GK0049 - Dämonos
huschte er die Treppe hoch.
Der Gesang wurde lauter.
John knipste die Lampe aus.
Er hatte schon die Hälfte der Stufen hinter sich gelassen und merkte plötzlich, daß es hier wesentlich heller war als unten in dem Verlies.
Es war ein flackerndes Halbdunkel. Fackeln gaben solch ein Licht.
John schlich vorsichtig höher. Dabei preßte er sich immer eng gegen die Wand.
Dann hatte er die letzte Stufe erreicht, und im gleichen Augenblick hörte er eine dröhnende Stimme rufen: »Die Göttin Li Ten Sai.«
John trat einen Schritt vor und sah die nackten Rücken von zig Menschenleibern.
Wie auf ein geheimes Kommando ließen sich die Männer plötzlich auf die Knie fallen.
John hatte freie Sicht.
Was er sah, raubte ihm fast den Atem.
Auf dem Altar in der Mitte der riesigen Felsenhalle lag eine Frau.
Samantha Croydon!
Sie lag auf dem Rücken, und über ihr stand eine Gestalt, die einen schwarzen Umhang trug und einen gekrümmten Dolch in der Hand hielt.
Das mußte dieser sagenhafte Dämonos sein.
Johns Blick wanderte weiter, erfaßte innerhalb von Sekundenbruchteilen fast jede Einzelheit in der Halle – und er sah die Scheibe, hinter der die riesigen Augen lauerten.
Die Göttin! Das mußte sie einfach sein.
John dachte an seinen Ausflug in die Geisterwelt, daran, daß er die beiden Augen schon einmal gesehen hatte – und jetzt…
Die Männer, die an den Wänden des Tempels verteilt standen, hatten ihre Gesichter auf den Boden gepreßt. Dabei sangen sie weiterhin Lieder in einer John unbekannten Sprache.
Dämonos beugte sich tiefer zu der auf dem Altar liegenden Samantha Croydon hinab. Die Hand mit dem Dolch näherte sich ihren Augen. Nur noch ein winziges Stück, dann…
Das war genau der Moment, in dem John Sinclair vorsprang…
***
Die drei Männer standen in der Fabrikhalle und rauchten. Sie konnten ihre Nervosität nicht verbergen. In immer kürzeren Abständen glühten die roten Punkte der Zigaretten auf.
»Langsam frage ich mich, ob es richtig war, den Inspektor allein gehen zu lassen«, sagte der Corporal Jerry Quinly und trat die Zigarettenkippe mit dem Absatz aus.
Sein Kollege zuckte die Achseln. »Er hat es ja so angeordnet. Noch ist die Zeit nicht verstrichen.«
»Trotzdem habe ich ein komisches Gefühl«, erwiderte Quinly und begann langsam auf und ab zu gehen.
Dave Callum überlegte schon die ganze Zeit, ob er nicht lieber verschwinden sollte. Aber er hatte nicht den Mut, zu fragen. Immer wieder blickte er zu dem Gullydeckel hin. Er kam ihm wie der Einstieg zur Hölle vor.
Dave wollte gerade etwas sagen, als Quinly einen Zischlaut ausstieß. »Still!«
Die Männer hielten den Atem an. Wie Statuen standen sie in der halbdunklen Halle, durch deren offene Tür das Scheinwerferlicht des Streifenwagens fiel.
»Hört ihr denn nichts?« flüsterte Quinly.
Sein Kollege nickte heftig. »Doch, Jerry. Das sind Tritte. Die kommen von unten. Aus dem Gully«, raunte er.
»Wird wohl der Inspektor sein«, meinte Quinly.
Die Männer atmeten auf. Sicher, der Corporal hatte recht. Es gab für sie keine andere Möglichkeit.
Plötzlich knirschte der Gullydeckel. Langsam, millimeterweise wurde er hochgedrückt.
Quinly trat vor.
»Inspektor, wir…«
Die nächsten Worte blieben ihm buchstäblich im Hals stecken. Das schlitzäugige Gesicht eines Chinesen starrte zu ihm hoch.
Ein Ruck – und der Gullydeckel fiel krachend nach hinten.
»Vorsicht!« brüllte der Corporal und sprang zurück.
Doch da war der Chinese schon draußen. Mit einer gedankenschnellen Bewegung riß er seinen gekrümmten Dolch aus dem Gürtel und federte auf den überraschten Quinly zu.
Doch der Corporal war geistesgegenwärtig zur Seite gesprungen. Die Klinge wischte dicht an seiner Brust vorbei.
Auch Quinlys Kollege hatte seine Schrecksekunde überwunden. Er hatte sich ein Brett gepackt, lief ein paar Schritte vor, schwang das Brett über seinen Kopf und donnerte es dem Chinesen in den ungeschützten Rücken.
Der Kerl wurde nach vorn geschleudert und krachte auf den Bauch, drehte sich jedoch sofort wieder herum und griff Quinlys Kollegen an.
Der Corporal hielt inzwischen seinen Gummiknüppel in der Hand.
Er schlug knallhart zu.
Der Knüppel streifte die Schläfe des Chinesen, brachte diesen aus der Richtung, und der Messerstich – auf die Brust des Bobbys gezielt – drang dem Polizisten in die Schulter.
Schreiend brach der Mann zusammen.
Der Chinese riß gedankenschnell das Messer aus der Wunde.
Fauchend warf er
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