GK0034 - Friedhof der Vampire
wär’s.«
»Inspektor. Was – was… steht denn da auf der Ladefläche des Wagens?« fragte Lilian mit zitternder Stimme. »Ist es – ist es… ein Sarg?«
John nickte.
»Ist – ist… er leer?«
»Ich weiß es nicht, Mrs. Dexter.«
Lilian schauderte. »Wollen Sie nachsehen?«
»Ja. Aber Sie nicht.«
John kletterte auf die Ladefläche und sah sich den Sarg genauer an. Es war ein Fichtensarg.
John begutachtete die Verschlüsse. Sie waren primitiv, und man konnte sie ohne Mühe aufbekommen.
Was John Sinclair auch tat.
Dann hob er den Deckel ab. In dem Sarg lag ein Mann.
John zuckte zusammen, als er hinter sich eine Bewegung spürte. Lilian Dexter. Sie war ihm nachgeklettert.
»Ich habe Ihnen doch ges…«
Lilians Aufschrei erstickte Johns weitere Worte. Die Frau deutete mit zitternden Fingern auf den Toten.
»Das ist Gil«, flüsterte sie tonlos und brach zusammen.
Lilian Dexter war ohnmächtig geworden. Sie lag mit dem Oberkörper auf dem Buggy, während ihre Beine halb auf der Deichsel lagen.
John Sinclair ließ den Sargdeckel fallen und beugte sich über die Ohnmächtige.
Er hätte es sich denken können, daß Gil Dexter in dem Sarg lag. Er hätte nicht nachschauen sollen. Doch jetzt war es für Vorwürfe zu spät.
Zuerst einmal mußte John Sinclair die ohnmächtige Lilian in Sicherheit bringen.
Aber wohin.
Zurück nach Bradbury? Unmöglich, das würde zu viel Zeit kosten. Hier liegen lassen konnte er sie auch nicht. Also in das Gasthaus. John hatte vorhin Stimmen gehört. Vielleicht waren doch normale Menschen dort.
Er mußte es einfach darauf ankommen lassen.
John Sinclair sprang vom Wagen und nahm die ohnmächtige Lilian Dexter auf beide Arme. Während er mit ihr auf das Gasthaus zuging, spürte er deutlich den Druck des angespitzten Stuhlbeins, das er sich an der Seite in den Gürtel gesteckt hatte. Es war seine einzige Waffe gegen Vampire.
Schnell hatte John die Eingangstür des Gasthauses erreicht. Die Stimmen waren, so schien es ihm, noch lauter geworden. Auch hörte er deutlich Gelächter an sein Ohr dringen.
John ging leicht in die Knie und drückte mit dem Ellenbogen probehalber auf die Klinke.
Die Tür war offen.
Langsam schwang sie nach innen.
John Sinclair betrat mit der ohnmächtigen Lilian das unheimliche Gasthaus.
Unter einer Tür fiel ein schwacher Lichtstreifen her. Von dort kamen auch die Stimmen.
John biß sich auf die Lippen.
Sollte er mit seiner Last in die Gaststube gehen? Nein, dies erschien ihm zu riskant. Wenn, dann allein.
John sah rechts die Umrisse einer Treppe, die nach oben führte.
Der Inspektor setzte sich langsam in Bewegung und legte die ohnmächtige Lilian unter der Treppe ab. Das mußte als Versteck erst mal reichen.
Auf Zehenspitzen schlich John zurück.
Für einen Moment blieb er vor der bewußten Tür stehen und klopfte dann gegen das Holz.
Die Stimmen verstummten schlagartig.
Schritte näherten sich der Tür.
John trat unwillkürlich zurück. Dann wurde die Tür aufgezogen.
Ein junges schwarzhaariges Mädchen sah John an.
Der Inspektor war für einen Moment perplex. Alles hätte er erwartet, nur das nicht.
Charles Mannerings Funkspruch fiel John Sinclair wieder ein. »Habe ein Mädchen kennengelernt. Sie ist ein Vampir!«
»Treten Sie doch ein, Sir«, sagte das Mädchen. »Gäste sind immer willkommen.«
John quälte sich ein Lächeln ab und ging an der Schwarzhaarigen vorbei in die Gaststube.
Sechs Gesichter starrten ihn an. Vier Männer und drei Frauen.
Sie waren alle gekleidet wie vor 200 Jahren, und über ihren Schultern lagen dunkle Umhänge.
Es waren Vampire!
Diese Erkenntnis traf John wie ein Peitschenhieb. Und ihm wurde auch klar, daß er in einer Falle saß.
John kreiselte herum und starrte genau in das Gesicht des schwarzhaarigen Mädchens.
Was vorhin schön wie ein Engel gewesen war, glich jetzt einer Höllenfratze.
Das Gesicht war eingefallen. Runzeln und Falten hatten sich gebildet, und die dolchartigen Vampirzähne stachen wie weiße Nadeln hervor.
Es war das Gesicht der Wahrsagerin.
»Seien Sie willkommen, Inspektor Sinclair«, sagte Grace Winlow und lachte teuflisch…
John Sinclair versuchte die Ruhe zu bewahren.
Es war nicht das erstemal, daß er es mit Vampiren zu tun hatte, deshalb wußte er, daß Panik kein Ausweg war.
Grace Winlow kicherte hohl. »Inspektor, Ihr Tod steht fest«, stieß sie haßerfüllt hervor. »Vielmehr das, was Sie Tod nennen. In Wirklichkeit aber werden Sie zu einem Untoten,
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