GK0057 - Die Bräute des Vampirs
oberen Rand des Tores und sprang.
Mit beiden Füßen zuerst landete er auf dem Kiesweg. Der Aufprall dröhnte bis in sein Gehirn.
Bill verzog das Gesicht und rannte los. Mit keuchenden Lungen und verzerrtem Gesicht kämpfte er gegen den von vorn kommenden Wind an.
Keiner der beiden Kämpfenden hatte ihn bisher gesehen.
Aber jetzt bemerkte ihn der Kerl.
Bill sah, wie der Mann das Mädchen losließ, es kurzerhand auf den Rasen schleuderte und den Reporter breitbeinig erwartete.
Zwei Meter vor dem Kerl blieb Bill stehen.
»Dr. Barow!« keuchte Bill. »Sei verdammt!«
Der Vampir stieß einen schrecklichen Fauchlaut aus und kam auf Bill zu.
Der Reporter wich zurück. Überdeutlich kam ihm zum Bewußtsein, daß er keine wirksame Waffe bei sich hatte, mit der er dem Vampir begegnen konnte.
Er war allein auf seine Fäuste angewiesen.
Die rechte Hand des Vampirs schoß vor.
Geschickt wich Bill aus, tauchte unter dem Schlag hinweg und gelangte durch drei rasche Schritte in den Rücken des Untoten.
Dr. Barow reagierte etwas zu langsam.
Bill hatte blitzschnell den langen nassen Umhang des Vampirs gepackt und ihn Dr. Barow mit einer kräftigen Bewegung über den Kopf gezogen.
Jetzt konnte der Vampir nichts mehr sehen, war für wenige Sekunden ausgeschaltet.
Bill dachte nicht an sich, sondern an das Mädchen.
Er schnappte sich die bewußtlose Brenda und zog sie weg in Richtung Tor, wollte sie in den Büschen verstecken.
Doch Dr. Barow gab nicht auf. Er hatte sich schneller befreit, als Bill annahm.
Der Reporter ahnte die Gefahr. Instinktiv wirbelte er herum.
Gleich einer riesigen Fledermaus flog der Vampir auf ihn zu und begrub ihn mitsamt dem Mädchen unter sich.
Der schwere Körper preßte Bill in den weichen Boden. Der Reporter wußte, daß er um sein Leben kämpfen mußte.
Er bäumte sich auf, zog die Knie an und versuchte, den Vampir wegzustoßen.
Er schaffte es nicht. Gnadenlos drückte ihn der schwere Körper nach unten. Zwei gekrümmte Hände suchten seinen Hals, fanden ihn und legten sich wie Klammern um seine Kehle. Dazu preßten ihm die Knie des Unheimlichen die Luft aus den Lungen.
Ein verzweifeltes Gurgeln entrang sich Bills Kehle.
Weit riß er die Augen auf. Dicht über sich sah er die furchtbare Fratze des Blutsaugers, die spitzen Zähne, die darauf warteten, ihm den Lebenssaft aus dem Körper zu saugen.
Bill wehrte sich verbissen, versuchte sämtliche Tricks, trommelte mit seinen Fäusten gegen den Körper des Untoten, doch all seine Angriffe zeigten keine Wirkung.
Kein Laut drang über die Lippen des Vampirs, während die knochigen eiskalten Hände immer stärker zudrückten.
Längst bekam Bill keine Luft mehr, auch das Gesicht sah er nur noch verschwommen.
Aber noch einmal bäumte sich sein Lebenswille auf. Das letzte Fünkchen, das in seinem Körper steckte, breitete sich aus zu einer wilden Flamme.
Bill legte die Hände links und rechts neben seinen Kopf, warf sie dann blitzschnell vor und stieß dem Vampir jeweils die Daumen in die Augen.
Es half!
Der Kopf des Untoten wurde nach hinten geworfen, der Griff um Bills Kehle lockerte sich, und der Reporter konnte unter den würgenden Händen wegrollen.
In einer Reflexbewegung zog er das rechte Bein an und ließ es gleich darauf wieder vorschnellen.
Sein Fuß traf den Vampir am Hals.
Bill sah nicht mehr, wie Dr. Barow zurückflog, eine sekundenlange Ohnmacht setzte ihn außer Gefecht.
Doch der Untote war noch voll da. Für ihn war nur das Mädchen wichtig. Seine dritte Braut.
Sofort stürzte er sich auf die immer noch bewußtlose Brenda Porter, zog sie hoch, warf sie sich über die Schulter und lief mit ihr auf die Hecke zu, in die er bei seiner Ankunft ein Loch geschnitten hatte.
Als Bill wieder klar denken konnte, sah er den Vampir gerade noch verschwinden.
Tränen der Wut, der Enttäuschung, traten dem Reporter in die Augen.
Er wollte aufspringen, hinterherlaufen, doch seine Beine versagten ihm den Dienst.
Auf allen vieren kroch Bill voran, erreichte schließlich das Loch in der Hecke und hörte im gleichen Moment einen Automotor aufbrummen.
Bill warf sich förmlich durch das Loch.
Dann hatte er die andere Seite erreicht. Genau in dem Augenblick, in dem Dr. Barow mit seiner kostbaren Beute abfuhr.
Er fuhr ohne Licht. Trotzdem erkannte Bill in dem Wagen einen dunklen Mercedes. Bill sah seinen eigenen Porsche ein paar Meter weiter stehen und wußte gleichzeitig, daß er nicht in der Lage war, jetzt die Verfolgung
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