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Gildenhaus Thendara

Gildenhaus Thendara

Titel: Gildenhaus Thendara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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für mich auszufüllen! Davon abgesehen, Sie bekämen einen Extrabonus, wenn Sie, solange Sie hier sind, über alles Tagebuch führten, was im Gildenhaus geschieht. Wir haben nicht viel Material über die Freien Amazonen - entschuldigen Sie, ich weiß schon, die Entsagenden -, und wenn wir sie als medizinisch-technische Assistentinnen ausbilden sollen, werden wir alle Hilfe brauchen, die wir bekommen können!”
„Ich weigere mich entschieden”, sagte Magda zornig, und er änderte seine Taktik.
„Ganz wie Sie wünschen - ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Natürlich ist es Ihr gutes Recht, Ihren Urlaub in Ruhe und Frieden zu verbringen” Ruhe und Frieden! Das ist das letzte, was ich hier finden werde, besonders jetzt! Gegen ihren Willen mußte sie über den Gedanken lächeln. Sie ahnte nicht, daß dieses Lächeln ihr Gesicht verwandelte und ihre verärgerten Worte Lügen strafte. Für Montray bedeutete es eine Ermutigung. „Hören Sie, Miss Lorne - ganz unter uns, ja? Ich möchte Sie in Ihrem Urlaub nicht stören, aber warum kommen Sie nicht heraus an einen Ort, wo wir uns unterhalten können, ohne befürchten zu müssen, daß uns irgendwer belauscht? Wir trinken irgendwo in der Handelsstadt ein Glas, und dabei erzählen Sie mir, was ich wissen muß. Ich habe einen Stimmschreiber dabei, ich kann Ihren Bericht ins Archiv geben oder ihn, wenn Sie das vorziehen, für meine Ohren allein reservieren. Alles ohne großes Theater, und dann lasse ich Sie in Ruhe. Wie ist es?”
Zu ihrer eigenen Überraschung fühlte Magda sich versucht, auf seinen Vorschlag einzugehen. Hier zu verschwinden, die Atmosphäre ständigen Mißtrauens, ständiger Feindseligkeit zu verlassen, in ihr vertrautes terranisches Ich zurückzuschlüpfen - schon der Gedanke an einen Drink oder einen terranischen Kaffee war verlockend. Magda seufzte bedauernd.
„Es tut mir wirklich leid; ich wollte, das könnte ich tun”, antwortete sie lächelnd. „Aber es ist ganz unmöglich, Mr. Montray” Erst jetzt wurde ihr bewußt, daß sie mit ihm Terra-Standard sprach.
„Mr. Montray ist mein Vater!” Er grinste. „Ich bin Monty. Und warum ist es so unmöglich?”
„Zuerst einmal, selbst wenn ich gehen könnte, würde es sich nicht für eine Entsagende schicken, in einer Bar mit einem Terraner in Uniform herumzusitzen” Ihre Augen funkelten vor Belustigung. „Aber ich kann gar nicht gehen. Ich bin verpflichtet, bis Mittsommer im Haus zu bleiben. Ohne Erlaubnis der Gildenmütter darf ich es nicht verlassen”
„Und das lassen Sie sich gefallen? Sie, eine freie Bürgerin Terras? Man hält Sie gefangen?”
„Nein, nein”, wehrte Magda ab, „es gehört zum Schulungssystem, das ist alles. Und Sie haben selbst gesagt, Sie wollten es vermeiden, mich zu enttarnen. Wenn ich, eine Entsagende auf Probe, mit einem Terraner wegginge - nun, Sie können sich vorstellen, was man sagen würde” Zum Teufel mit dem, was sie sagen würden, aber ich habe mein Wort gegeben, und ich werde es halten oder bei dem Versuch sterben! Wade Montray nahm es philosophisch und stand auf. „Wenn Sie nicht können, dann können Sie eben nicht. Doch ich warne Sie, ich werde zu Mittsommer wiederkommen. Und irgendwie werde ich diesen Bericht erhalten” Er streckte seine Hand aus. Magda, plötzlich von Heimweh nach einer vertrauten Geste ergriffen, nahm sie. Sie sah ihm nach und dachte mit einigem Bedauern, daß er ein Bote aus einer Welt war, der sie entsagt hatte
- und die ihr jetzt paradoxerweise fehlte.
Sie kehrte in den Waffensaal zurück. Der Unterricht war beendet. Ein paar Frauen weichten sich in dem heißen Becken ein, aber Rafaella war unter ihnen, und Magda ging lieber wieder, obwohl ihr Bein schmerzte und das warme Wasser ihr gut getan hätte. Sie entschloß sich, von dem ihr noch zustehenden Vorrecht Gebrauch zu
machen und sich in ihrem Zimmer hinzulegen. Zum ersten Mal kamen ihr Zweifel an ihrer Fähigkeit, das halbe Jahr im Gildenhaus durchzustehen. Sie mochte die Frauen hier, jedenfalls die meisten. Sie mochte sogar Rafaella oder hätte sie gemocht, wenn die Frau es zugelassen hätte, und sie hatte Camilla und Doria und Keitha sehr gern. Es waren die kleinen Dinge, die kalten Bäder, das stupide Beharren auf manueller Arbeit und jetzt, seit dem Kampf, bei dem sie die Beherrschung verloren hatte, die dauernden Reibungen. Magda verstand die anderen nicht recht. Schließlich hatte der Mann das Haus angegriffen, und er hätte es verdient gehabt, selbst wenn sie ihn

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