Girl
aber der Zeitung kann man ja nie ganz trauen«, sagte sie.
Sie hielt eine Handvoll BHs in die Luft. »Ich habe dir vorsichtshalber sechs verschiedene Größen mitgebracht. Es ist immer besser, auf Nummer Sicher zu gehen, und die, die nicht passen, können wir jederzeit umtauschen. Eins will ich dir sagen, mein Lieber, es gibt nichts Unbequemeres als ein schlecht sitzender Büstenhalter.«
Sie drückte mir den ersten aus ihrer Kollektion in die Hand. »Probiere den hier mal«, sagte sie. »Na los, zier dich nicht so. Ich habe mich bei deiner Schwester jahrelang um diese Dinge gekümmert. Da werde ich es bei dir wohl auch schaffen.«
Jetzt, wo sie etwas zu tun hatte, kam sie mit der Situation besser zurecht. Solange sie in Gedanken mit irgendwelchen Kleinigkeiten beschäftigt war, brauchte sie sich mit dem eigentlichen Problem nicht auseinanderzusetzen. Offen gesagt, ich konnte ihre Strategie verstehen. Im Augenblick allerdings kämpfte ich mit dem Büstenhalter.
»Verflixt, Mum, wie kriegt man diese Dinger denn zu? Ich meine, ich habe sie anderswo oft genug aufgemacht, aber diese Häkchen hier rauben mir noch den letzten Nerv.«
Ich hatte beide Arme hinter dem Rücken verdreht und versuchte das Teil zuzumachen. Je weiter ich sie nach hinten bog, desto stärker spannte die Haut vorne auf der Brust. »Aua!« rief ich.
Meine Mutter zeigte wenig Mitleid. »Hör auf, Bradley, wenn du deiner Lorraine häufiger beim Ankleiden als beim Auskleiden zugeschaut hättest, wüsstest du sehr viel besser Bescheid, wie so etwas geht. Komm her. Gib mir den Büstenhalter«, sagte sie.
Sie nahm ihn mir aus der Hand und legte ihn mir aufgeknöpft und verkehrtherum um den Oberkörper, so dass die beiden Häkchen sich mehr oder weniger unter meiner Brustmitte befanden. »So, und jetzt mach ihn zu«, sagte sie.
Als ich damit fertig war, drehte sie den BH mit dem Verschluss nach hinten. »Nun ziehst du die Träger über die Arme, o. k.? Na, wie fühlt sich das an?«
Schmerzhaft. Die beiden Körbchen waren viel zu klein für meine Brüste. Sie schnitten mir ins Fleisch und drückten es an den Rändern wulstig nach aussen. Zudem war das Band auf dem Rücken so eng, dass es sich wie ein Klammergriff von Hulk Hogan anfühlte. »Du brauchst eine Nummer Größer«, sagte sie und stöberte in ihrem Wäschehaufen.
Der nächste war viel zu gross. Wir brauchten noch zwei weitere Anläufe, aber dann hatten wir endlich das Passende gefunden. Meiner Meinung nach war er unten zu eng, aber Mum sagte: »Er muss fest sitzen. Es hilft nichts, wenn er dir hochrutscht, sobald du den Arm hebst.« Und tatsächlich war es so, dass ich mich jetzt, wo meine Titten stramm und fest von zwei Nylonkörbchen gehalten wurden, wohler fühlte als zu irgendeinem Zeitpunkt nach der Operation.
»Das war jetzt einer in 95 B. Wie sitzt er?« fragte Mum.
»Ausgezeichnet, danke«, sagte ich, und sie strahlte vor Zufriedenheit.
Nachdem sie gegangen war, erschienen die Dinge allerdings in einem weniger rosigen Licht. Ich betrachtete mich eine ganze Weile im Badezimmerspiegel. Es war ein verdammt komischer Anblick, soviel war klar.
Ich habe beispielsweise keine sonderlich behaarte Brust, aber da ist dieses merkwürdige kleine Büschel um meine Brustwarzen, und auch meine Beine sind üppig bewachsen. Und mein Kreuz und mein Bizeps gehören eindeutig einem Kerl. Wie ich Mr. Mandelson schon sagte, ich bin ziemlich gut in Form. Na ja, ich war es zumindest.
Und jetzt sehe ich aus wie das Ergebnis eines dieser lustigen Malspiele … also die, wo man immer einen bestimmten Teil des Körpers malen muss und erst ganz am Schluss sieht, was die Leute vor einem gezeichnet haben.
Mein Kopf, meine Schultern und meine Arme sehen genauso aus wie immer. Aber dann sind da diese unglaublichen Titten – in diesem einen Punkt hatte die ›Sun‹ recht. Sollte ich jemals eine Freundin mit solchen Prachtböllern kriegen, dürfte ich mich glücklich schätzen. Nur mit dem Unterschied, dass sie bei ihr zum Rest des Körpers passen würden. Meine sehen aus wie auf die Brustmuskulatur aufgepflanzt, so als habe mir jemand vorne zwei Luftballons angeheftet.
Und zu guter Letzt ist da noch … na ja, eben das … obwohl sich alles noch im Rohzustand befindet, und dann diese kräftigen Männerbeine.
Wenn ich ernsthaft über meine Situation nachdenke, ist doch alles ziemlich deprimierend. Ich schäme mich nicht zuzugeben, dass ich nach meinem Heulkrampf vor Mr. Mandelson noch ein paarmal geweint
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