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Gildenhaus Thendara

Gildenhaus Thendara

Titel: Gildenhaus Thendara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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geblieben. Nichts - ausgenommen Peters Kind. Das arme, unerwünschte Kind, vielleicht wäre es besser, wenn es nie geboren würde. Nein, es war nicht unerwünscht. Peter hatte es sich gewünscht. Und sie für eine kleine Weile auch. Oder vielleicht wollte nur ihr Körper seine natürliche Funktion ausüben und ein Kind produzieren. Irgendein Kind. Nicht ausgerechnet das Peters.
Jetzt verstand sie, warum Magda und Peter nicht zusammengeblieben waren. Für Peter war eine Frau ein notwendiges Übel, ein Hintergrund für sein Ego. Plötzlich tat er ihr leid. Er brauchte eine Frau, aber sie mußte so ganz von ihm erfüllt sein, wie es weder Magda noch ihr gegeben war. Zu seinem Unglück zog Peter starke Frauen an. Wahrscheinlich war es ihm in seinem ganzen Leben immer wieder passiert, und wenn er sie hatte, mußte er sie schwächen und vernichten, weil er ihre Kraft fürchtete.
Es kam nicht mehr darauf an. Es war vorüber, wie diese Festnacht vorüber war.
Aber ich habe mich für die Zeit meiner Beschäftigung verpflichtet. Wenn Peter sein Versprechen nicht hält, muß ich dann auch meins brechen? Wenigstens war sie so klug gewesen, ihn nicht di catenas zu heiraten. Freipartner-Ehen konnten nach Belieben aufgelöst werden; bei den Terranern gab es ein paar juristische Formalitäten. Sie war immer noch verantwortlich für Monty und für Aleki. Und wer konnte nach diesem katastrophalen Beinahe-Zusammenstoß mit Dom Ann’dra oder Andrew Carr wissen, was einem von beiden einfallen würde? Nach dem AmazonenEid war sie keinem Mann verpflichtet…
Sie war schon zu lange bei den Terranern. Jetzt kam ihr der Amazonen-Eid zu eng gefaßt vor. Sie hatte ihn abgelegt, als sie noch zu jung war, um zu wissen, was er bedeutete. Aber durfte sie ihn jetzt brechen, weil sie darüber hinausgewachsen war? Das wäre keine ehrenhafte Lösung. Rohana hatte gesagt: Die Ehre erfordert es, solche Eide zu halten, auch wenn es einem nicht mehr paßt. Aber Rohana wiederum hatte Gründe, sie der schlimmeren Sklaverei des Rates und der Comyn zu unterwerfen. Sie konnte Rohana nicht völlig vertrauen, ebenso wenig, wie sie den Terranern vertrauen konnte.
Sie wollte nicht warten, bis Peter nach Hause kam. Auch interessierte es sie überhaupt nicht, was bei seiner Unterredung mit Koordinator Montray herausgekommen war. Er hatte sich das Problem selbst geschaffen und mußte jetzt sehen, wie er damit fertigwurde. Er war auf seine eigene Art kompetent, er brauchte ihre Hilfe nicht, und wenn sie glaubte, er brauche sie, war das nur ein weiteres Symptom für das, was zwischen ihnen nicht stimmte. In ihr war eine tiefe Traurigkeit, weil all die Süße schal geworden war. Aber Kindra hatte immer gesagt: Es ist sinnlos, sich über den Schnee vom letzten Winter aufzuregen. Und die Liebe, die sie geteilt hatten, war weiter weg als das.
Sie zog Uniform an und überprüfte das kleine Kommunikationsgerät im Kragen. Wie schnell sich Gewohnheiten entwickelten! Anfangs hatte sie Angst davor gehabt. Sie wollte in der Cafeteria etwas essen und sich dann in Cholaynas Büro setzen, um eine neue Vereinbarung auszuarbeiten. Die Darkovanerinnen, die bald ihren Dienst in der Medizinischen Abteilung antraten, würden außerhalb des HQ wohnen und nur zur Arbeit herkommen. Sicher erlaubte man das auch ihr. Ein Teil ihres Ichs bedauerte, daß sie dann auf die Bequemlichkeiten des terranischen Lebensstils verzichten mußte.
Sie schloß gerade ihren Kragen, als sie Peters Schritt hörte. Er kam herein, und sie sah, daß er völlig betrunken war. Jaelle erschauerte. Einmal hatte Kyril in diesem Zustand versucht, sie zu belästigen, und sie hatte sich verteidigen müssen. Seitdem haßte sie Betrunkenheit. Aber Peter schleuderte ihr nur einen überraschend bösartigen Fluch entgegen. „Peter, was ist los? Was hat Montray gesagt? Wo bist du gewesen?” Er sah ihr gerade in die Augen. „Was, zum Teufel, interessiert dich das?” Damit drängte er sich an ihr vorbei. Sie hörte, daß er in der Duschkabine das Wasser anstellte.
Einerseits wollte sie bleiben und es mit ihm auskämpfen, sobald er wieder nüchtern war, und andererseits war es ihr gleichgültig. Wohl wissend, daß er sie über dem laufenden Wasser nicht hören konnte, sagte sie: „Du hast recht, es interessiert mich nicht”, und ging.

3. Kapitel
    Magda wanderte langsam durch die Straßen der Altstadt, und immer noch klangen ihr Cholaynas Worte in den Ohren. Sie hatte ihr versprochen, mit ihrer Kündigung zu warten, bis

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