Gildenhaus Thendara
einmal einen Blick zum Fenster, und Jaelle war überzeugt, sie habe nicht vom Wetter gesprochen.
Jaelle war richtig aufgeregt, weil es in die Stadt gehen sollte, aber Peter verdarb ihr die Freude sofort. Er wurde wütend, als er sah, daß sie darkovanische Kleidung trug.
„Was willst du mir damit antun, verdammt noch mal?”
Sie erkannte jetzt, daß sie ihn niemals verstehen würde. „Was hat das mit dir zu tun? Diesmal gehen wir auf meine Seite der Mauer hinüber! Und du solltest wissen, wie unsere Leute .. ” - sie sagte absichtlich unsere, um ihn zu erinnern - „… auf terranische Uniformen reagieren. In Thendara würde sich nicht einmal eine Prostituierte so anziehen. Magda war intelligent genug, das einzusehen…” Sie brach ab, bevor ihr etwas Unverzeihliches entschlüpft war.
Peters Gesicht war finster.
„Du gehst als Angestellte des Imperiums und des HQ hin…” Doch dann ruckte er nur mit dem Kopf nach vorn und sagte mürrisch: „Gehen wir” Wenigstens wußte er jetzt, daß sie seinen willkürlichen Befehlen nicht bedingungslos gehorchen würde, nur aus dem Wunsch, ihm zu gefallen. Und sie hatte ja insoweit nachgegeben, als sie im Hauptquartier Uniform trug, die sie praktisch unsichtbar machte, so daß sie nicht jedermann als diese Darkovanerin, die Haldane geheiratet hat auffiel. Aber in ihrer eigenen Stadt würde sie sie nicht tragen.
Draußen war das Wetter so mild und angenehm, daß Jaelle meinte, auch Peter müsse seine schlechte Laune abschütteln. Es war einer jener wundervollen Tage im ersten Frühling, wenn die laue Luft, obwohl der Schnee noch immer nur ein Wolkenflackern entfernt ist, schon die ganze Schönheit des Sommers enthält. Jaelle genoß es, über die mit Kopfsteinen gepflasterten Straßen der Stadt zu wandern, fern von den Geräuschen der Maschinen und der leeren, nichtssagenden Musik, die diese Geräusche übertönen sollte und es niemals schaffte. Peter, Li, Monty und sogar der Koordinator, der Kälte so schlecht aushielt, daß im ganzen HQ Witze darüber gerissen wurden, waren in leichten Sommeruniformen gekommen. Jaelle schob ihren Arm durch den Peters. An diesem schönen Tag ertrug sie keine Barriere zwischen ihm und ihr.
„Piedro! Wäre es dir wirklich lieber, ich zöge mich an, als sei ich eine schamlose Frau? Ich weiß, im HQ ist es Sitte, aber möchtest du mich so vor all den Fremden auf der Straße zur Schau stellen? Wenn Cholayna das Gildenhaus besucht, werde ich auch sie mit schicklicher Kleidung versorgen”
Er dachte eine Minute lang darüber nach. Dann antwortete er ruhig: „Es ist nicht fair gegen dich, das weiß ich. Ich sollte dir keinen Vorwurf daraus machen. Aber gerade im Augenblick, wo Li den Status der Kolonie überprüft - es wird schon geflüstert, ich hätte meine Karriere ruiniert. Ich hätte der erste Legat hier werden können. Ich sehe nicht ein, daß es einen Unterschied ausmacht, besonders weil du dich dem Leben im HQ so gut anpaßt und es absolut keinen Interessenkonflikt gibt. Ich dachte nur, es wäre besser, es ihnen heute nicht extra unter die Nase zu reiben, daß ich mir meine Frau von jenseits der Mauer geholt habe”
Jaelle war, als habe er sie geohrfeigt. Sie hatte doch gar nichts getan! Als er sie heiratete, hatte er gewußt, wer und was sie war und was es seiner Karriere für Schaden zufügen könnte. Wenn er es sich jetzt anders überlegte, traf sie keine Schuld. Von diesem Ehrgeiz, der bereit war, auf einer Lüge aufzubauen, hatte sie keine Ahnung gehabt. Sie starrte angestrengt geradeaus und blinzelte die Tränen weg, die sie um keinen Preis vergießen wollte. All ihre Freude an der Schönheit des Tages war verschwunden. Am nachmittäglichen Himmel zeigte sich immer noch keine Spur des Nebels, der dem abendlichen Graupelschauer oder Regen vorauszugehen pflegte. Jaelles Leben und das einer ganzen Karawane hatte bei Reisen in den Bergen oft von ihrer Fähigkeit, das Wetter vorherzusagen, abgehangen, und es lief ihr ein unbehagliches Kribbeln das Rückgrat hinunter.
Es ist ein Sturm im Anzug. Vielleicht hat Cholayna doch das Wetter gemeint.
Die terranische Eskorte verließ sie am äußeren Tor der Comyn-Burg. Ein sehr junger Kadett, der den Flaum auf seinen Wangen noch nicht rasierte, nahm sie, sehr steif in seiner vor Neuheit glänzenden Uniform, in Empfang. Er informierte sie verlegen, Lord Hastur habe eine Ehrengarde geschickt, die die Gäste begleiten werde. Peter antwortete höflich in makellosem casta, aber Jaelle fragte sich,
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