Gildenhaus Thendara
ich irgendwie immer das Gefühl, sie kämpft gegen mich. Haldane mag mich nicht leiden, und das kann ich ihm nicht verübeln. Seine Karriere ist an diese Welt gebunden, und ich komme und werde wieder gehen, aber er weiß, daß sein Aufstieg oder sein Untergang von meinem Bericht abhängt. Nach Lage der Dinge wird er niemals Sympathien für mich entwickeln. Ich würde lieber mit jemandem gehen, der mir nicht feindlich gesonnen ist!”
Magda seufzte und nickte. „Wenn Sie es so darstellen, kann ich nicht nein sagen”
„Haben Sie etwas anzuziehen? Oder soll ich ein Kleid für Sie besorgen lassen?”
„Danke, nein. Lady Rohana hat mir zu Mittwinter ein Festgewand geschenkt - ich habe mich schon gefragt, wenn ich jemals wieder Gelegenheit finden würde, es anzuziehen”
„Soll ich Sie vom Gildenhaus abholen?” fragte Monty, und Magda lachte fröhlich.
„Himmel, nein! Was würde das für ein Gerede geben! Ich liebe meine Schwestern, nur haben sie eine Eigenschaft, die ich an Frauen verabscheue
- sie klatschen! Ich mißgönne ihnen den Spaß nicht, solange sie nicht gerade über mich herziehen. Besser, wir treffen uns auf der Straße vor der Burg”
Sie gab Aleki die Hand. Monty bestand darauf, sie an die Tür zu bringen. Der Kollege Monty gefällt mir besser als der Liebhaber Monty. Ich möchte lieber seine Freundin als seine Mätresse sein. Widerstre
bend gestattete sie ihm einen Abschiedskuß; sie wollte ihm nicht weh tun. Auf dem Rückweg dachte sie daran, daß Jaelle sie einmal beschuldigt hatte, sie fühle sich stets gedrängt, Männer zu beschützen. Das stimmt wahrscheinlich. Ich bin stärker als die meisten Männer, die ich kenne, und sie sind so verdammt leicht zu verletzen. Die Amazonen sagen, es sei schlecht, eine Frau zu kränken. Warum ist es dann richtig, einen Mann zu kränken?
Oder haben so viele von ihnen so sehr durch Männer leiden müssen Camilla zum Beispiel -, daß sie jetzt glauben, ein Mann könne nicht verletzt werden, er sei immer überlegen und unverwundbar?
Sie hatte Mitgefühl für Monty, der allein und freundlos auf einer fremden Welt war, weil sie sich gut an die Zeit ihrer Ausbildung in der AlphaKolonie erinnerte. Dort war sie eine Fremde von einer Pionier-Welt gewesen, eine exotische Erscheinung, eine schwierige Eroberung. Viele Männer hatten sie verführen wollen, weil sie fremdartig und anders, nicht weil sie Magda Lorne war. Sie war so einsam gewesen. Sie war jetzt einsam…
Männer sind so schwach. Oder umgebe ich mich mit schwachen Männern, weil die starken eine zu große Herausforderung für mich darstellen würden?
Niemand versah den Hallendienst, aber Rezi kam mit mehligen Händen aus der Küche und ließ sie ein.
„Ein paar von unseren Schwestern aus dem Bellarmes-Gildenhaus sind zum Fest hergekommen. Du gehst heute abend zum Frauentanz, nicht wahr? Camilla sagte, sie ginge mit dir”
Magda hätte den Frauentanz der Veranstaltung auf dem Marktplatz von Thendara vorgezogen, aber sie schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, ich bin anderswo verabredet. Ich hätte nicht gedacht, daß Camilla mich in ihre Pläne einbeziehen würde, ohne zu fragen”
Rezi machte eine klägliche Handbewegung. „Auch gut, aber komm nicht und weine dich an meiner Schulter aus, wenn Camilla mit dir böse ist” Magda flammte auf: „Ich bin ebenso wenig Camillas Eigentum wie sie das meine!”
Rezi lachte und schüttelte den Kopf. „Du und Camilla müßt eure Liebeshändel ohne mich regeln”
Stirnrunzelnd stieg Magda die Treppe hinauf. Ihr war gar nicht in den Sinn gekommen, Camilla rechne am heutigen Festtag mit ihrer Gesellschaft oder glaube, sie habe das Recht, damit zu rechnen. Ich hätte es mir denken können. Eidesschwestern sind Familie. Wenn sie die Wahl gehabt hätte, wäre sie lieber mit Camilla ausgegangen oder sogar mit Rezi, die sie weder besonders gut kannte noch mochte, statt mit Monty und Aleki und der ganzen verdammten terranischen Delegation. Aber sie hatte ihr Wort gegeben, und es war wichtig für ihre Arbeit.
Magda legte ihr Festkleid zum Lüften auf das Bett. Geduscht hatte sie im Terranischen HQ, deshalb machte sie sich daran, ihr kurzes Haar zu bürsten. Während sie dabei war, kam Camilla herein und blieb entzückt stehen.
„Wie hübsch du aussiehst, breda! Aber dies Kleid ist zu fein für den Frauentanz. Unsere Schwestern aus Bellarmes sind tagelang unterwegs gewesen und haben nur ihre Reisekleidung, und viele von den Teilnehmerinnen werden arme Witwen und dergleichen
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