. Sie spürte das Ding noch, aber es selbst war verschwunden. Warum? Ein paar Minuten später, als sie ihre eigenen Sachen wieder anzog, sagte Bethany ihr, sie solle ihren Papierkittel in einen Abfallsammler der gleichen Art werfen. Es verwirrte sie, daß Dinge sich auflösten und wegflössen und nicht mehr existierten. Der Mann, der die Sprachenmaschine bediente - sie hatte gehört, daß man sie einen D-Alpha-Kortikator nannte, was sie nicht klüger machte - reichte ihr ein Päckchen.
„Hier sind Ihre Sprachlektionen in Standard für den Rest der Woche”, sagte er. „Bitten Sie Ihren Mann, Ihnen zu zeigen, wie Sie den Schlaflerner benutzen sollen. Dann können Sie allein weitermachen?
Schon wieder eine Maschine! Auch dieser Mann war ihr nicht vorgestellt worden, aber inzwischen hatte sie sich an Unhöflichkeit gewöhnt und wunderte sich gar nicht mehr, als Bethany sie drängte,
sich zu beeilen, da sie sonst zu spät zum Lunch kämen. Sie hatte sich den ganzen Vormittag beeilt, aber die Terraner waren immer in Eile, angetrieben von den Uhren, die sie überall sah, und vermutlich gab es gute Gründe, die Mahlzeiten zu bestimmten Zeiten zu servieren. Vielleicht wollte man die Köche nicht warten lassen. Allerdings waren keine Köche sichtbar, nur Maschinen, und es verwirrte sie, daß sie Knöpfe drücken mußte, um Essen zu bekommen, doch sie tat, was Bethany tat. Das Essen war ihr sowieso fremd, dicke Breie und heiße Getränke
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