Gildenhaus Thendara
die Ohrläppchen lockte, mehr auf als je. Dom Kyril verbeugte sich steif und machte wohl irgendeine höfliche Bemerkung zu Cholayna. Plötzlich war Jaelle, als schmelze der Abstand zwischen ihr und Peter zusammen, als stehe sie neben ihm und Rohana spreche dicht an ihrem Ohr.
Ist Jaelle heute abend hier, Piedro? Ich hatte gehofft, mit ihr reden zu können. Wir alle erwarten von ihr, daß sie als eine der wenigen Überlebenden in direkter Erbfolge der Aillard-Domäne den ihr zustehenden Sitz im Rat einnimmt. Sie wird dir schon davon erzählt haben, wie ich annehme.
Jaelle spürte, daß sie blaß wurde. Sie hatte nicht gewollt, daß Peter das erfuhr, und sich nicht ein Wort entschlüpfen lassen. Der Raum um sie verschwamm plötzlich vor ihren Augen. Magda faßte ihren Arm. „Was ist mit dir, breda? Fühlst du dich immer noch schwindelig? Vielleicht wärst du besser gar nicht erst in ein solches Gedränge gekommen”, sagte Magda besorgt. „Bitte, setz dich wieder hin, wir wollen uns ein Weilchen in Ruhe unterhalten. Ich hätte nicht gedacht, daß Peter dich heute abend herzerren würde, wenn du dich nicht wohl fühlst, wo er sich doch nichts so sehr wünscht wie ein Kind…”
Magdas Hand lag auf Jaelles Schulter, und die Berührung übermittelte ihr Magdas Gedanken, das scharfe Bedauern, Du tust, was ich nicht fertiggebracht habe, du schenkst ihm ein Kind… „Woher weißt du das? Hat Marisela es dir erzählt?”
Magda schüttelte den Kopf. „Nein, sie hat nichts davon erwähnt. Bist du im Gildenhaus gewesen?”
„Als du bei der Brandbekämpfung warst, breda. Ich hatte mir Sorgen um dich gemacht”, gestand Jaelle.
„Ich weiß es nicht von Marisela, sondern von Monty. Ich war heute im terranischen HQ und habe einen Bericht abgegeben” Magda schilderte Jaelle Montys Besuch im Gildenhaus und wie es sich ergeben hatte, daß sie in die Comyn-Burg eingeladen worden war. Sie ließ eine gewisse private halbe Stunde aus, aber Jaelle las sie mit dieser angsteinflößenden neuen Wahrnehmungsfähigkeit in ihren Gedanken und war entsetzt. Das wollte sie gar nicht wissen; warum hatte Magda es ihr erzählt? Doch das hatte Magda gar nicht getan. Schon wieder Laran ! Ihr Unbehagen überspielend, neckte sie Magda: „Das ist typisch terranisch, sogar zu Mittsommer den ganzen Tag zu arbeiten!”
Magda senkte die Stimme. „Wir sprechen besser Darkovanisch” „Ich dachte, wir hätten Darkovanisch gesprochen. Ist es normal, Margali, so durcheinander zu sein? Diese Maschinen - ich weiß nicht mehr, welche Sprache ich gerade benutze…”
„Das könnte eine Nebenwirkung des Kortikators sein”, begann Magda und brach ab wie vom Blitz getroffen. Um es zu bemänteln, nahm sie zwei Weingläser von einem vollen Tablett, das ein Diener herumtrug. „Da ist Dom Ann’dra”, sagte sie. Jaelle folgte der Richtung ihres Blicks und entdeckte eine kleine Gruppe von Männern in den Farben der AltonDomäne, in deren Mitte ein großer Mann, so hell wie ein Trockenstädter, stand. Wollte Magda ihr weismachen, dieser Mann sei der terranische Renegat, von dem angenommen worden war, er sei bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, bis er irgendwo auf Alton-Land wieder auftauchte und im Dienst des Alton-Regenten stand? Magda kaute auf ihrer Unterlippe. Dann sagte sie: „Ich muß mit ihm sprechen, ihn warnen. Er sagte, er werde die Stadt bei Sonnenaufgang verlassen…” Jaelle erkundigte sich nicht mehr, woher Magda das wisse, aber als Magda von der Bank aufstehen wollte, griff Jaelle nach ihrer Hand.
„Du hast die anderen gerade über das Protokoll belehrt, wie kannst du…” „Ich kenne ihn. Er hat mir bei dem Waldbrand das Leben gerettet. Und heute morgen war er im Gildenhaus und hat Ferrika hingebracht…” „Ferrika kenne ich überhaupt nicht”, sagte Jaelle. „Sie hat den Eid in Neskaya geleistet, aber ist sie nicht Mariselas Eidestochter? Und trotzdem ist sie mit diesem Dom Ann’dra gereist, wer er auch sein mag…” Jaelle runzelte verwirrt die Stirn. Magda murmelte: „Breda… “, und Jaelle war gerührt, denn sie wußte, daß Magda das Wort in dieser Form selten benutzte. „Vertraue mir”, bat Magda. „Ich will es dir später erklären” Damit ging sie auf den Mann zu, den sie Dom Ann’dra genannt hatte. Und Jaelle sah etwas, das ihr klarmachte, warum sie nie fähig sein würde, Magda in der terranischen Zone zu ersetzen oder es ihr gleichzutun. Als Magda in Ann’dras Gesichtsfeld geriet, wurde sie zu einer sehr
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