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Gildenhaus Thendara

Gildenhaus Thendara

Titel: Gildenhaus Thendara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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begann Keitha. „Was weißt du davon, wie Camilla von Männerhänden hat leiden müssen?” fragte Mutter Lauria, und Magda dachte daran, was Camilla ihr erzählt hatte… war das erst heute morgen gewesen? Es schien ihr sehr lange her zu sein. Mutter Lauria seufzte.
„Margalis Wunde blutet immer noch. Glücklicherweise ist Marisela noch im Haus, obwohl ich sie ungern wecke, nachdem sie die ganze Nacht aufgewesen ist. Margali, ist dir klar, was du getan hast?”
Magda kämpfte immer noch gegen den Drang an, hysterisch zu weinen. „Ich wußte es nicht - ich hatte nicht gesehen, daß er sich ergeben hatte…!’ „Wenn du ein Schwert in die Hand nimmst, ist es deine Pflicht, das zu wissen”, stellte Mutter Lauria grimmig fest. „Es gibt in dieser und in der nächsten Welt keine Entschuldigung dafür, einen Mann anzugreifen, der sich ergeben hat. Nenne deine Eidesmutter!”
Das hatte die Gewalt einer rituellen Frage; Mutter Lauria kannte die Antwort ja ganz genau.
„Jaelle n’ha Melora”
„Du hast auch ihr Schande gemacht”, sagte Mutter Lauria, „und wenn es dir wieder gut geht, soll sie sich mit dir befassen!” Sie ging, und Magda saß schluchzend auf ihrem Schemel. Ihr Bein tat schrecklich weh, aber in ihrer Verzweiflung spürte sie es kaum.
„Na, was haben wir denn da?” fragte Marisela fröhlich und kam herein. Magda blickte ängstlich auf. Würde auch Marisela es für ihre Pflicht halten, sie zu schelten und zusammenzustauchen? Sie verdiente es, ganz gleich, was sie sagen mochten. Und sie würden Jaelle zur Verantwortung ziehen; das war das Schlimmste!
Aber Marisela kniete sich nur hin, um den Schnitt mit sanften, erfahrenen Händen zu untersuchen. „Scheußlich, wird aber heilen; der Muskel ist nicht sehr beschädigt. Das muß ich nähen. Willst du mir helfen, sie in ihr Zimmer zu bringen, Keitha? Es ist einfacher, wenn ich es dort mache, und hinterher wird sie, wie ich fürchte, nicht in der Verfassung sein zu laufen, das arme Häschen” Sie streichelte Magdas Wange und setzte hinzu: „Ein Jammer, daß so etwas passieren mußte, als du zum ersten Mal zu unserer Verteidigung das Schwert ergriffen hast. Bringe sie in ihr Zimmer, Keitha, ich hole inzwischen meine Sachen”
Es war ein Alptraum an Schmerz und Anstrengung, aber irgendwie schleppte Keitha sie in ihr Zimmer und legte sie ins Bett. Marisela trat ein, und Magda bekam es mit der Angst zu tun. In der terranischen Zone hätte man eine so tiefe Schnittwunde nur mit örtlicher Betäubung genäht. Marisela wusch sie mit irgendeinem eisigen Zeug, das den Schmerz ein bißchen abstumpfte. Dann brachte sie schnell und geschickt ein paar Stiche an. Magda war mittlerweile mit den Nerven so am Ende, daß sie nicht mehr tapfer sein konnte, sondern sich von neuem mit Schande bedeckte, indem sie schluchzte wie ein Kind. Keitha umarmte und tröstete sie, und Marisela hielt ihr ein Glas mit einem feurigen Schnaps an die Lippen, der ihren Kopf schwimmen ließ. Danach küßte Marisela sie auf die Stirn und sagte: „Es tut mir leid, daß ich dir so weh tun mußte, breda.” Sie ging. Keitha setzte sich auf die Bettkante und hielt Magdas Hand.
„Mir ist es gleich, was sie sagen! Für mich ist es keine Schande! Sie sollen dich nicht so einschüchtern!”
Aber jetzt war es vorbei, und die Hysterie ließ nach. Magda begriff, was Camilla meinte. Sie hatte ihre Klinge entehrt.
Ich kann nichts richtig machen, dachte sie. Ich habe in der terranischen Zone versagt, ich habe als Ehefrau versagt - ich konnte Peter nicht einmal den Sohn schenken, den er sich wünschte -, jetzt
habe ich auch hier versagt, Jaelle Schande gemacht, Camilla, die mich unterrichtet hat, Schande gemacht.
Keitha umarmte sie und flüsterte: „Nicht weinen, Margali” Sie nahm Magdas Kopf zwischen die Hände und küßte sie, und Magda spurte zu ihrer Bestürzung und ihrem Entsetzen keinen Impuls, den Kuß abzuwehren. Statt dessen überkam sie ein seltsames, intensives, erschreckend sexuelles Gefühl. Sie erwiderte den Kuß, zog Keitha näher an sich heran, obwohl sie mit plötzlicher Hellsichtigkeit erkannte, daß Keitha es so nicht gemeint hatte. Sie hatte sie nur trösten wollen wie eine Mutter ihr Kind und wäre entsetzt gewesen, wenn sie geahnt hätte, wie ihre Geste bei Magda angekommen war. Magda nahm Keithas Mitleid und Freundlichkeit wie eine warme Flut warmer Farben wahr, die sie einhüllten, gerade wie sie Laurias Zorn als roten Halo um die Gildenmutter gesehen hatte, der auf sie

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