GK0017 - Dr. Satanos
auch.
Als er vor seinem Office ankam, wagte er es nicht, den Karton vom Gepäckträger zu nehmen. Er fuhr mit seinem Fund in den Stall, wo er sein Fahrrad immer abstellte. Dann erst lief er ins Haus. Mary, seine Frau, war wach geblieben.
»Was war los, Jim?«
Brown mußte erst einen dreifachen Whisky trinken, ehe er antworten konnte.
Doch dann flossen ihm die Worte wie Wasser über die Lippen.
Mary Brown war bei der Erzählung ihres Mannes immer bleicher geworden. Nur mit Mühe unterdrückte sie ein Schluchzen. Sie hatte die rechte Hand auf den Mund gepreßt.
Als Konstabler Brown fertig, war, klebten seine Sachen am Körper. Die Geschichte hatte ihn mehr mitgenommen, als er sich eingestehen wollte.
»Was hältst du davon, Mary?« fragte er seine Frau.
Mary Brown setzte dreimal an, ehe sie antworten konnte. »Das – das… war… Dr. Satanos…«
***
Wild schäumte die Brandung gegen die Klippen der englischen Südwestküste. Hier in Cornwall schien die Zeit stehengeblieben zu sein. Jahrhundertealte Tradition hatte dem Fortschritt getrotzt.
Hinter den steil aufragenden Klippen begann das weite Land. Vereinzelt lagen die Dörfer in der großen Ebene. Die Menschen, die hier lebten, glaubten noch an Geister und Gespenster. Hexen und Dämonen spielten in ihrem Lebensalltag eine Rolle. Alte Sagen und Legenden wurden von Generation zu Generation übertragen.
Zwischen den Klippen lag das Schloß. Niemand konnte sagen, wann es gebaut worden war, doch die Vergangenheit dieses Schlosses kannte jeder.
Es war eine blutige Vergangenheit. Keiner der Besitzer war eines natürlichen Todes gestorben.
Und so ging die Sage um, daß diese Toten niemals Ruhe finden konnten, daß sie um Mitternacht aus ihren Sarkophagen stiegen und unstet durch die Gegend irrten.
Tatsache war, daß das Schloß vor drei Jahren den Besitzer gewechselt hatte. Ein Ausländer hatte es gekauft. Niemand in den Dörfern kannte seinen Namen, kaum einer hatte ihn je zu Gesicht bekommen, und die, die ihn gesehen hatten, erzählten schreckliche Dinge.
Die Leute gaben dem Besitzer des Schlosses einen Namen.
Dr. Satanos!
Niemand traute sich auch nur in die Nähe des Schlosses. Ein junger Mann aus Blyton hatte es einmal versucht. Er war von den Klippen ins Meer gestürzt. Fischer hatten seinen zerschmetterten Körper gefunden.
Von nun an ließ man das Schloß in Ruhe.
Und so kam es, daß dieser Dr. Satanos ungestört seine grausamen Forschungen durchführen konnte.
Über Jahre hindurch, bis zum schrecklichen Ende. Als die Menschen in Cornwall dies begriffen, war es fast zu spät…
In dem großen Raum herrschte eine bedrückende Stille. Dicke, bis zum Boden reichende Vorhänge waren vor die Fenster gezogen worden. Auf dem großen, runden Eichentisch brannte ein Leuchter mit fünf Kerzen.
Der Schein fiel auf einen Mann, der in einem Sessel mit hoher Rückenlehne saß und ein Buch las.
Der Mann war Dr. Satanos!
Er war ein großer, hagerer Typ mit schwarzen, straff zurückgekämmten Haaren. Die hochstehenden Wangenknochen ließen auf slawische Abstammung schließen. Am bemerkenswertesten waren die Augen des Mannes. Sie waren fast schwarz, und manchmal glühten sie in einem satanischen Feuer. Dr. Satanos besaß keine Augenbrauen, und das verlieh seinem Gesicht einen noch dämonischeren Zug.
Irgendwo in dem großen Schloß ging eine Tür.
Dr. Satanos ließ das Buch sinken und wartete gespannt ab.
Schritte klangen auf.
Dann ging die schwere Tür zu Dr. Satanos’ Arbeitszimmer.
Ein Krüppel betrat den Raum. Sein Atem ging keuchend, und aus seinen Mundwinkeln troff Speichel.
In demütiger Haltung blieb der Krüppel vor seinem Herrn stehen.
»Was gibt es, Tom?« Dr. Satanos’ Stimme klang spröde.
Tom zuckte zurück. Seine langen Arme mit den übergroßen Händen zuckten. Er duckte sich tiefer.
Dadurch kam der Höcker auf seinem Rücken noch mehr zur Geltung.
»Ich warte auf eine Antwort, Tom.«
»Ich habe ihn verloren, Herr!« stieß Tom abgehackt hervor.
Dr. Satanos atmete scharf aus. »Wen hast du verloren?«
Tom zögerte mit der Antwort. Er kroch noch mehr in sich zusammen. »Den Kopf, Herr.«
»Was?« Satanos sprang auf. Das Buch, in dem er gelesen hatte, fiel auf den Boden. Mit schnellen Schritten eilte Satanos zu dem großen Schrank, der außer Büchern auch noch einige andere Sachen enthielt.
Ruckartig riß er die Schranktür auf. Seine Hände griffen in ein bestimmtes Fach.
Als Satanos herumfuhr, hielt er eine kurzstielige
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