Girl
kommt.«
Er machte eine Pause und wurde ernst. »Nun, es gibt da noch eine letzte Option, bei der vermutlich das meiste Geld winkt, nämlich zur ›Sun‹ oder zur ›News of the World‹ zu gehen. Die zahlen die unglaublichsten Summen. Aber ich muss Sie da gleich in einem Punkt warnen. Die werden mit ziemlicher Sicherheit ein paar Oben-ohne-Fotos verlangen.«
»Mein Sohn stellt auf keinen Fall seine Titten in der ›News of the World‹ zur Schau«, sagte Dad mit hochrotem Kopf.
»Ich persönlich«, sagte meine Mutter, immer noch ihrem letzten Gedankengang hinterherhängend, »lese die ›Daily Mail‹ ausgesprochen gern. Die hat Stil, sag ich immer.«
Drei Stunden später war der Deal unter Dach und Fach. Ich bin jetzt Exklusiveigentum der ›Daily Mail‹. Heute Nachmittag schicken sie einen ihrer Star-Reporter zu einem ausführlichen Interview vorbei – ich muss hübsch artig zu denen sein, und in der Zwischenzeit haben sie schon mal zwei Männer vom Wachdienst angeheuert, die mein Zimmer rund um die Uhr bewachen und aufpassen, dass auch ja kein Unbefugter einen Blick hineinwerfen kann.
Clive Horrocks hat zweihunderttausend Pfund rausgeschlagen. Fünfzigtausend gehen auf sein Spesenkonto. Kein Wunder, dass er sich so piekfeine Anzüge leisten kann. Immerhin bin ich um einhundertfünfzigtausend Pfund reicher, und das ist das Zehnfache meines Gehalts als Angestellter beim ›Practical Motoring Magazine‹ – glanzvolle Karriere in der Medienbranche, dass ich nicht lache: Tatsächlich hängt man den ganzen Tag bloss an der Strippe und versucht Werbeplätze loszuschlagen – und ich muss nichts weiter dafür tun, als das ganze Geschehen für die spätere Berichterstattung in einem Tagebuch festzuhalten.
Bei den ersten Eintragungen musste ich natürlich ein bisschen schummeln, aber ich denke, das ist die Sache wohl wert. Horrocks meint, die zweihundert Riesen seien bloss der Anfang, wenn dann erst noch Bücher, Filmrechte und so weiter hinzukämen. Egal, ich hätte lieber meinen Schwanz zurück.
20. November
Es sind immer wieder die Kleinigkeiten, die einen aus der Fassung bringen. Heute kam die süsse Schwester Jackie zu mir und sagte, zehn Tage nach der Operation könnte ich zum ersten Mal wieder baden. Ich habe natürlich ein Zimmer mit eigenem Bad, was das Ganze zu einer angenehmen und wenig aufsehenerregenden Angelegenheit machte. Sie liess also Wasser ein, und ich humpelte durchs Zimmer und glitt in die Wanne.
Offen gesagt, ich wagte nicht so genau hinzusehen, wie mein Körper aussah, jedenfalls nicht da unten. Ich versuchte, mich einfach nur zurückzulehnen und die Decke anzustarren. Aber eins fiel mir auf. Die ersten Tage nach der Operation hatte meine Brust höllisch geschmerzt, weil die Haut so stark angespannt war. Es fühlte sich an wie ein Ballon vor dem Zerplatzen. Und die Implantate ragten wie zwei Pyramiden in die Luft.
Jetzt aber scheint die Haut nachgegeben oder sich irgendwie verändert zu haben, denn die Implantate haben sich etwa anderthalb Zentimeter gesenkt. Ich kann meinen Finger in die kleine Wölbung zwischen Busen und Brustkorb legen, dort, wo die Haut übereinander lappt.
Ich nahm also mein Bad (obwohl das heisse Wasser dort, wo die Nähte und Narben waren, wie wahnsinnig brannte), wusch mir die Haare, stieg aus und trocknete mich so behutsam wie möglich ab. Dann fuhr ich mir mit der Zunge durch den Mund. Meine Zähne fühlten sich an wie Fellhandschuhe. Weiß der Himmel, wie ich aus dem Mund gestunken haben muss. »Die werd’ ich jetzt gründlich schrubben«, dachte ich.
Ich legte mir ein Handtuch um die Hüften, ging zum Waschbecken, und da starrte es mir direkt ins Gesicht, dieses Paar nackte Titten, das an meinem Körper hing. Es war das erste Mal, dass ich mich so im Spiegel erblickte, und meine erste Reaktion, bevor ich überhaupt nachdenken konnte, war ein Gefühl der Blösse, als ob noch andere zuschauen könnten. Ich nahm also das Handtuch von den Hüften und wickelte es mir um die Brust, gleich unter der Armbeuge, mit einem kleinen Knoten vorn, wie ich es bei Kate oder Lorraine schon hundertmal gesehen habe. Und ich wusste, solange diese verdammten Implantate in meinem Körper steckten, würde ich mein Handtuch eben auf diese Art binden.
Wie gesagt, es sind immer die Kleinigkeiten.
Ich war noch nicht lange aus dem Bad, als Mum mit neuen Weintrauben und einer Tüte Damenunterwäsche von Marks & Spencer anrückte. Sie enthielt einen Stapel Büstenhalter und zwei
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