GK0034 - Friedhof der Vampire
zu einem Vampir. Sie bekommen Ihren Sarg und werden darin tagsüber auf dem Friedhof der Vampire schlafen. Aber nachts werden Sie mit uns auf die Jagd nach Menschenblut gehen. Erinnern Sie sich noch an die Kugel, Inspektor?«
Und ob sich John daran erinnerte. Er hatte sich in einem Sarg liegen sehen. Fast sah es so aus, als sollte diese Voraussage eintreffen.
Während Grace Winlow sprach, hatten sich die anderen Vampire von ihren Plätzen erhoben und einen Kreis um John Sinclair gebildet.
Der Inspektor sah in gräßliche Fratzen, die nur eins gemeinsam hatten: Die nadelspitzen Vampirzähne!
John wich langsam zurück, versuchte, den Kreis zu vergrößern, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben.
Grace Winlow stieß einen Fauchlaut aus.
Das Angriffssignal für die anderen. Gemeinsam warfen sie sich auf den Inspektor.
John Sinclair hatte keine Zeit mehr, nach dem Holzpflock zu greifen.
Dürre Finger mit langen Nägeln versuchten ihm das Gesicht aufzukratzen, sich wie Messer in seine Haut zu bohren.
Den ersten Schlag, den John austeilte, bekam eine Vampirfrau mitten ins Gesicht. Sie wurde zurückgeschleudert, behinderte dadurch zwei ihrer Gefährten, und John bekam etwas Luft.
Doch schon hing ihm der nächste Gegner im Nacken. Krallenhände drückten in seinen Hals.
Wenn er jetzt nicht sofort handelte, war er verloren.
Ehe der Vampir seine Zähne in Johns Nacken bohren konnte, bückte sich der Inspektor, packte die Handgelenke des Untoten und schleuderte ihn über sich hinweg.
Doch das war vorerst seine letzte Aktion.
Die Bestien hängten sich plötzlich wie Kletten an ihn, zwangen ihn gemeinsam zu Boden.
John wehrte sich verbissen. Schlug in weiche, aufgeschwemmte Körper jagte seine Fäuste in die entsetzlichen Gesichter und zog doch den kürzeren.
Irgendwann lag er am Boden. Keuchend, ausgepumpt. Tritte trafen seinen Körper, sein Gesicht.
John sah, wie sich ein gräßlich entstelltes Frauengesicht über ihn beugte, fühlte die nadelspitzen Zähne an seinem Hals und war nicht in der Lage, etwas zu unternehmen.
»Laß sein!« hörte er Grace Winlows Stimme. »Er gehört mir. Noch soll er einige Zeit leben. Er wird uns nicht entkommen.«
Die weiteren Worte der Alten hörte John nicht mehr, denn ein Schlag gegen den Kopf ließ ihn in tiefe Bewußtlosigkeit versinken.
***
Eine seltsame Musik riß Vince Tucker aus dem Schlaf. Verwirrt fuhr er in seinem Bett hoch und öffnete die Augen. Rabenschwarze Finsternis umgab ihn. Vince brauchte einige Zeit, um sich zu besinnen, wo er überhaupt war. Schließlich setzte sein Erinnerungsvermögen wieder ein.
»Verdammt noch mal«, fluchte er. »Gibt’s denn hier kein Licht?«
Wütend stand er auf und tastete sich im Dunkeln zu dem Lichtschalter an der Wand. Er drehte ihn herum.
Nichts geschah.
»Das gibt es doch nicht«, knurrte Tucker und ging in Richtung Schrank, denn dort hatte er vorhin eine Kerze entdeckt.
Vince zog die knarrende Schranktür auf und fummelte mit den Händen herum. Schließlich fand er die Kerze oder vielmehr den Kerzenstummel.
Vince’ Feuerzeug lag auf dem Tisch. Er schnippte es an und hielt die Flamme gegen den Docht des Kerzenstummels.
Zuckend flackerte das Kerzenlicht auf und warf lange Schatten an die Wände des Zimmers.
Vince träufelte etwas Talg auf den Tisch und stellte die Kerze dann darauf.
Anschließend griff er nach seinen Zigaretten.
Während er rauchte, lauschte er unbewußt der Harfenmusik. Sie war fremd für Vince Tucker, der, wenn er schon Musik hörte, sich nur an Pop- und Beatmusik ergötzte.
Aber diese hier?
Richtig unheimlich.
Vince überlegte, ob er nicht zu seinem Kumpan hinübergehen sollte. Aber dann dachte er daran, daß Al ihn wahrscheinlich auslachen würde und ihn als einen Angsthasen und Feigling…
Vince dachte den Gedanken nicht mehr zu Ende, denn er sah in dem flackernden Kerzenlicht, wie sich unendlich langsam die Türklinke nach unten bewegte.
Vince drückte die Zigarette auf dem Tisch aus.
Wer wollte um diese Zeit noch zu ihm.
Al? Nein, der wäre mit einem Satz im Zimmer gewesen.
Verdammt, hätte er doch nur nicht die Maschinenpistole im Wagen gelassen.
Aber jetzt war es zu spät.
Vince Tucker, der auf der Bettkante saß, konnte seinen Blick nicht von der Tür lösen.
Knarrend schwang sie nach innen. Eine Hand wurde sichtbar. Eine Frauenhand.
Vince Tucker stand unbewußt auf, bereit, sich seiner Haut zu wehren.
»Aber was ist denn mit Ihnen?« drang eine weiche Frauenstimme an sein
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