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GK0080 - Das Höllenheer

GK0080 - Das Höllenheer

Titel: GK0080 - Das Höllenheer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie bebte an allen Gliedern, lehnte mit dem Rücken gegen die Tür und dachte doch nicht einen Moment an Flucht. Die rechte Hand des Mönchs verschwand unter seiner gelben Kutte. Als sie wieder hervorkam, hielten die Mörderfinger einen spitzen Stab umklammert. Der Stab war durchsichtig und funkelte im Lampenlicht in unzähligen Farben.
    »Es ist der Stab der Rache«, sagte der Mönch. »Er ist Jahrtausende alt und von der Göttin selbst erschaffen worden. Durch diesen Stab wirst du als Mensch die Hölle der Dämonen kennenlernen, wirst in einem ewigen Feuer dahinsiechen.«
    Der Mönch hob den Arm. Jetzt endlich erwachte Mary-Lou aus ihrer Erstarrung, »Nein!« flüsterte sie. »Ich will nicht sterben. Bitte, laßt mich leben! Ich werde alles tun, ich werde alles…«
    »Zu spät, Abtrünnige!«
    Der Stab glitzerte vor Mary-Lous Augen. Sie sah die Spitze, scharf wie ein Diamant. Mit einer verzweifelten Bewegung warf Mary-Lou Nikuta sich vor, prallte mit einem letzten Aufbäumen gegen die Gestalt des Unheimlichen. Der Mönch wurde von dem plötzlich Angriff überrascht. Er wich automatisch zurück. Dadurch bekam die Frau seine Maske zu fassen. Mit einem Ruck riß sie sie ab!
    Das Entsetzen sprang sie an wie ein Tier. Der Mönch hatte kein Gesicht!
    Eine blaugraue, schwammige Fläche bot sich den Augen der Frau. Und plötzlich begann die Fläche zu strahlen, wurde immer heller und schien mit einem leisen Knall zu zerplatzen. Aber das sah Mary-Lou bereits nicht mehr. Bewußtlos lag sie am Boden. Ihre Nerven hatten nicht mehr mitgespielt. Dieser Mönch beugte sich über die leblose Frau. Dann stieß er mit dem gläsernen Dolch zu.
    Die Göttin Kalhori hatte ihre Rache vollendet.
    ***
    Schneeflocken tanzten wie kleine, glitzernde Punkte durch die Luft. Es war kalt, und dazu fegte noch ein schneidender Februarwind über London. Wer in dieser Nacht nicht unbedingt hinaus mußte, blieb in der Wohnung hinter dem warmen Ofen oder Heizung hocken. Anders die beiden Männer.
    Sie standen in einer Einfahrt, einigermaßen geschützt vor dem kalten Wind. Sie trugen dicke, fellgefütterte Wintermäntel und hatten die Kragen hochgeschlagen.
    »Wenn wir uns hier umsonst die Füße anfrieren, kündige ich dir die Freundschaft«, sagte der große, blondhaarige Mann und unterdrückte gewaltsam ein Niesen. Sein Begleiter schüttelte den Kopf.
    »Sei doch nicht so verdammt ungeduldig. Wenn ich sage, dort drüben ist es, dann stimmt das. Mein Informant ist zuverlässig.«
    »Wie heißt noch das Sprichwort? Irren ist menschlich.«
    »Bei dir vielleicht.«
    »Da hast du sogar recht, mein lieber Bill«, erwiderte John Sinclair. »Ich mache den Fehler nicht noch einmal und suche mir dich doch als Freund aus.«
    John Sinclair und Bill Conolly beobachteten das Haus schon über zwei Stunden. Bill hatte gehört, daß sich dort eine Sekte versammeln sollte, die irgendeinen Dämon oder den Teufel anbetete.
    Und John Sinclair interessierte sich immer für solche Dinge. John Sinclair war Inspektor bei Scotland Yard. Er war praktisch die Ein-Mann-Feuerwehr dieser Organisation und wurde nur dort eingesetzt, wo normale kriminalistische Mittel versagten.
    Immer wenn etwas Übersinnliches im Spiel war, trat John Sinclair in Aktion. Er hatte in seiner kurzen Laufbahn schon die haarsträubendsten Abenteuer erlebt, die ein normal denkender Mensch kaum begreifen konnte. Dabei war John Sinclair oft nur knapp mit dem Leben davongekommen, und es war immer eine Frage, ob er auch den nächsten Fall überstehen würde, denn wer sich mit der Welt der Geister und Dämonen anlegt, bleibt meistens der zweite Sieger.
    John Sinclair hatte die Dreißig eben überschritten, war groß, sportlich durchtrainiert und hatte blondes, kurzgeschnittenes Haar. Seine Augen blickten meist etwas spöttisch, und um seine Mundwinkel lag immer ein jungenhaftes Lächeln. Man hätte diesen Mann eher für einen Tennis-Star halten können, als für einen Geister-Killer.
    Sein Freund Bill Conolly, mit dem er in dieser zugigen Toreinfahrt stand, war Reporter von Beruf. Er arbeitete nach seiner Heirat als freier Mitarbeiter bei allen großen Magazinen der Welt, und was John Sinclair als Beruf hatte, war bei ihm Hobby. Sehr zum Leidwesen seiner jungen, außerordentlich hübschen Frau Sheila, die auch schon in manches Abenteuer mit hineingezogen worden war.
    Das Haus, das die beiden Männer beobachteten, lag in einer schmalen Straße im Londoner Stadtteil Soho. Hier schien die Zeit stehengeblieben

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