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Girl Parts – Auf Liebe programmiert

Girl Parts – Auf Liebe programmiert

Titel: Girl Parts – Auf Liebe programmiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John M. Cusick
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auf dem Sofa, als sie ins Wohnzimmer platzte. Er blickte erschrocken auf.
    »Was ist los?«
    »Ich werde ihn anrufen.«
    Sie griff eilig nach dem Telefon. Sie hatte bereits die ersten drei Ziffern gewählt, bevor Charlies Finger auf die Gabel drückte und die Verbindung unterbrach.
    »Warum hast du das gemacht?«
    »Rose, wenn du ihn anrufst, werden sie dich hier aufspüren.«
    »Aber was ist, wenn …«
    Charlie schüttelte den Kopf.
    »Das ist süß von dir«, sagte sie und legte den Telefonhörer auf.
    »Gern geschehen.«
    »Aber es ärgert mich auch.«
    Rose ging zu ihrem Gartenstuhl zurück. Kurz darauf hörte sie die Fliegengittertür klappernd zufallen. Charlie setzte sich neben sie ins feuchte Gras, seine dunklen Locken bewegten sich leicht im Wind. Die Brise kräuselte die Oberfläche des Sees und hinterließ schattenhafte Spuren.
    »Er ist das ganze Universum«, sagte sie. »Was soll ich tun?«
    »Es gibt im Universum noch anderes außer David Sun, glaub mir.«
    »Aber er ist …« Rose bemühte sich, den Gedanken in Worte zu fassen. »Er ist mein ganzes Universum, auch wenn er es nicht für andere ist.« Sie schaute sehnsüchtig über den See. Sie wäre gern hinübergeschwommen oder vom Steilufer gesprungen und zu seinem Fenster geflogen. »Ich wünschte, mir würde jemand sagen, was ich tun soll.«
    Charlie seufzte. »So läuft das nicht. Du musst jetzt deine eigenen Entscheidungen treffen.«
    »Aber ich brauche ihn.«
    »Das denkst du nur. Du brauchst niemanden.«
    Das Wasser plätscherte am Ufer. Die Bäume raschelten. Rose riss für einen kurzen Moment ihren Blick vom See los und betrachtete Charlie von der Seite.
    »Brauchst du niemanden?«
    »Nein.«
    Er stand auf, wischte den Hosenboden seiner Jeans ab und machte Anstalten zu gehen. Dann stockte er, als hätte er etwas vergessen. »Du wirst dich eine Million Mal fragen: Was wäre, wenn. Was wäre, wenn ich etwas anders gemacht hätte? Was wäre, wenn ich anders wäre ?«
    »Und was passiert, wenn man das eine Million Mal gefragt hat?«
    Charlie schwieg einen Augenblick, dann sagte er: »Du hörst einfach auf zu fragen. Und lässt dich auf etwas Neues ein.«
    Sie wäre froh gewesen, wenn er ihr mehr erzählt hätte, aber jetzt ging er, und die Tür fiel mit einem Seufzer hinter ihm zu.
    Was wäre, wenn er gerade jetzt unterwegs wäre und mich suchte?
    Das war ein Was-wäre-wenn , dachte Rose. Fehlten nur noch 999999.
    Als Charlie das Haus wieder betrat, öffnete sich die Tür zum Labor seines Vaters. Thaddeus’ Gesicht tauchte in dem Spalt auf – ähnlich einer Ratte, die ihre Schnauze aus dem Loch streckt.
    »Hallo, Kumpel! Kannst du mal kurz reinkommen?«
    Das Glasgefäß mit dem inzwischen kalten Wasser stand immer noch, in eine Decke gewickelt, neben dem Sofa. Charlie setzte sich. Thaddeus lehnte sich mit verschränkten Armen gegen den Tisch. Seine Miene war ernst, doch der Ausdruck in seinen Augen war sanft.
    »Also. Wissen ihre Eltern, dass sie hier ist?«
    »Nicht wirklich«, sagte Charlie. »Sie … macht nur grade einiges durch.«
    »Ich vertraue dir«, sagte Thaddeus. »Nur sei vorsichtig. Vielleicht ist es dir nicht aufgefallen, aber da draußen sitzt ein ausgesprochen hübsches Mädchen. Und hübsche Mädchen, die soeben eine Trennung hinter sich haben, neigen zu emotionaler … lass dich einfach nicht als Lückenbüßer benutzen, hörst du?«
    »Also bitte, Dad.« Charlie stand wieder auf. »Ich bin nicht ihr Lückenbüßer.«
    »Sicher?«, sagte Thaddeus ruhig.
    »Ich bin völlig okay.«
    »Die schönsten Blumen haben oft das tödlichste Gift.«
    »Wir sind bloß befreundet.«
    Er wuschelte Charlie durchs Haar.
    Wieder allein in seinem Zimmer, fragte sich Charlie, ob er nicht doch nur ein Lückenbüßer war. Rose war eine Maschine, klar. Ein Nachbau blieb ein Nachbau, egal, wie überzeugend er wirkte. Er musste sich also wirklich keine Gedanken machen. Und außerdem fühlte er sich wohl in ihrer Gegenwart, ein Beweis, dass sie ganz sicher kein lebendiges Wesen war. Wäre sie lebendig gewesen, hätte er sie nicht so gernhaben können.
    Als Rose das nächste Mal die Fliegengittertür klappern hörte, ging die Sonne auf.
    Charlies Flipflops klatschten auf das nasse Gras. Er trug einen ausgefransten Morgenmantel.
    »Heißt du mit Nachnamen Hilton?«, fragte sie.
    »Hä?« Seine Augen waren verquollen. Er sah auf den Namen hinunter, der auf den Morgenmantel gestickt war. »Ach, das. Mein Vater hat ihn von einer Botanikertagung in

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