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Gildenhaus Thendara - 7

Gildenhaus Thendara - 7

Titel: Gildenhaus Thendara - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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nicht allein tun konnte. Im Gildenhaus war keine die Dienerin einer anderen, aber die Frauen leisteten sich gegenseitig diese schwesterlichen Dienste. Es war nie schwer, eine Schwester zu finden, die einem half, das Kleid zu verschnüren, das Haar aufzudrehen oder zu schneiden, die mit Kosmetika oder Kleidern aushalf. Hier wurde anscheinend alles von Maschinen getan. Ein neues Zeichen leuchtete auf: SIE KÖNNEN JETZT EINTRETEN . Jaelle nahm allen Mut zusammen, wollte den rosenfarbenen Raum betreten und blieb wie angewurzelt auf der Türschwelle stehen.
Gestelle, die nach allen Seiten zu kippen waren, Sessel, die zu kippen und zu drehen waren, Klammern, um den Kopf festzuhalten, Gurte, um das Opfer zu fesseln… Ihr wurde dunkel vor den Augen, und sie mußte sich an der Tür festhalten. Einen Augenblick lang war sie wieder ein Kind, zurück in den Wahnsinnsjahren vor dem Beginn ihres wirklichen Lebens, ein Kind, das heimlich an die Tür eines verborgenen Raums gekrochen war, um einen Blick hineinzuwerfen, ohne zu ahnen, daß es ihres Vaters Folterkammer war…
Mutter! Mutter! Jaelle wollte schreiend weglaufen wie damals und ihren Kopf im Schoß ihrer Mutter verstecken…
Dann war es plötzlich nichts anderes mehr als ein weiterer terranischer Raum, angefüllt mit Maschinen, deren metallene Finger taten, was Fleisch und Blut besser gemacht hätten. Jetzt war Jaelle sogar fähig, Robotmaschinen zum Schneiden und Locken der Haare, zum Auftragen von Cremes und Versprühen von Parfüms zu erkennen. Der Raum wirkte kühl und beruhigend, aber Jaelle konnte sich nicht zwingen einzutreten. Schließlich gelang es ihr, ihre Füße loszureißen, die im Boden festgewurzelt zu sein schienen. Sie floh den Korridor hinunter, durch die Cafeteria, hinaus aus den schweren Türen und quer über das harte Pflaster, ohne an den unterirdischen Tunnel zu denken. Sie bemerkte die terranischen Augen nicht, die sich auf ihre fliehende Gestalt richteten, sie anstarrten. Keuchend warf sie sich auf ihr Bett und vergrub ihr Gesicht im Kissen. Welch ein Glück, daß Piedro nicht hier war und eine Erklärung für ihr seltsames Benehmen verlangte! Hatte sie ihm schon wieder Schande gemacht? Sie wußte es nicht, und es kümmerte sie auch nicht mehr. Ihr kam es wie Augenblicke später vor - hatte sie ein paar Minuten, eine Stunde geschlafen? -, als leise die Türglocke erklang. Ein Besucher zu dieser Stunde? Oder hatte Peter wieder einmal seine Schlüsselkarte vergessen? Schlüssel und verschlossene Türen gehörten für Jaelle zu Matrix-Laboratorien, Verliesen und - Folterkammern!
Darauf gefaßt, Peter zu begrüßen, erstaunte es sie, daß Bethany Kane vor der Tür stand.
„Jaelle, Schätzchen - geht es dir gut? Ich sah dich über den Hof rennen, als sei der Teufel hinter dir her! Hör zu, macht dieser Bonze vom Senat dir das Leben sauer? Dazu hat er kein Recht! Ich habe bei ihm vorbeigeschaut, aber seine Sekretärin sagte, du seist schon gegangen, um dir das Haar machen zu lassen - kann ich nicht hereinkommen? Auf diesem Flur schlafen Leute, und ich möchte sie
nicht aufwecken” Jaelle bedeutete ihr einzutreten. Plötzlich bemerkte Bethany, wie aufgelöst Jaelle aussah.
„Was ist los? Gehst du nicht zu dem Empfang? Ich wollte mir auch das Haar machen lassen, ich dachte, wir könnten zusammen gehen…? Bethany trat an Jaelles Frisiertisch und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. „Ich sehe schrecklich aus, und Montray erwartet, daß jeder vom Stab so elegant erscheint, wie es ihm nur möglich ist. Hast du ein paar Lockenwickler übrig? Oder willst du in den Schönheitssalon hinuntergehen…?”
Sie sah Jaelle erwartungsvoll an, und Jaelle erklärte hölzern: „Ich war dort. Aber ich… ich habe mich dann entschlossen, nicht hineinzugehen” „Schätzchen, hat sich irgendwer da unten flegelhaft gegen dich benommen? Wenn ja, solltest du ihn melden. Sie sind dazu da, die Leute zu bedienen, und sollte jemand eine ungezogene Bemerkung gemacht haben…” „O nein” Jaelle lächelte schwach. „Ich habe keinen einzigen Menschen zu sehen bekommen - ich dachte, alles würde von Maschinen gemacht” Bethany lachte. „Das meiste schon, aber ein paar Menschen sind doch da, um aufzupassen, daß die Maschinen tun, was sie sollen. Du hast dein Haar in letzter Zeit wachsen lassen, nicht wahr? Wie willst du es heute abend tragen?”
Jaelle zuckte die Schultern. „Es ist nicht lang genug, um eingeflochten zu werden. Und was könnte ich sonst damit

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