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GK0148 - Der Voodoo-Mörder

GK0148 - Der Voodoo-Mörder

Titel: GK0148 - Der Voodoo-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und mit hochgesteckten Haaren blickte die Männer mißtrauisch an.
    »Wollen Sie zu wem?« fragte sie und versperrte demonstrativ den Weg.
    John setzte sein Sonntagslächeln auf. »Gewiß, Madam«, sagte er. »Wir hätten gern mit Mr. Jory gesprochen.«
    »Oh.« Die Frau spitzte die farblosen Lippen. »Das tut mir leid, Mr. Jory ist nicht mehr da. Er hat das Haus schon sehr früh verlassen. Es ist eigentlich gar nicht seine Art, aber – na ja, vielleicht hatte er noch etwas zu besorgen.«
    »Das wird es wohl sein«, vermutete John. »Sie wissen nicht zufällig, wo Mr. Jory hingefahren ist?«
    »Nein.« Plötzlich funkelte wieder Mißtrauen in den Augen der Frau. »Wieso fragen Sie eigentlich? Wer sind Sie überhaupt?«
    John war das Versteckspielen leid und präsentierte seinen Dienstausweis.
    »Um Himmels willen, Scotland Yard«, hauchte die Frau. »Was hat Mr. Jory denn verbrochen?«
    »Gar nichts, Madam. Wir wollen ihn nur wegen einer Zeugenaussage sprechen«, log John.
    »Also nein, da kann ich Ihnen wirklich nicht helfen. Ich weiß nur, daß er weggefahren ist. Allerdings nicht allein.«
    »So?«
    »Ja, Sir. Ich meine, ich habe die Person nicht gesehen, die bei ihm war, aber als ich aufstand, hörte ich Schritte auf der Treppe. Und nicht nur von einer Person.«
    »Sie haben nicht zufällig noch aus dem Fenster geschaut?« flüsterte John im Verschwörerton.
    »Aber Sir, wofür halten Sie mich?«
    »Für eine ehrenwerte Frau – natürlich. Aber es hätte ja mal sein können.«
    John kannte solche Frauen zu Genüge. Sie hatten den lieben langen Tag nicht viel zu tun und kümmerten sich eigentlich nur um das Privatleben ihrer Nachbarn.
    Die Frau stellte sich auf die Zehenspitzen. Ihr Mund näherte sich John Sinclairs Ohr. »Ganz unter uns, Sir. Ich habe doch aus dem Fenster geschaut und Mr. Jory auch gesehen. Er war nicht allein. Ich habe zwei Frauen bei ihm gesehen.«
    »Kannten Sie die Damen?« fragte John.
    »Nein. Außerdem sah ich nur ihre Rücken, als sie in den Wagen einstiegen.«
    »Danke, Madam, Sie haben mir sehr geholfen«, sagte John.
    Die Frau lächelte geschmeichelt. »Das habe ich doch gern getan.«
    Die beiden Beamten gingen wieder zu Johns Bentley. »Sollen wir uns die Wohnung dieses Jory nicht ansehen?«
    »Ich habe keinen Hausdurchsuchungsbefehl«, erwiderte John.
    »Mist. Und jetzt?«
    John schloß die Beifahrertür auf. »Wir lassen eine Fahndung anlaufen. Jory muß gefunden werden.« John hatte sicherheitshalber ein Foto aus Jorys Personalakte mitgenommen.
    So rasch wie möglich fuhren die Männer zurück zum Yard-Gebäude. Innerhalb von Minuten wurde eine Großfahndung eingeleitet. Dieses unsichtbare Netz erstreckte sich über ganz London, und es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann sich der Bibliothekar darin verfing.
    Trotzdem hatte John Sinclair ein ungutes Gefühl. Er gab zu, daß er Jory unterschätzt hatte. Er mußte während seiner Zeit auf Haiti die Kunst des Voodoo-Zaubers erlernt haben. Dieser gräßliche Kult, der Leichen zum Leben erweckte, war wohl das Schlimmste, was man sich vorstellen konnte.
    Oberinspektor Sinclair wollte keine Minute mehr ungenutzt verstreichen lassen. Er wollte noch den Friedhofswärter sprechen, dem die lebende Leiche begegnet war.
    »Kommen Sie mit?« fragte er Kommissar Mallmann.
    »Aber sicher. Nur…«
    »Ja?« John hob fragend die Augenbrauen.
    »Also, wenn ich ehrlich sein soll, John. Ich glaube an den ganzen Zauber nicht. Voodoo, das ist doch was für Horror-Autoren mit viel Phantasie. Mag sein, daß es irgendwelche übernatürlichen Dinge gibt, aber lebende Leichen – na, ich weiß nicht.«
    John Sinclair lächelte nur. Dann sagte er: »Sie werden sich noch wundern, Kommissar.«
    ***
    Henry Bolz war noch immer mit den Nerven fertig. So schnell konnte er den Schock nicht verkraften. Seine Frau hatte einen Arzt kommen lassen, der dem Totengräber eine Beruhigungsspritze gegeben hatte.
    Als John Sinclair und Kommissar Mallmann bei Henry Bolz klingelten, öffnete ihnen dessen Frau. Sie hatte verweinte Augen und sah sehr verstört aus.
    John wies sich aus und bat um Einlaß.
    Schweigend gab die Frau die Tür frei.
    Henry Bolz lag auf der Couch, bleich im Gesicht wie ein Leichentuch. Er hob kaum den Kopf, als die beiden Beamten den Raum betraten.
    »Da ist Besuch für dich, Henry«, sagte Mrs. Bolz.
    »Ich will niemanden sprechen.«
    »Die Gentlemen sind Polizeibeamte, keine Reporter.«
    So etwas wie Interesse flackerte in Bolz’ Augen auf.

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