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Gildenhaus Thendara - 7

Gildenhaus Thendara - 7

Titel: Gildenhaus Thendara - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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diese lange Erklärung gegeben hatte, um sie auszuhorchen, um sie zu unbedachten Äußerungen zu verleiten. Vorsichtig trat sie den Rückzug an.
„Ich persönlich sehe keinen Grund dafür, Darkover zu einer weiteren Welt des Imperiums zu machen”, sagte sie. „Aber ich bin keine Vertraute Hasturs. Die Hasturs haben sich mit der Materie wahrscheinlich viel eingehender befaßt als ich, und was mich betrifft, so bin ich es zufrieden, wenn sie darüber entscheiden”
„Würden Sie nicht lieber bei der Entscheidung mitreden”, erkundigte er sich neugierig, „statt gedankenlos dem Willen einer regierenden Kaste zu gehorchen?”
„Ich gehorche nicht gedankenlos dem Willen irgendeines Mannes, sei er Hastur, Ehemann oder Gott”, schleuderte sie ihm entgegen. „Aber die Comyn haben dieses Thema studiert, und ich habe keine Gelegenheit gehabt, alle Seiten der Angelegenheit so wie sie kennenzulernen. Piedro hat mir euer System der repräsentativen Demokratie erklärt, und mir kommt das wie ein Verfahren vor, Entscheidungen in die Hände von denjenigen zu legen, die ungeeignet sind, sie zu treffen. Hört ihr lieber auf die Stimmen von tausend - oder einer Million - Dummköpfen, statt auf die Stimme eines einzigen klugen Mannes, der in diesen Dingen gut ausgebildet ist?” „Ich gehe nicht automatisch davon aus, daß tausend - oder eine Million gewöhnlicher Leute Dummköpfe sind oder daß einer, der für die herrschende Klasse spricht, unbedingt klug ist”, erwiderte er rasch. „Und wenn diese tausend - oder eine Million - Leute Dummköpfe sind, ist es dann nicht Sache des Klugen, sie zu belehren, statt sie weiter in Unwissenheit zu lassen?”
„Sie machen da eine Voraussetzung, die ich nicht akzeptiere”, sagte Jaelle, „nämlich, daß die Belehrung eines Dummkopfes ihn klug macht. Wir haben ein Sprichwort: Du kannst einen Esel hundert Jahre lang unterrichten, er wird dabei nur lernen, lauter zu schreien”
„Aber Sie sind kein Esel. Warum nehmen Sie an, Ihre Landsleute seien unfähig, ebenso wie Sie zu lernen?”
„Ich bin nicht unwissend”, erklärte Jaelle, „aber ich kann nicht so weit sehen wie die Comyn. Ich besitze kein Laran, und selbst wenn ich soviel an Wissen in mich aufnähme, wie es mir nur möglich ist, könnte ich weder die Gedanken und Herzen der Menschen lesen noch Vergangenheit und Zukunft sehen, wie sie es vermögen. Das
ist es, was ihnen die Macht gibt zu herrschen, und die Weisheit, die die Kopfblinden anerkennen müssen”
„Laran”, fiel er schnell ein, „was ist Laran?” Einen Augenblick zu spät erkannte Jaelle, daß er sie nur aus diesem Grund in die Debatte verwickelt hatte - sie sollte reden, ohne nachzudenken. Jetzt verfluchte sie ihren Stolz, der sie verleitet hatte, die Krallen ihres Witzes an diesem Terranan zu schärfen.
„Laran?” wiederholte sie verständnislos, als erinnere sie sich kaum noch an das, was sie gesagt hatte. Aber er hatte natürlich eins dieser auf ewig zu verdammenden Aufzeichnungsgeräte eingeschaltet gehabt, und das hatte ihre Worte festgehalten, so daß er sie sich immer wieder und wieder anhören und sie analysieren und in Erfahrung bringen konnte, was sie ausgeplaudert hatte.
„Laran. Ich weiß natürlich was das Wort bedeutet - psychische Kraft, die die meisten Terraner für Aberglauben halten. Und Ihr Volk glaubt, die Hasturs besäßen sie?”
Jaelle zögerte eine Sekunde zu lange, bevor sie antwortete. Sie hätte sofort sagen sollen, ja, die einfachen, unwissenden Leute glauben an die Kräfte der Comyn. Jetzt war es Alessandro Li, der sich höflich zurückzog. „Ich glaube, wir haben für einen Tag genug getan, Jaelle. Wir möchten doch heute abend nicht zu spät zum Empfang des Koordinators kommen” „Bestimmt nicht, da Sie der Ehrengast sind”, antwortete sie und verfluchte sich von neuem, als er sie verblüfft ansah. Noch schlimmer, ihr fiel ein, daß niemand es ihr erzählt und auch Piedro es nicht gewußt hatte.
„Woher wissen Sie das? Sind Sie selbst psychisch begabt?” fragte er. Sie wehrte ab: „O nein, wenn ein - ein wichtiger Gast wie Sie erwartet wird, braucht man kein Laran, um zu erraten, daß der Koordinator ihn beim Empfang ehren wird.” Sie stand schnell auf. „Ich fürchte, meine Gedanken sind ein bißchen abgewandert”
„Hoffentlich habe ich Sie nicht ermüdet. Ich fürchte, ich bin ein sehr anstrengender Vorgesetzter”, meinte er entschuldigend. Aber für heute wollen wir abbrechen. Gehen Sie nur und machen Sie

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