GK0094 - Doktor Tod
Gehwerkzeuge aus.
»Ist für mich auch noch Platz da, du Strickstock?« rief eine Mädchenstimme und schob Hanks Beine kurzerhand zur Seite.
»Jill hat heute wieder ihren Energischen!« rief Hank lachend und schob seiner Freundin einen Stuhl hin.
»Ihr seid natürlich zu spät«, konnte sich Helen nicht verkneifen zu sagen. »Deshalb müssen wir schnell entscheiden, was wir heute unternehmen.« Helen sah jeden an. »Vorschläge, los…!«
Lange Gesichter, selbst Hank zuckte mit den schmalen Schultern. Jill, ein zierliches Persönchen mit Pferdeschwanz und strahlend blauen Augen, hob den Kopf. »Wie wäre es mit einer Fahrt aufs Land?«
»Um Kartoffeln zu pflanzen, was?« knurrte Nick.
»Quatsch. Ich meine eine richtige irre Landtour. So mit allem Drum und Dran.«
»Und ‘ner Nummer im Heu!« schnappte Hank.
Dafür kassierte er einen Tritt.
Die anderen lachten.
»Spaß beiseite, Kinder«, sagte Helen. »Wo soll’s denn hingehen?«
»Ich habe heute eine Reklame in der Zeitung gesehen«, sagte Jill. »In Tonbridge, das ist irgendwo südlich von London, ist schwer was los. Sie haben da einen ganz duften Jahrmarkt aufgezogen. Mit Geisterbahn und Gruselkabinett.«
»Gruselkabinett?« schrie Nick. »Mensch, Hank, da brauchst du dich gar nicht mal zu verkleiden. Dich können sie so reinstellen.«
Hank sprang auf und schob die Oberlippe hoch. »Haaa«, grunzte er, »sehe ich nicht schon aus wie Dracula?« Er beugte sich über Jill. »Ich werde dein Blut aussaugen. Ich werde…«
Jill konnte sich vor Lachen kaum halten. »Hör auf, Hank. Es reicht, wenn ich gleich Vampire zu sehen bekomme.«
Hank setzte sich wieder hin. Seine Augen strahlten. Dieser Vorschlag war genau nach seinem Geschmack. »Nun, was meint ihr?« sprach er die beiden anderen an.
»Wir sind einverstanden«, sagte Helen schnell.
»Worauf warten wir dann noch? Los!« Hank sprang auf.
Die vier Leute stürmten lachend nach draußen. Bezahlt hatten sie schon.
Vor der Pizzeria parkte Hanks Wagen. Ein alter 2 CV. Er war bunt angestrichen und für ihn genau der richtige fahrbare Untersatz.
Unter großem Gelächter wurde der Wagen geentert.
Hank saß hinter dem Lenkrad. »Kennst du überhaupt den Weg?« fragte Helen von hinten.
»Nee.«
Jill kramte unter dem Beifahrersitz herum und fand eine Karte.
»Da. Lesen kannst du ja.« Sie warf ihrem Freund die Karte auf den Schoß.
Die Strecke war schnell gefunden. Und dann ging es ab.
Jill schaltete das Autoradio ein. Bald war das Innere des Wagens vom Rhythmus heißer Popmusik erfüllt.
Die Laune der vier jungen Leute stieg ständig.
Noch ahnten sie nicht, daß sie in ihr Verderben fuhren.
Nach zwei Stunden gemütlicher Fahrt – unterbrochen von einigen Pausen – erreichten sie Tonbridge.
»Sollen wir sofort auf den Jahrmarkt gehen?« fragte Nick.
Die anderen waren dagegen. Man beschloß, den Abend abzuwarten und sich die Zeit solange mit Spaziergängen zu vertreiben.
Die Gegend um Tonbridge war hügelig. Es gab sogar einige höhere Berge, die mit Wald bewachsen waren und zum Spazierengehen einluden.
Die Stunden vergingen wie im Flug.
Kurz bevor die Dämmerung eintrat, kehrten die vier wieder nach Tonbridge zurück.
Schon von weitem hörten sie die Musik.
»Mensch, da scheint ja sagenhaft was los zu sein!« rief Hank begeistert. Unwillkürlich beschleunigte er seine Schritte.
»Langsam, wir kommen ja gar nicht mit.« Jill war ärgerlich.
»Hat ja nicht jeder so lange Stelzen wie du.«
Hank wandte sich wieder um und spielte Vampir.
Die anderen mußten wieder lachen, ob sie wollten oder nicht.
Der Jahrmarkt tauchte auf.
Karussells, Buden, Schießstände – alles gab sich hier ein Stelldichein. Es roch nach gebrannten Mandeln, Popcorn und Malzbonbons. Es herrschte ein sagenhafter Betrieb. Stimmengewirr brandete durch die einsetzende Dunkelheit.
Aus den Lautsprechern jaulten die Hits des Monats.
»Da ist die Geisterbahn«, rief Jill plötzlich. »Los, wer fährt mit?«
»Alle!« schrie Helen.
Sie stürmten auf die Kasse zu. Schnell waren die Karten gelöst, und dann ging es ab.
Schmatzend schlugen die Türen hinter dem ersten Wagen zu.
Monster, Skelette, Tote – sie tauchten in rascher Reihenfolge auf und verschwanden ebenso schnell.
Manchmal mußten die Frauen wirklich im letzten Augenblick einen Schrei unterdrücken, wenn plötzlich eine kalte Hand über ihre Gesichter fuhr oder ein Monster besonders schlimm aussah.
Dann war die Fahrt zu Ende.
Die Wagen zischten auf der
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