Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02
nichts.
Dämonen in meinem Kopf und in meinem Herzen.
Verlockungen.
Mein Herz ist gestorben. Nur die Dämonen sind noch da. Meine Schatten. Meine Brüder.
Ich bin allein.
Da war jemand. Ein Mädchen. Ich erinnere mich …
Sie ist weg. Ich vergesse.
Ihren Namen, ihr Gesicht, ihre Stimme. Alles vergangen in der Dunkelheit.
Es gibt keinen Ausweg mehr. Keine Hoffnung. Kein Pfad vor mir. Ich bin zerbrochen.
Wenn ich gegangen sein werde, meine Liebste, singe keine traurigen Lieder für mich ...
Meine Liebste.
Mein Liebling.
Ein Mädchen mit leuchtenden Haaren. Jetzt verloren für immer.
Worte sind alles, was mir geblieben ist. Hoffnung. Leben. Freude. Nichts als Worte. Nur Schmerz und Angst sind wirklich.
Ewiger Schmerz. Für immer. Niemals endend.
Alles ist verblasst.
Und so endet es also. Allein in der Dunkelheit … das Ende …
Vierzig
S o hatte alles angefangen: damit, dass ich mitten in der Nacht die Hintertreppe der Dienstboten hinuntergeschlichen war, um Sebastian heimlich zu treffen. Es war nur recht, dass es auch so enden sollte. Während ich mich langsam die Stufen hinunterbewegte, kehrten all die gestohlenen Stunden mit Sebastian zu mir zurück. Zeiten der Liebe und des Lachens und des Entdeckens. Ich hörte seine Stimme; ich spürte den Zauber seiner blauen Augen und die Zärtlichkeit seines eindringlichen Blickes. Du siehst aus wie eine Wassernymphe, die ihre Gebete spricht ... Ich möchte alles über dich wissen ... Ich möchte dich wiedersehen ... Dieser vollkommene Moment, wenn wir zusammen sind, nur wir beide ... Ich möchte dich nie verletzen ... Ich liebe dich, Mädchen vom Meer ...
Vorsichtig schlich ich den staubigen Gang entlang und in den Stallhof. Ich würde nicht reiten, da ich es nicht riskieren konnte, gehört zu werden oder vom Pferd zu fallen. Stattdessen würde ich zu Fuß gehen, und ich hatte mich mit warmer Kleidung und Schuhen darauf vorbereitet. Außerdem hatte ich eine Karte und eine Taschenlampe bei mir und trug den silbernen Dolch in der Tasche, auch wenn ich nicht wusste, was ich damit hätte tun sollen. Aber er hatte einmal Sebastian gehört, und
immerhin bot er vielleicht ein bisschen Schutz, falls ich andere nächtliche Wanderer treffen sollte. So praktisch. So vernünftig. Gesunde, vernünftige Evie. Ich dachte, ich hätte sie für immer hinter mir gelassen.
Ich beeilte mich, vom Schulgelände wegzukommen, und hielt mich in den Schatten, versuchte, nicht dem Drang nachzugeben, einfach zu laufen. Der Himmel war verhüllt; Wolken zogen träge dahin. Ich kann bis zum nächsten Neumond aushalten , hatte Sebastian zu mir gesagt. Morgen Nacht würde der Neumond aufgehen, und Miss Raglan würde die Kontrolle über den Hexenzirkel an sich reißen und sich auf mich stürzen. Sollen sie doch kommen , dachte ich. Das, was sie haben wollten, hatte ich nicht mehr. Ich konnte ihnen den Talisman jetzt nicht mehr geben.
Aber ich wollte nicht mal einen einzigen Augenblick mit Gedanken an den Hexenzirkel verschwenden. Ich würde nicht zulassen, dass sie in dieser Nacht irgendwie mitspielten, wenn Sebastian und ich uns Lebwohl sagten. Während ich über die groben Grasbüschel der hügeligen Moorlandschaft stapfte, glitzerten die vertrauten Pfade im Sternenlicht, wild und einsam und frei. Ich hätte Angst haben sollen, so allein nachts draußen in den Moors , aber ich hatte keine. Ich war jetzt ein Teil dieses Ortes. Ich fürchtete oder hasste diese trostlosen Hügel nicht mehr, über die Agnes und Effie und Martha einst geschritten waren. Auf eine tiefgründige Weise war Wyldcliffe jetzt mein Zuhause geworden, und Sebastian war das Ende meiner Reise.
Plötzlich zerriss ein hoher, unmenschlicher Schrei die Luft; er kam vom Dorf her und erinnerte an das verzweifelte
Kreischen eines gequälten Tieres. Ich duckte mich instinktiv, und mein Herz pochte. Was war das gewesen? Ein Fuchs, der in eine Falle gelaufen war, oder ein kleines Kaninchen, das von einer Eule geschnappt worden war? Oder etwas noch Unheimlicheres? Ein Ritualmord: Blut und Fell und Knochen in Stücke gerissen und in der Nacht verstreut?
Jetzt hatte ich doch Angst. Ich wartete, kauerte eine ganze Ewigkeit schmerzhaft in der kalten Nacht, aber das einzige Geräusch, das ich hören konnte, war das Säuseln des Windes im Gras. Der Himmel über mir wirkte unendlich, und ich wartete, während die Erde sich unter meinen Füßen zu drehen schien und der Wind seine Lieder von endloser Sehnsucht sang.
Ich konnte nicht
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