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Gildenhaus Thendara - 7

Gildenhaus Thendara - 7

Titel: Gildenhaus Thendara - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Haus meines Bruders - er weinte so, und ich mußte seine Hände von mir losreißen und ihn verlassen, und sie mußten ihn festhalten, und auf dem ganzen Weg die Straße hinunter konnte ich ihn hören, wie er ,Mutter, Mutter’ schrie…” Ihre Stimme verriet endlosen Schmerz. „Es ist viel besser, ihn jetzt wegzugeben, wo er noch nichts anderes kennt als Liebe und Zärtlichkeit und eine warme Brust - und wenn seine Pflegemutter ihn selbst nährt, wird sie ihn umso mehr lieben und umso sanfter mit ihm sein” „Ja, ja, aber ich will ihn haben, ich will ihn haben”, schluchzte Byrna und klammerte sich an Felicia, die jetzt auch weinte. Marisela zog Magda leise aus dem Zimmer.
„Felicia kann ihr jetzt am besten helfen”
Magda sagte: „Ich würde meinen, sie könne es schlimmer machen - ist es nicht grausam für sie beide?”
Marisela legte einen Arm um Magda. „Nein, chiya, das ist es, was sie brauchen. Unausgesprochener Kummer verwandelt sich in Gift. Byrna muß um ihr Kind trauern, denn für sie ist es, als sei es gestorben. Und sie kann wiederum Felicia helfen. Felicia war nicht imstande, um ihren Sohn zu weinen, und nun weinen sie zusammen, und es bedeutet eine Erleichterung für sie, daß sie gegenseitig ihren Schmerz verstehen. Andernfalls würden sie sich die erste Krankheit einfangen, die ihnen in die Nähe kommt, und zumindest Byrna könnte daran sterben. Gib der Göttin, was ihr zusteht, Kind, auch dann, wenn es Kummer ist. Du hast nie ein Kind geboren, sonst wüßtest du es.” Sie küßte Magda auf die Wange. „Eines Tages wirst auch du fähig sein zu weinen und von deinem Kummer geheilt werden.” Marisela stieg die Treppe hinunter, und Magda sah ihr verblüfft nach. Vermutlich hatte Marisela recht - sie hatte die Frau respektieren gelernt, sie wußte auf ihre eigene Weise soviel wie die meisten Ärzte, und mit dem psychologischen Aspekt der Sache kannte sie sich ebenfalls aus. Es war ja bekannt, daß seelischer Druck psycho-somatische Krankheiten hervorrief, aber es überraschte Magda, daß Marisela daran dachte. Nur in ihrem Fall mußte Marisela sich irren. Sie hatte keinen besonderen Kummer, sie hatte gar keinen Grund zu weinen! Ärger, ja, den hatte sie, genug, um zu platzen! Vor allem in letzter Zeit. Groll kannte sie auch. Aber Kummer? In ihrem ganzen Leben als Erwachsene hatte sie nicht öfter als dreimal geweint. O ja, sie hatte geweint, als Marisela ihre Schwertwunde ohne Betäubung genäht hatte, aber das war etwas anderes. Der Gedanke, sie könne irgendeinen unbekannten und verborgenen Kummer mit sich herumschleppen, von dem sie geheilt werden mußte, kam ihr geradezu phantastisch vor.
Ein melodisches Läuten erklang. Es mahnte die Frauen, die von der Arbeit in der Stadt heimgekehrt waren, daß es in einer Stunde Abendessen geben werde und sie sich mit dem Baden und Umziehen danach einrichten sollten. Magda stieg, immer noch mit gerunzelter Stirn, zu ihrem Zimmer hinauf. Sie kam an Byrnas geschlossener Tür vorbei und hoffte, Byrna schlafe. Ich war traurig, aber nicht traurig genug, um darüber zu weinen, als ich merkte, daß es Peter nicht gelungen war, mich zu schwängern, und dann, als wir uns trennten, war ich froh, nicht mit einem Kind belastet zu sein. Und besonders jetzt - was täte ich hier mit einem Kind? Ich könnte jetzt in Byrnas Lage sein. Die Vorstellung ist
lächerlich. Marisela könnte eine vernünftige terranische Ausbildung brauchen, in Psychologie ebenso wie in Medizin.
Sie zog sich zum Essen um und seufzte bei dem Gedanken, Rafaella am Tisch wieder zu begegnen und den unausgesprochenen Groll der anderen zu spüren. Aber es gab nichts, was sie dagegen tun konnte, und sie würde sich nicht in ihrem Zimmer verstecken und sie merken lassen, daß sie darunter litt. Sie war Terranerin, und mehr als das, sie war eine Entsagende, und irgendwie wurde sie genug Kraft aufbringen, um diese Zeit durchzustehen.
    2. Kapitel
Die Frauen in Mutter Laurias Büro hörten das Läuten, und die Gildenmutter seufzte. „Ich muß gehen, Jaelle; es war schön, dies Gespräch mit dir zu haben. Du wirst heute nacht hier schlafen, nicht wahr? Es kommt nicht darauf an, welche Frauen du und ich für geeignet halten, ich kann von keiner verlangen, daß sie ihre Schwestern verläßt und eine Arbeit bei den Terranern annimmt. Sie selbst muß den Wunsch haben zu gehen” „Aber wir dürfen nicht jede Frau gehen lassen, die zu gehen wünscht”, betonte Jaelle. „Es müssen die richtigen sein - wir

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