GK0148 - Der Voodoo-Mörder
durch eine dunkle Schlucht ging und darauf wartete, aus dem Hinterhalt abgeschossen zu werden, dabei aber gar nicht wußte, wer überhaupt seine Feinde waren.
Terroristen? John wollte es einfach nicht glauben. Bisher hatte er diesen Leuten nicht auf die Zehen getreten. Wenigstens nicht bewußt.
Superintendent Powell traf eine Viertelstunde später ein als John. Er rief Sinclair sofort in sein Büro und bot ihm mit einer knappen Geste einen Platz an.
»Sie sehen müde aus, Oberinspektor.«
John grinste schmal. »Raten Sie mal, wie lange ich geschlafen habe, Sir.«
Powell putzte umständlich seine Brillengläser. »Denken Sie, mir ist es besser ergangen?« Er setzte sich die Brille mit den dicken Gläsern wieder auf. »So, dann wollen wir mal zur Sache kommen.«
Auf dem Schreibtisch lagen bereits die ersten Untersuchungsergebnisse der Mordkommission und Fahndungsabteilung.
Die beiden toten Killer hatten Fito Gomez und Ramon Batista geheißen. Sie waren staatenlos gewesen und hatten keinen festen Wohnsitz gehabt. Gesucht wurden sie in Frankreich und in den Vereinigten Staaten. In England waren sie bis zum vorherrschenden Tag noch nicht in Erscheinung getreten. Doch ihre Gesichter waren auch bei der Sonderabteilung von Scotland Yard bekannt, die sich speziell mit Terrorismus beschäftigte.
»Über die Kerle kommen wir nicht weiter«, meinte Powell.
»Oder wenigstens vorläufig nicht«, schränkte er ein. »Durch sie Verbindungen zu anderen Gruppen aufzudecken, nimmt zuviel Zeit in Anspruch. Sie müssen es eben auf einem anderen Weg versuchen, Oberinspektor.«
»Victor Jory«, sagte John nur.
»Genau.«
»Ich hatte sowieso vor, ihn um neun Uhr zu besuchen. Bin gespannt, welche Antworten er auf meine Fragen hat.«
»Bestimmt keine guten«, meinte Powell und reichte John die Fotos der beiden Killer hinüber. »Halten Sie ihm die vor die Nase. Mal sehen, wie Jory reagiert.«
John steckte die Bilder ein.
Das Telefon auf Powells Schreibtisch summte. Der Superintendent hob ab, hörte dem Anrufer einen Moment zu und sagte dann: »Bringen Sie ihn zu mir.«
Powell grinste säuerlich. »Der BKA-Beamte ist da.«
»Dann kann ich mich ja verziehen«, meinte John und wollte sich erheben.
»Sie bleiben hier, Oberinspektor. Schließlich sollen Sie ja mit dem Mann zusammenarbeiten.«
»Wenn’s sein muß.«
Drei Minuten später betrat Kommissar Will Mallmann das Dienstzimmer des Superintendenten. Er begrüßte die beiden Beamten mit festem Händedruck. Auf John blieb sein Blick ein wenig länger haften. Dann sagte er in fließendem Englisch: »Sie sind also der berühmte John Sinclair. Ich freue mich, daß wir zusammenarbeiten werden.«
»Ganz meinerseits«, sagte John, dem Mallmann gar nicht mal unsympathisch war, »aber den berühmten John Sinclair können Sie vergessen. Ich habe nur Glück gehabt.«
»Nur keine falsche Bescheidenheit.«
Kommissar Mallmann war ein Mann, der die Vierzig schon überschritten hatte. Er hatte sich allerdings für sein Alter noch gut gehalten, wenn sich auch sein pechschwarzes Haar an der Stirn schon etwas lichtete. Mallmann hatte dunkle, etwas tief in den Höhlen liegende Augen und ein energisch vorspringendes Kinn. Seine Gesichtshaut war straff, leicht gebräunt und wies keinerlei Falten auf.
Superintendent Powell bot dem BKA-Beamten einen Platz an.
Kommissar Mallmann nickte dankend, stellte seinen Aktenkoffer auf die Knie und entnahm diesem einen schmalen Schnellhefter.
»Ich habe hier einige Unterlagen mitgebracht, die Sie vielleicht interessieren werden, Gentlemen. Aber lassen Sie mich kurz zusammenfassen. Wie Sie wissen, hatten wir auf dem Kontinent auch einige rätselhafte Todesfälle, wenn ich sie mal so bezeichnen darf. Primär geht es hier um eine gewisse Marion Baumann. Meine Kollegen haben sehr gut gearbeitet. Marion Baumann ist bei einer Freundin – sie heißt Karin Klinger – ums Leben gekommen. In den Stunden zuvor hatte sie Fräulein Klinger von ihrem Erlebnis in der vorhergehenden Nacht erzählt. Marion Baumann ist von dem Fahrer eines stahlblauen BMW mitgenommen worden. Der Fahrer ist mit ihr in ein einsam gelegenes Waldstück gefahren. Dort hat er das Mädchen betäubt, und als Marion Baumann nach einiger Zeit aus ihrer Bewußtlosigkeit erwachte, war der Mann verschwunden. Ihr war angeblich nichts passiert. Sie hat ihrer Freundin in Nürnberg alles haarklein erzählt, und diese hat uns dann die entsprechenden Hinweise gegeben. Der BMW war ein Leihwagen. Besagte
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