Gildenhaus Thendara
verlassen…”
„Das ist ja barbarisch!” rief Li. „Eine Bürgerin des Imperiums gefangenzuhalten…”
„Sie wird nicht gefangengehalten”, stellte Jaelle ruhig fest. „Sie ist freiwillig dort”
Peter beugte sich vor. Jaelle hatte den Verdacht, er habe ein bißchen zuviel getrunken. Er behauptete: „Alles, was Magda Ihnen sagen könnte, kann ich Ihnen auch sagen, Sandra. Die meisten Orte auf Darkover, die sie besuchte, hat sie nur erreicht, weil sie sich unter meinem Schutz befand. Sie können sich nicht vorstellen, wie viele Türen hier einer Frau verschlossen sind. Magda ist eine ausgezeichnete Agentin; wenn sie als Mann geboren wäre, hätte sie inzwischen
den Posten des Koordinators! Aber die Darkovaner würden keine Frau in diesem Amt akzeptieren. Und jetzt ist sie über die Mauer gegangen, hat sich den Eingeborenen angeschlossen. Ich kann die meisten von Magdas Berichten für Sie ergänzen”
„Tatsächlich?” fragte Li mit angespanntem Gesicht.
„Ich kann es, und ich will es” Peter faßte nach einem frischen Glas. „Ich werde Sie beim Wort nehmen” Sandro Li drehte sich um und hörte dem Sprecher am Kopf der Tafel zu.
Eine Stunde später standen sich Peter und Jaelle in dem kleinen Schlafzimmer, das sie teilten, gegenüber. Es war offensichtlich, daß er zuviel getrunken hatte. Sein Gesicht war gerötet und er sprach unzusammenhängend, aber er war nicht so betrunken, daß man ihn für das, was er getan hatte, nicht verantwortlich machen konnte.
„Peter, begreifst du denn nicht? Der Mann ist darauf aus, Darkover zu zerstören - das Darkover, das wir kennen -, um es in eine weitere terranische Kolonie zu verwandeln! Und du hilfst ihm dabei!”
„Du übertreibst. Und was spielt das überhaupt für eine Rolle? Er will hier nur überprüfen, ob das HQ seine Arbeit tut. Ich bin verpflichtet, ihm zu helfen; das bist du auch, und Magda ist es auch. Wenn wir keine Männer wie ihn hätten, gäbe es kein Imperium.”
„Wäre das ein solches Unglück?”
Er faßte sie bei den Schultern und drehte sie zu sich herum. Sie ließ es geschehen, nicht sicher, warum sie ihm nicht vor die Schienbeine trat. „Es gibt keinen Grund, warum Darkover nicht akzeptieren sollte, was am Imperium gut ist, während es beibehält, was an seinem eigenen Lebensstil gut ist. Es ist nichts Böses, Unwissenheit und Armut zu hassen. Sieh mal, chiya, ich bin hier auf Darkover geboren, es ist auch meine Heimatwelt, die ich liebe - ich möchte hierbleiben, Teil dieser Welt sein” Er beugte sich vor, um sie zu küssen, und vergrub sein Gesicht in ihrem duftenden Haar. „Um das Recht, hier zu bleiben, habe ich gekämpft und kämpfe ich immer noch, wie je ein Mann um sein Land, sein Heim, seine Frau gekämpft hat. Ich tue es mit Worten statt mit dem Schwert, das ist alles. Aber ich bin Darkovaner. Weißt du, was Cholayna gesagt hat, als sie von unserer Heirat hörte?”
Jaelle wußte es. Es hatte sich beinahe schmerzhaft in ihr Herz eingegraben. Cholayna hatte gesagt: Ihr beide mit eurem roten Haar, was werdet ihr für schöne Kinder haben.
„Ich möchte einen Sohn”, flüsterte er, „ich wünsche ihn mir so sehr, wie sich irgendein Mann aus den Hellers einen Sohn wünschen würde. Einen Sohn, der hier, auf Darkover, auf unserer Welt leben wird… Jaelle, Jaelle…” Er hob sie hoch und trug sie zum Bett. Sie erlaubte es, genoß sogar seine Berührung. Er legte sie hin, riß ihr das grüne Nichts von einem Kleid ab, warf es achtlos auf den Fußboden. Als er sie in die Arme nahm, stand sein Geist ihr wieder völlig offen. Sie spürte in ihm wie eine niemals heilende Wunde Magdas Weigerung, ihm ein Kind zu schenken. Sein Körper besaß den ihren, aber sie besaß seinen Geist, er war ihr auf Gnade und Barmherzigkeit ausgeliefert…
… und plötzlich sah sie ihn, wie Magda ihn gesehen hatte. Er glaubte wirklich, er könne sie als Kammerdiener, als Waffenbruder, als Zuchtstute behandeln und es einzig und allein mit der Glut seiner Leidenschaft gutmachen… Der in ihr aufbrodelnde Zorn schnitt den Gedanken ab. Sie wand sich zur Seite, ein Knie, eine Schulter, beide Arme fuhren in die Höhe, und er rollte hilflos weg, schockiert und verwundbar. Jaelle sprang auf, nahm eine defensive Haltung ein, und er lag wie betäubt da und starrte sie ungläubig an.
„Süße - was ist los?”
„Das nächste Mal fragst du mich, ob mir nach Liebe zumute ist!” Es tat ihr gut, die Verwirrung und Fassungslosigkeit auf seinem Gesicht zu sehen.
Weitere Kostenlose Bücher