GK0134 - Die Drachenburg
kam John vor wie der Schlund der Hölle, und Tok-El holte noch zu einem letzten verzweifelten Kraftakt aus.
Er schleuderte die rechte, bewegliche Hälfte des Körpers hin und her, versuchte John abzuschütteln.
Der Geisterjäger klammerte sich fest. Selbst die rechte Pranke konnte ihn nicht erwischen. Sie fegte etwa einen Meter an ihm vorbei.
Wieder schoß die Zunge vor.
Da feuerte John.
Die blitzende Kugel verschwand in dem weit aufgerissenen Rachen des Götzen.
Tok-El stieß ein schauriges Gebrüll aus. Sekundenlang war er aus dem Konzept gebracht worden, dachte er nicht mehr an seinen menschlichen Gegner.
John visierte die Augen an.
Dann schoß er.
Er jagte die restlichen fünf Kugeln aus dem Magazin. Und jedes der Geschosse traf.
John überzeugte sich nicht davon, ob er mit seiner Methode Erfolg gehabt hatte, er verließ so schnell es ging den luftigen gefährlichen Platz.
Und das war gut so.
Die letzten Meter sprang der Oberinspektor. Er hatte kaum den Boden berührt, da trieb ihn Janes Angstschrei wieder hoch.
Ein gewaltiges Krachen und Knirschen erfüllte plötzlich die Höhle. Während John auf die Detektivin zurannte, blickte er sich noch einmal um.
Tok-El lag im Sterben.
Sein Drachenschädel war auseinandergeflogen. Eine Feuersäule schoß gegen die Decke des Gewölbes. Die steinerne linke Seite des Götzen platzte weg wie eine dünne Haut. Kopfgroße Felsbrocken zischten durch die Luft, und John zog unwillkürlich den Schädel ein.
Dann hatte er Jane Collins erreicht und zog sich mit ihr sofort tiefer in die Höhle zurück.
Das Brüllen des unheimlichen Götzen steigerte sich noch um ein vielfaches. John und Jane hatten das Gefühl, den Weltuntergang mitzuerleben.
Steine, Staub und Feuer vermengten sich zu einem höllischen Inferno. Die Erde bebte und dann klafften plötzlich die ersten dicken Risse im Felsgestein.
Ein Teil der Decke stürzte hinein in den lodernden Feuerschlund des Götzen.
»Weg!« schrie John Sinclair. Er packte Jane an der Hand und rannte mit ihr den Gang entlang. Mit der Linken zog John die Taschenlampe hervor, und während hinter ihnen das Gewölbe und auch ein Teil des Ganges zusammenstürzte, erreichten sie unbeschadet die Falltür. Sie kletterten durch die quadratische Öffnung und gelangten in den Brunnenschacht.
»Kannst du klettern?« fragte John und grinste erleichtert.
»Mal sehen.«
Jane Collins packte die erste Sprosse. John stützte die Detektivin etwas ab, um ihr den Anfang zu erleichtern. Jane Collins schaffte es. Vielleicht war es auch die Angst, hier unten doch noch lebendig begraben zu werden, die ihr diese Kräfte verlieh.
Noch drei Steigeisen, dann hatte Jane es geschafft. John schob die Detektivin in die Höhe, kippte sie förmlich über den Brunnenrand.
Ermattet blieb Jane Collins neben dem Brunnen liegen. Gierig saugte sie die frische Luft in ihre Lungen.
John Sinclair ging es auch nicht viel besser. Er ließ sich neben Jane fallen und flüsterte mit heiserer Stimme: »Ich glaube, wir haben es geschafft!«
»Ja!« Janes Antwort war nur ein Hauch. Sie stützte sich mit beiden Händen ab und kam auf die Knie.
Ihr Blick irrte über den Burghof. Sie sah die beiden toten Drachen und plötzlich hatte sie das Gefühl, von einer eiskalten Knochenhand berührt zu werden. Ihre Nackenhaare stellten sich quer, und in ihrem Magen schien ein dicker Kloß zu sitzen.
Auf der Treppe zum Schloßportal stand eine Gestalt.
Der Count of Blackmoor!
***
»John!«
Janes angstvoller Ruf riß den Geister-Jäger aus seiner Lethargie. Er stemmte sich hoch und sah die Gestalt im gleichen Augenblick.
Der Count blickte sie an und verzog das Gesicht zu einem satanischen Lächeln.
»Noch lebe ich!« donnerte seine Stimme auf. »Ihr habt einen Teilsieg errungen. Tok-El wird sterben. Ich spüre bereits seinen Todeskampf in mir. Doch ich werde zusammen mit dieser Burg in das Reich der Geister und Dämonen eingehen, um meine erneute Rückkehr vorzubereiten. Irgendwann; John Sinclair, werden wir uns wiedertreffen.«
Der Oberinspektor war aufgestanden.
Aus fünf Yard Entfernung sahen sich die beiden Todfeinde in die Augen.
Und während John noch darüber nachdachte, wie er den Count of Blackmoor packen konnte, begann dessen schreckliche Verwandlung.
Der Kopf veränderte sich, er wurde lang und bekam eine grüne schuppige Haut. Die Augen quollen hervor, die Hände wurden zu Klauen, genau wie die Füße. Ein gezackter Kamm erschien auf dem Schädel des
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