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Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Titel: Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das heilige Feuer
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weiße Flammen tanzten über meine ausgestreckten Handflächen. Ich warf die Hände hoch in die Luft, und die Flammen schossen davon und wurden
zu Sternen und Vögeln und Blumen, schimmerten wie Juwelen in der Nacht.
    »Du kannst es tun«, flüsterte Sarah.
    Ich lachte unbekümmert. »Ich kann jetzt alles tun. Ich habe Agnes wiedergesehen. Sie ist jetzt in mir, für immer. Wir haben beide das Feuer berührt. Und ich bin bereit, ihren Talisman zu benutzen.«

Achtunddreißig

    D ie Vögel fingen an, einander etwas zuzurufen, als Sarah und ich im ersten Morgenlicht nach Uppercliffe hochritten. Wir wollten den Talisman holen. Ein frischer, belebender Wind wehte, und in den Hecken tauchten gerade die ersten prallen neuen Knospen auf. Veränderung lag in der Luft. Der Frühling war nicht mehr fern.
    Mein Herz war so leicht wie schon lange nicht mehr. Endlich einmal genoss ich es, vor mich hin zu traben, und gestattete mir, darüber nachzudenken, was die Zukunft wohl für mich bereithielt, wenn Sebastian frei war. Ich stellte mir vor, dass er neben mir ritt, während der Wind durch seine Haare wehte und sein Hemd zerzauste. Ich sah sein spöttisches Lächeln, als er mich zu einem Wettrennen über die Hügel herausforderte. Ich sah, wie wir uns atemlos von unseren Pferden fallen ließen und dicht beieinander im spröden Gras lagen, uns gegenseitig vor der Welt und all ihren Härten beschützten …
    »He!« Eine Stimme durchschnitt meine Tagträume. »Wartet!«
    Wir machten Halt und sahen uns um. Zwei andere Reiter näherten sich, und ich erkannte Cal und seine Schwester Rosie. Ich warf Sarah einen Blick zu. »Sie sind früh unterwegs.«

    »Nun, das sind wir auch. Es ist kein Verbrechen.«
    Cal kam zu uns getrabt, und ich konnte sehen, dass er sich über die unerwartete Begegnung freute.
    »Hallo Sarah. Ich hätte nicht gedacht, dass du so früh auf bist.«
    »Wir wollten den Sonnenaufgang sehen, bevor die Schule anfängt. Wir dürfen ausreiten und den Ponys Bewegung verschaffen, solange wir rechtzeitig zum Frühstück zurück sind.« Sarah lächelte. »Wie geht es dir, Cal? Sar’shan? Du siehst, ich habe geübt.«
    »Du schlägst dich gut.« Er lächelte zurück. Sarah stieg ab und ging zu Rosie, die sich scheu etwas im Hintergrund gehalten hatte, um mit ihr zu sprechen. Cal machte ein zufriedenes Gesicht und sah dann mich an. »Ich habe eine Nachricht für dich.«
    »Was?«, fragte ich und überlegte, ob er möglicherweise etwas von Sebastian gehört haben konnte. Meine Stimme wurde drängender. »Was ist es? Sag es mir!«
    »Meine Mutter … sie hat dich vom Fenster des Wohnwagens aus beobachtet. Sie hat gesagt: ›Sag dem Gaje -Mädchen mit den herbstfarbenen Haaren, dass sie in Gefahr ist.‹«
    »Sag deiner Mutter … Sag ihr, das Gaje -Mädchen bedankt sich für die Warnung. Aber ich muss jetzt gehen. Es gibt da etwas, das ich erledigen muss.« Ich wandte mich an Sarah. »Wir können nicht mehr länger warten. Auf Wiedersehen, Rosie. Ich hoffe, wir sehen dich wieder.«
    Das kleine Mädchen sah mich an; ihr Blick war geradeaus und direkt und ungebändigt. »Hast du das von letzter Nacht gehört?«, fragte sie unvermittelt. »Sie waren schon wieder da. Sie haben wieder einen Fuchs getötet.«

    »Das ist so krank«, sagte Sarah. »Wer in aller Welt würde so etwas tun? Und wieso?«
    »Alle geben uns die Schuld«, antwortete Rosie. »Mutter sagt, wir müssen schon bald weiterziehen.«
    »Aber das könnt ihr nicht!«, sagte ich zu Cal. »Du hast gesagt, ihr müsstet bleiben, für den Fall, dass … du weißt schon, was du gesagt hast: für den Fall, dass Fairfax James nach euch sucht.«
    »Wir müssen uns auch um uns selbst kümmern«, knurrte Cal. »Du hast ja keine Ahnung, was die Leute Zigeunern antun, wenn sie sie loswerden wollen. Abgefackelte Wohnwagen. Nächtliche Angriffe. Wir können nicht riskieren, dass Rosie irgendetwas zustößt.«
    »Hoffen wir, dass nichts passiert«, sagte Sarah ruhig. »Ich bin mir sicher, die Polizei wird nicht zulassen, dass …«
    »Die Polizei?«, schnappte er. »Was kann die schon tun, um einen nächtlichen Angriff aufzuhalten? Du solltest die Augen aufmachen und dir ansehen, wie das Leben wirklich für uns ist, Zigeunermädchen. Komm, Rosie, verschwinden wir von hier.«
    Sie ritten im leichten Galopp davon und wirbelten dabei den weichen Boden auf, aber dann kehrte Cal in einem weiten Bogen um. Er zügelte sein Pferd neben Sarah, gerötet und aufgebracht.
    »Es tut mir leid«,

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