Gildenhaus Thendara
küßten Jaelle und tauschten Plätze, bis sie alle zusammen um die Tischecke sitzen konnten. Jaelle sagte über Dorias Kopf weg: „Das ist mein Baby, Margali; sie war erst drei, als Kindra mich ins Gildenhaus brachte, und sie ist immer mein Schoßkind und Spielzeug gewesen - und jetzt sieh sie dir an, ganz erwachsen und bereit für den Eid! Ich bin so stolz auf dich, chiya!” Doria lugte zu Magda hinüber, und sie tauschten ein kurzes Grinsen aus. Magda dachte: Sie hat uns nicht gesehen, wie wir bei den Schulungssitzungen am ganzen Körper zitterten, sonst wäre sie nicht so stolz auf uns! Dem Himmel sei Dank, daß heute abend keine stattfindet, ich hielte das nicht aus, vor den Augen Jaelles! Oder hatte sie sich zu früh gefreut? Immer gab es Kaldaunen-Stew, wenn eine Schulungssitzung oder ein fast ebenso fürchterliches Haustreffen stattfand. Magda hatte ihren Widerwillen gegen Kaldaunen-Stew noch nicht überwinden können. Als die Schüssel herumging, schüttelte sie den Kopf und gab sie an Jaelle weiter. Jaelle wunderte sich.
„Du willst nichts? Das ist mein Lieblingsessen, und ich bin ganz ausgehungert danach! Nun, je weniger du nimmst, desto mehr bleibt für uns andere!” Sie bediente sich reichlich. „Schwestern, ihr werdet das Essen hier erst dann richtig zu würdigen wissen, wenn ihr einmal versucht habt, von dem zu leben, was die Terraner Essen nennen!” Sie übertrieb, führte sich beinahe auf wie ein Clown.
„Meinen Anteil kannst du gern haben.” Magda versuchte, ihre Bitterkeit zu verbergen. Jaelle war nach Hause gekommen, und jetzt freute sie sich und schmauste und lachte, als habe sie bei Wasser und Brot in Einzelhaft gesessen. Dabei hatte Jaelle in der terranischen Zone bei jeder Mahlzeit die Auswahl zwischen fünfzehn Speisen, ohne daß sie hatte helfen müssen, sie zu kochen, ihr standen Musik von verschiedenen Planeten und alle Bücher, die je geschrieben worden waren, zur Verfügung, sie konnte sich bei Partys und gegenseitigen Besuchen des HQ-Personals amüsieren - als Peters Frau würde sie zu den meisten offiziellen Veranstaltungen eingeladen werden -, sie hatte Gelegenheit zum Sport, zum Schwimmen (und das in einer angenehm geheizten Halle), zu allen Arten von Spielen und Erholung. Ich dagegen kämpfe mit dem Stallbesen und bin noch dazu in Ungnade gefallen… und zu essen bekomme ich Kaldaunen-Stew, verdammt noch mal!
Magda entdeckte eine Schüssel mit etwas, das ein bißchen wie gebackene Yamswurzeln oder Kürbisse schmeckte, und nahm sich davon. Dann reichte ihr jemand eine noch unberührte Schüssel. Es war eine mit Käse gebackene Kornmischung, in Milch wieder aufgewärmt. „Das habe ich extra für dich aufgehoben, Margali” Magda biß die Zähne zusammen. Ihr war klar, daß das als indirekte Beleidigung gemeint war. Die meisten Frauen hielten das Zeug schon für kaum eßbar, wenn es frisch serviert wurde, aber weil es billig war,
erschien es nur zu oft auf dem Tisch, seit das Haus dem von Magda verwundeten Mann die hohe Wiedergutmachung hatte zahlen müssen. Magda ermahnte sich, nicht überempfindlich zu sein - alle hier wußten, wie sehr sie das Kaldaunen-Stew verabscheute -, und füllte sich kommentarlos den Teller. Aber gerade das Mädchen, das behauptete, ihr das Gericht „aufgehoben” zu haben, hatte gestern abend mit lauter Stimme Bemerkungen darüber gemacht, wie sie sich mit dem Essen einschränken müßten und warum.
Magda strich sich Butter auf eine Scheibe Brot, als Jaelle ruhig sagte: „Du brauchst diesen reish nicht zu essen, Margali”
Das Wort, das sie benutzt hatte, bedeutete wörtlich Pferdemist. Magda nahm einen Löffelvoll.
„Laß nur, mir schmeckt es tatsächlich besser als das Kaldaunen-Stew!’ „Unmöglich! Hör zu, breda, du bist meine Eidestochter, du brauchst dir eine solche Behandlung von niemandem gefallen zu lassen! Nicht in meinem eigenen Haus!” Jaelle hatte die Hand leicht auf Magdas Handgelenk gelegt, und es war, als flössen ihre Gedanken auf Magda über. Wie können sie es wagen, Margali so zu behandeln! Ein Körnchen gesunder Menschenverstand erinnerte Magda daran, daß das törichtes Zeug war, sie aß das Korn-und-Käse-Gericht ebenso gern wie alles andere, das sie hier bekam, aber diese Überlegungen gingen unter in Jaelles Zorn. Ein Schimpf, der ihrer Eidestochter angetan wurde, war auch ein Schimpf für sie. Jaelle nahm die Schüssel in die Hand und stellte sich vor die Frau, die sie Magda gereicht hatte.
„Das ist sehr
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