Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gildenhaus Thendara - 7

Gildenhaus Thendara - 7

Titel: Gildenhaus Thendara - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
sich für den Empfang schön. Ich freue mich darauf, Ihren Mann besser kennenzulernen. Natürlich kenne ich seine Arbeit nach den Aufzeichnungen. Er muß eine Ausnahmeerscheinung sein, daß er eine so kompetente Frau für sich gewonnen hat”
Jaelle befahl sich, über das Kompliment nicht zu erröten, und widerstand dem Impuls, an dem unschicklich kurzen Rock zu zupfen. Jahre der Ausbildung im Gildenhaus hätten sie gegen derlei immun machen müssen. Sie stand auf und erinnerte sich an die eindringliche Mahnung der Gildenmütter: Deine Körpersprache sagt mehr aus als deine Worte. Benimmst du dich wie eine Frau und ein Opfer, wirst du auch so behandelt werden. Versuche, wie ein Mann zu stehen und zu gehen, wenn du mit Männern zusammen arbeitest. So sachlich wie möglich sagte sie: „Ich bin sicher, Piedro wird sich geehrt fühlen”, und ging.
Sie sollte Piedro warnen, dieser Mann war scharf, er war imstande, kleine Hinweise auf unheimliche Art zusammenzufügen. Es mochte ihm gelingen, Piedro dazu zu verführen, daß er zuviel redete. Wie konnte sie es ihrem Mann verübeln, wenn sie das Gleiche getan hatte? Aber sie hatte den Fehler begangen, Alessandro Li zu unterschätzen. Piedro dagegen würde vorgewarnt sein.
Wieviel weiß Piedro? Göttin! Ich wünschte, ich könnte mit Magda reden, dachte Jaelle.
Sie blieb an einem der hohen, auf den Raumhafen hinausgehenden Fenster stehen und warf einen Blick auf das große, blutdurchschossene Auge der untergehenden Sonne. Vielleicht blieb ihr genug Zeit, um durch die Straßen von Thendara zum Gildenhaus zu gehen und ihre Eidestochter zu besuchen… aber nein. Sie mußte zu diesem verdammten Empfang, und Piedro hatte sie heute morgen noch gewarnt, von dem eingeladenen Personal werde erwartet, daß es in großer Gala erscheine. Er hatte vorgeschlagen, sie solle die Personal-Service-Abteilung aufsuchen und sich das Haar machen lassen.
Schulterzuckend entschied sich Jaelle, genau das zu tun. Sie war sowieso neugierig darauf; es war ein Ritual, dem sich alle Frauen hier im HQ in kurzen Abständen unterzogen. Auch wußte sie, Peter würde sich freuen, wenn sie sich bemühte, für ihn schön zu sein. Und in den letzten paar Tagen hatte sie so intensiv in Alekis Büro gearbeitet, daß sie Peter nur gesehen hatte, wenn er schon schlief oder kurz vor dem Einschlafen war. Der Personal-Service war in dem gleichen Stockwerk wie die Cafeteria untergebracht und ganz in Rosa gehalten, eine Farbe, die Jaelle, unter einer roten Sonne aufgewachsen, angenehm und beruhigend fand. Sie hatte begonnen, an diese Zeit unter den Terranern als ein Abenteuer zu denken, etwas, das sie mit Stolz jungen Entsa
genden erzählen würde, wenn sie einmal alt und ans Haus gefesselt war. Sie steckte ihre Identitätskarte in die erste Maschine, und es leuchtete ein
    Zeichen auf: NEHMEN SIE PLATZ UND ENTSPANNEN SIE SICH , SIE WERDEN
    G LEICH BEDIENT . Sie las das Nachbild der Wörter - Zeichenlesen war eine Übung im Schnellesen. Für Jaelle war die Schrift immer schon verschwunden, bevor sie ihre Augen darauf eingestellt hatte. Sie nahm einen der bequem konturierten rosenfarbenen Sessel, wartete und dachte über die letzten Tage nach. Termine, Termine, Termine! Alessandro Li war sich schrecklich der Zeit bewußt, noch mehr als die durchschnittlichen Terraner, die schon in unglaublichem Ausmaß von der Uhr abhängig waren. Jaelle hatte Klatsch von den Frauen in der Kommunikation gehört. Bethany sagte, unter normalen Umständen hätte ein Funktionär im Rang von Alessandro Li nichts getan, sich nicht einmal ein Büro, um darin zu arbeiten, besorgt, bis der offizielle Empfang stattgefunden hätte. Er aber hatte sofort mit der Arbeit begonnen, und Jaelle hatte während der meisten Zeit bei ihm sein müssen. Sie fühlte sich ausgewrungen, als habe er jeden Tropfen ihres Wissens buchstäblich aus ihr herausgedrückt und - gequetscht. Und das war erst der Anfang. Es war soviel an Spannungen in den erwachenden Erinnerungen - denn sie hatte ihm und Kadarin Dinge erzählt, von denen sie nicht gewußt hatte, daß sie in ihrem Gehirn vorhanden waren. Abends in ihrer Wohnung lag sie lange wach, zu müde zum Schlafen. Der Kopf tat ihr weh, ihre Gedanken rasten, und wenn ihr die Augen endlich zufielen, war es auch schon wieder Zeit zum Aufstehen. Termine! Termine! Sie lebte von der Gnade eines Ziffernblatts, Zeit zum Arbeiten, Zeit zum Essen, Zeit zum Lieben!
Zu Hause hatte sie jemand zu Hilfe gerufen, wann immer sie etwas

Weitere Kostenlose Bücher