GK0085 - Amoklauf der Mumie
Augen zu reiben.
»So, mein Junge. Jetzt mach mal den Mund auf, wo ist dein Kumpan?«
Der Fellache stotterte irgend etwas in seiner Heimatsprache.
»Du sollst Englisch reden!« brüllte Cornelius. »Vorhin hast du es ja gekonnt!«
»Er… er hat Angst bekommen und ist weggelaufen!« keuchte der Fellache.
»Ich bin als einziger zurückgeblieben.«
Cornelius lachte. »Um so besser für mich.«
Der Fellache hatte die Arme wieder fallen lassen, sein Gesicht war angeschwollen. Tränen quollen aus seinen mißhandelten Augen. Wankend stand er da. Professor Cornelius riß das Gewehr an die Wange.
»Neinnn!«
Wie ein Blitz war Tessa Mallay bei dem Mann und schlug ihm das Gewehr nach oben. Wieder fauchte eine Kugel in den Nachthimmel.
»Ein Mord reicht!« schrie Tessa. Sie klammerte sich an den Professor, und es gelang ihr, ihn zu Fall zu bringen.
»Verdammtes Biest!« fluchte Cornelius, sprang auf und schlug Tessa mit dem Gewehrkolben in die Hüfte. Weinend brach das Mädchen in die Knie. Der Professor kümmerte sich nicht um sie, sondern sah sich wild um. Doch der Fellache war verschwunden. Er hatte die Zeit genützt und sich in dem Felsenwirrwarr versteckt. Es hatte keinen Zweck, ihn zu suchen. Wütend schlug Cornelius den Gewehrkolben auf den Boden. Mit schweren Schritten stampfte er zu der auf der Erde liegenden Tessa hin. Sekundenlang starrte er auf sie herab, bereit, den Kolben gegen ihren Kopf zu schmettern.
»Tun Sie’s doch!« kreischte Tessa.
»Los, Sie Mörder!«
In dem Gesicht des Professors arbeitete es. Hart traten seine Wangenmuskeln hervor. Die Augen funkelten tückisch. Dann stieß er gepreßt den Atem aus und wandte sich schwerfällig ab.
»Los, stehen Sie auf. Wir fahren!«
Von einem Augenblick zum anderen fiel die Spannung von Tessa ab und machte einem erlösenden Weinen Platz. Sie hatte noch einmal Glück gehabt. Noch wußte sie allerdings nicht, daß die Schrecken erst für sie begonnen hatten…
***
Den einen Jeep hatten sie zurückgelassen. Auch das Zelt und allen anderen unnötigen Kram. Für Professor Cornelius gab es nur ein Ziel. Die Mumie mußte unter allen Umständen England erreichen.
Koste es, was es wolle. Und Cornelius war nicht der Mann, der sich von einem einmal gefaßten Vorhaben abbringen ließ. Er hatte die Karte genau studiert. Sie befanden sich in den nördlichen Ausläufern der Nubischen Wüste. Er wollte nicht in die nächste Stadt zurückfahren. Man würde sich dort zu leicht an ihn erinnern, und wahrscheinlich würde es auffallen, daß vier Leute fehlten. Es war dann nicht schwer, weitere Rückschlüsse und Folgerungen zu ziehen. Professor Cornelius hatte sich einen anderen Plan ausgedacht. Er wollte bis nach Quinto durchfahren, eine Strecke von ungefähr 400 Meilen. Diese Fahrt grenzte fast an ein Selbstmordunternehmen, trotzdem ging Cornelius von seinem Entschluß nicht ab. An Tessa Mallay dachte er dabei nicht. Sie mußte mitkommen, so oder so, wollte sie nicht im heißen Sand verdursten. Wasser hatten sie genug. Auch Sprit. Zum Glück war der Jeep ziemlich geräumig. Er war etwas umgebaut worden, besaß eine größere Ladefläche. Dorthin hatten sie auch die Mumie gelegt. Wohl verpackt in eine Holzkiste, die sie schon vorher mitgenommen hatten. Noch in der Nacht brachen sie auf. Es ging über mit Schlaglöchern gespickte Wüstenpisten immer nach Norden. Und dann kam die Sonne. Gnadenlos brannte sie auf das ausgedörrte Land. Schon bald waren die Körper der beiden Menschen ausgelaugt. Tessa machte die Hitze am meisten zu schaffen. Sie lag in einer Art Dämmerzustand auf dem Rücksitz des Jeeps. Erbarmungslos drosch Professor Cornelius den Wagen weiter. Meile um Meile fraßen die Räder. Eine lange Staubfahne markierte den Weg. Der Tag ging vorbei. Fast ohne Übergang kam die Nacht. Auch jetzt legte Cornelius noch keine Pause ein. Erst gegen Mitternacht hielt er an. Tessa war eingeschlafen. Cornelius mußte sie wecken, damit sie etwas Wasser trinken konnte. Professor Cornelius und die Studentin schliefen auf der Stelle ein, bis wieder der rotglühende Feuerball im Osten auf ging. Abermals begann die Höllenfahrt. Gegen Mittag hatten sie die Hälfte der Strecke geschafft. Die Luft war so heiß, daß der Atem wie mit glühenden Nadeln in den Lungen stach. Doch dann hatten sie Glück. Eine Oase tauchte vor ihnen auf. Wie Fremdkörper stachen die Palmen aus dem öden Wüstensand.
Cornelius beschloß, den Tag hier zu verbringen. Natürlich wurden sie bestaunt und
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