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Girl

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Titel: Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Thomas
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eher ein Fall von ›Hey, Doris!‹ als eine Unterleibsmassage. So eine Art Kuriosum – sorry, Bradley, ist nicht bös gemeint –, eine Art Schocker. Die Kerle schlagen die Beine übereinander, wenn sie seine Story lesen. Die Hälfte von denen weiß, ihre Frauen würden das Gleiche tun, wenn sie nur die Gelegenheit hätten.
    Aber alle sind fasziniert. Es ist wie, ›Hey, Doris, jetzt hör dir das mal an!‹ Die Leute wollen alle Details haben, und ich meine damit wirklich alle. Natürlich auf die geschmackvolle Art, nichts, vor dem man sich ekeln müsste.«
    Ich traute meinen Ohren nicht. »Was zum Teufel soll an meinem Zustand so geschmackvoll sein?«
    »Bradley …«, fing Mum an.
    »Ich gebe Ihnen die Details«, fuhr ich fort, mittlerweile auf hundertachtzig. »Sehen Sie das hier?«
    Ich griff nach einem durchsichtigen Plastikrohr, das neben mir am Bett lag. Es war etwa 25 Zentimeter lang und massiv, wie eine Mischung aus Briefbeschwerer und Dildo. »Sieht aus wie einer von diesen Obelisken, die Leute sich auf den Kaminsims stellen, wie? Aber in Wirklichkeit ist es ein Vaginal-Dilator. Ich habe ihn heute Morgen bekommen. Dreimal täglich, jeweils eine Viertelstunde, muss ich mir das Ding in den Schlitz schieben.
    Und zwar damit meine Muschi von innen gedehnt wird und nicht wieder zusammenwächst. Aber das allerschärfste daran ist – wie man mir heute Morgen demonstriert hat, als man mir das Ding zum ersten Mal reinjagte –, dass mein Arzt, der grossartige Mr. Mandelson, hineinschauen und meine Vagina aus nächster Nähe inspizieren kann. Nur um sicherzugehen, dass auch alles hübsch ordentlich verheilt.
    Und jetzt sagen Sie mir bitte, Mr. Horrocks, Verzeihung, Clive, wie genau wollen Sie das geschmackvoll unter die Leute bringen?«
    Eins muss man dem Kerl lassen, er liess sich äusserlich nicht das Geringste anmerken. »Werden Sie noch auf andere Art behandelt?« sagte er.
    »Ja, ich muss täglich Solbäder und -duschen nehmen, um Infektionen vorzubeugen. Und sehen Sie diese Tube hier?« Ich beugte mich wieder zu meinem Nachttischchen und griff nach etwas, das man für eine Zahnpasta Tube hätte halten können. Seitwärts war der Name BETADINE aufgedruckt. »Nur als kleiner Tipp«, sagte ich. »Putzen Sie sich damit bloss nicht die Zähne.«
    Ich schraubte den Deckel ab und drückte. Eine tiefrote, zähe Masse quoll hervor. »Sieht aus wie Tomatensugo für die Spaghettisosse, oder? Aber ich würde es auch nicht zum Kochen verwenden, denn es handelt sich um Jod-Vaginalgel. Das schmieren sie mir überall hin, damit es besser heilt. Ich habe noch nicht so genau hingeschaut, aber ich vermute mal, es sieht wenig appetitlich aus.«
    Mein armer Dad war ganz bleich geworden. »Bradley«, krächzte er, »um Himmels willen … deine Mutter …«
    Aber ihr ging’s prima. Nichts konnte sie mehr unterhalten als ein ausführlicher Bericht über die Unterleibsgeschichten anderer Leute. Ich denke, man brauchte sie nur mit fünf Millionen zu multiplizieren – eine ganze Nation neugieriger Klatschtanten –, und schon hatte man den Grund für den Marktwert meiner Geschichte. Horrocks hatte die Sache jedenfalls voll im Griff.
    »Ich sehe da gar kein Problem. Jeder Journalist, der sein Zeilengeld wert ist, könnte auf die schmerzhafte Prozedur von Dehnungsübungen, gefolgt von Heilbädern und Sonderbehandlungen hinweisen, mit denen Sie sich körperlich fithalten. Wir wollen nicht alles genüsslich auswalzen – nur der eine oder andere Hinweis, damit der Leser sich ein Bild machen kann.«
    Mum war inzwischen Feuer und Flamme. »Sie meinen also, äh … Clive … dass die ›Daily Mail‹ oder wer auch immer, nun … mit Fingerspitzengefühl über Bradleys Fall berichten würde. Und es gäbe keine Geschmacklosigkeiten. Nichts … Abstossendes.«
    Horrocks strahlte. »Absolut richtig, Mrs. B. Sie haben den Nagel voll auf den Kopf getroffen.« Du meine Güte, jetzt spielte er auch noch den Quizmaster. »Mir schweben da zwei bis drei Interviews vor und dazu vermutlich ein paar grossaufgezogene Bildberichte. Und wenn Sie dann Ihren ersten Boyfriend haben, Bradley, wird die Zeitung, die Ihre Story gekauft hat, natürlich auch darauf die Exklusivrechte haben wollen.«
    »Den Boyfriend können Sie sich gleich von der Backe putzen«, sagte ich.
    »Nichts für ungut«, sagte Florrocks mit seidenweicher Stimme, »das lässt sich leicht arrangieren. Es gibt genügend Leute, die sind für alles zu haben, wenn nur ihr Name in die Zeitung

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